Von Frankenpost
Lang, lang ist‘s her. Die SpVgg Selbitz hat den Heimfluch in der Fußball-Landesliga beendet. Ausgerechnet am letzten Spieltag, rechtzeitig vor der Relegation. Denn für die Frankenwäldler geht es am Donnerstag in die Verlängerung der Saison. In zwei Runden müssen sie sich durchsetzen, um doch noch die Liga zu halten. Gegner in der ersten Runde ist der TSV Schammelsdorf. Das ergab die Auslosung der Relegationsrunden am Samstag.
Zum diesem Zeitpunkt feierten die Selbitzer aber bereits. Zumindest ein bisschen. Denn erstmals seit dem 21. Juli 2018 blieben die drei Punkte in Selbitz. Gegen den SC Großschwarzenlohe gelang eine fulminante Aufholjagd. Am Ende der regulären Spieldauer lag Selbitz noch mit 3:5 zurück. Dann fielen noch drei Tore für die Elf von Trainer Florian Narr-Drechsel.
Stunden nach dem ereignisreichen Samstag klingt Norbert Drobny, der sportliche Leiter der Selbitzer, schon wieder entspannt. Für ihn und das Selbitzer Team beginnt die Saison jetzt erst so richtig. Dass die Frankenwäldler wohl nicht um die Relegation herumkommen würden, stand eigentlich schon im Winter fest. Zu groß war der Rückstand aufs rettende Ufer. "Wir sind froh, dass die Mannschaft etwas fürs Selbstvertrauen gemacht hat", sagt Drobny. "So gehen wir mit positiven Gefühlen in die Relegation. Und wir können noch zulegen."
Denn gegen Großschwarzenlohe fehlten den Selbitzern einige wichtige Spieler. Marcel Findeiß fehlte aus privaten Gründen (Drobny: "Wenn es noch um etwas gegangen wäre, dann hätte er gespielt."), Torsten Drechsel und Albert Pohl schonten die Selbitzer. Alle sollen möglichst am Donnerstag wieder fit sein, wenn es gegen den West-Bezirksliga-Vizemeister um alles geht. "Wir hoffen, dass der ein oder andere zurückkommt", sagt Drobny.
Doch wer ist der TSV Schammelsdorf? Der Ortsteil der Gemeinde Litzendorf im Landkreis Bamberg (785 Einwohner) steht vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Seit dem Sommer 2015 spielt der Verein in der Bezirksliga - zuvor nur auf Kreisebene. "Natürlich haben wir auch Schammelsdorf beobachtet", sagt Drobny. "Sie leben nicht nur von der Euphorie, sondern können gut kicken. Nur, weil man einen Gegner nicht kennt, bedeutet das nicht sofort, dass es einfach wird. Sie spielen einen guten Fußball." Wohl auch, weil sie aus dem Spielerfundus im Bamberger Raum schöpfen können.
Trotzdem bleibt Schammelsdorf der große Unbekannte in der Relegation. Selbitz hätte sich wohl etwas mehr über das Duell gegen den Ost-Bezirksligisten BSC Saas Bayreuth gefreut. "Wir hätten sie auf jeden Fall besser gekannt", sagt Drobny. Aber vielleicht kommt es in der zweiten Runde zu diesem Duell, denn Bayreuth trifft auf den FC Coburg - und nur der Gewinner beider Relegationsrunden spielt künftig in der Landesliga. Eine gnadenlose Auslese. "Es wird kein Zuckerschlecken", so der sportliche Leiter der Frankenwäldler. Seine Prognose fürs Erstrunden-Match: 50:50. "Kleinigkeiten entscheiden. Es wird nicht die bessere Mannschaft gewinnen, sondern die, die besserer Mentalität hat. Es gibt keinen Favoriten."
Immerhin hat Selbitz den Vorteil, zuerst auswärts anzutreten. Das Hinspiel findet am Donnerstag, 18.30 Uhr, in Schammelsdorf, das Rückspiel am Sonntag, 16 Uhr, in Selbitz statt. "Vielleicht ist es ein kleiner Vorteil", sagt Drobny. Zumindest in der Theorie ist das Team im Vorteil, das zuerst auswärts antritt - siehe das Halbfinale in der Champions League zwischen Liverpool und Barcelona. Allerdings kollidiert diese Theorie mit der Selbitzer Realität: der Heimschwäche. "Wir sind zuhause nicht unbedingt eine Macht", sagt Drobny, "um vor eigenem Publikum ein Spiel noch zu drehen." Und noch ein Nachteil hat das erste Auswärtsspiel - und zwar ein logistisches. Einige Selbitzer Spieler müssen sich am Donnerstag mit ihrem Arbeitgeber darauf verständigen, etwas eher zu gehen. "Wir haben zum Glück rechtzeitig angekündigt, dass sie ihre Dienste so planen sollen, um mit dabei sein zu können", sagt Drobny, der ein Auswärtsspiel mit einiger Fahrzeit ahnte. "Noch gibt es keine Absagen."
Selbst wenn alle mit dabei sind, ist die Relegation alles andere als angenehm - empfindet jedenfalls der sportliche Leiter. "Das wird eine Knochenmühle. Wir kommen als Amateure trotzdem auf 40 Spiele. Dafür brauchst du einen 25-Mann-Kader, den wir nicht haben." Drobnys Alternativvorschlag: Eine Relegation mit nur einem Spiel auf neutralem Platz hätte es auch getan. Der aktuelle Modus zieht sich - im Fall der Qualifikation für die zweite Runde - noch eine weitere Woche. Die nächsten Spiele sind für Mittwoch und Samstag geplant.
Und selbst wenn Selbitz die Landesliga hält, seien Folgen für die neue Saison schon jetzt absehbar. "Du kannst dann eine Woche später schon wieder mit der Saisonvorbereitung beginnen. Damit ist dann leistungsmäßig die Hälfte der Hinrunde gelaufen."
Spielbericht eingestellt am 20.05.2019 09:08 Uhr