Der packende Aufstiegskampf der Landesliga Nordost wird immer heißer, bereits am Freitagabend gewann der 1.SC Feucht mit 5:2 gegen Großschwarzenlohe und eroberte damit zumindest über Nacht die Tabellenführung vom FC Eintracht Bamberg, auch der viertplatzierte SC Schwabach war beim 2:1 gegen Vorwärts Röslau erfolgreich. Entsprechend unter Druck standen die Domstädter im Heimspiel gegen den 1.FC Lichtenfels, nur mit einem Sieg würden die Blau-Violetten wieder den Platz an der Sonne einnehmen. "Uns hat zuletzt die Leichtigkeit gefehlt, dieses spielerische Element, was uns so stark macht. Außerdem fehlte uns gerade in Großschwarzenlohe die Ruhe, die wir unbedingt brauchen", formulierte FCE-Coach die Anforderungen an sein Team. Jene junge Mannschaft musste mit dem langfristigen Ausfall von Defensivspezialist Felix Popp nach der auf drei Partien reduzierten Sperre von Leitwolf Marc Reischmann den nächsten herben Rückschlag hinnehmen. Aufgrund einer Knieverletzung wird der kopfballstarke Verteidiger in diesem Kalenderjahr nicht mehr spielen können, seinen Platz in der Viererkette nahm der kuriosen 6:3-Erfolg in Großschwarzenlohe fehlende Simon Kollmer ein. Auch die Gäste reisten mit personellen Sorgen ins Fuchsparkstadion, fünf Akteure mussten passen, darunter mit Lukas Dietz ein Stammspieler, der sich erst am Mittwoch im Nachholspiel beim SV Friesen (1:1) verletzte. "Wir haben 38 Punkte, dabei soll es natürlich nicht bleiben. Grund zum Verstecken haben wir hier nicht", erklärte FCL-Übungsleiter Christian Goller. Damit war eigentlich alles gesagt und bei kaltem, aber freundlichem Wetter war alles für einen spannenden Fußballnachmittag angerichtet.
Gabriel Jessen (li.) will den Ball schlagen, wird aber vom früheren Bamberger Luca Ljevsic (re.) entscheidend gestört.
Hendrik Kowalsky
Vor 452 Zuschauern begann das Duell zwischen dem Tabellenzweiten und dem Neunten schleppend, die Abtastphase des Oberfranken-Klassikers zog sich gut zwanzig Minuten lang hin, nur unterbrochen von dem einzigen sauber herausgespielten Angriff des FC Eintracht. Aus dem rechten Halbfeld bediente Marco Schmitt den gestarteten Maximilian Großmann, der das Leder per Brust für den bereitstehenden Patrick Görtler abtropfen ließ. Sein Dropkick aus 14 Metern strich jedoch knapp über den Querbalken, Christoph Kraus im Lichtenfelser Tor wäre wohl chancenlos gewesen. Die Gäste aus der Korbstadt erwiesen sich zunächst als der erwartet kampfstarke und kompakte Gegner, Lukasz Jankowiak, der zu den Punkteteilungen dieser Woche jeweils den FCL-Treffer beisteuerte, bekam als einzige Spitze nur sehr wenige verwertbare Zuspiele. Nur selten spielte die Goller-Elf strukturiert nach vorne, der Abwehrverbund der Domstädter um Simon Kollmer und Maximilian Vetter wurde nur selten geprüft. Erst allmählich fanden die Gastgeber besser ins Spiel, in der 25. Minute bot sich Patrick Görtler die nächste aussichtsreiche Schussgelegenheit, von der Strafraumgrenze schloss der auf dem linken Flügel startende Offensivakteur zwar platziert, aber zu kraftlos ab. Es deutete sich ein Geduldsspiel an, zwar nahm der Anteil der technischen Fehler und ungenauen langen Bälle im Spielaufbau des FC Eintracht stetig ab, im letzten Drittel fehlten aber weiterhin die zündenden Ideen. In der 34. Minute gingen die Hausherren dennoch in Führung, denn als Tobias Linz aus dem Zentrum Maximilian Großmann anspielte, machte der Kapitän nur noch zwei Schritte und hob den Ball anschließend zur sehenswerten 1:0-Führung ins Lichtenfelser Tor! Ein klasse Treffer von Rückkehrer Großmann, der mit seinem gefühlvollen Schuss von der Strafraumgrenze Keeper Christoph Kraus kalt erwischte und die bis dato beste Phase der Hutzler-Elf einläutete. Gleich zweimal verpasste der starke Patrick Görtler den zweiten Treffer, erst schoss der antrittsstarke Angreifer nach schönem Solo aus 17 Metern drüber, ehe Görtler in Minute 41 den Torschrei auf den Lippen hatte. Von der rechten Strafraumkante brachte Tobias Ulbricht den Ball in den Strafraum, wo Großmann sauber zu Patrick Görtler zurücklegte. Aus dreizehn Metern zog der 20-Jährige sofort ab, donnerte den Ball aber nur an den Querbalken. Somit blieb es zur Pause bei der verdienten 1:0-Führung des FC Eintracht Bamberg, der FC Lichtenfels musste im zweiten Durchgang in der lahmende Offensive eine Schippe drauf legen.
Einen Schritt zu spät kommt Marco Schmitt (li.), das Abspiel von Christopher Schaller (re.) kann der Außenverteidiger nicht unterbinden.
Hendrik Kowalsky
So wenig Fabian Dellermann zwischen den Bamberger Pfosten im ersten Durchgang zu tun hatte, so sehr stand der Torhüter unmittelbar nach Wiederbeginn im Fokus. Keine dreißig Sekunden waren absolviert, da kombinierten sich die Gäste mit Leichtigkeit durch die Spielhälfte der Hausherren. Rechts am Strafraum setzte sich Lukasz Jankowiak durch und passte flach vor das FCE-Gehäuse, wo Christopher Schaller in sechs Metern Torentfernung den Ball annahm, anschließend jedoch am stark parierenden Dellermann scheiterte. Auch den Nachschuss konnte die Mannschaft von Michael Hutzler klären, dennoch wirkte der Aufstiegsaspirant gehemmt. Der FCL ergriff das Kommando und zeigte sich deutlich präsenter, in Minute 54 bot sich den Gästen eine aussichtsreiche Freistoßgelegenheit, den Schlenzer von Tobias Zollnhofer fischte Fabian Dellermann aber noch aus dem Giebel. Acht Zeigerumdrehungen später ging es nach einem Ballverlust der Bamberger ganz schnell, Lichtenfels setzte zum Konter an und als Lukasz Jankowiak über die linke Seite in den Sechzehner zog, stoppte ihn Robin Renner regelwidrig mit einem beherzten Griff an die Hose. Sofort zeigte Schiedsrichter Holger Hofmann auf den Punkt, eine korrekte Entscheidung, versuchte Renner, nachdem er unglücklich wegrutschte, Jankowiak eindeutig festzuhalten. Zum Strafstoß trat mit Luca Ljevsic ein ehemaliger Akteur der Blau-Violetten an, Pardon kannte der Zentrumsspieler aber keines. Flach links schob Ljevsic zum 1:1-Ausgleichstreffer ein und stellte die Uhren wieder auf Null! Der FC Eintracht kassierte also die verdiente Strafe für eine verschlafene Anfangsviertelstunde, wachte im Anschluss aber schnell auf und konterte den Ausgleich nur fünf Minuten später. Erneut war Patrick Görtler kaum zu stoppen, kurz vor der Strafraumgrenze wurde die Nummer Neun zu Fall gebracht. Den fälligen Freistoßball legte sich Lukas Schmittschmitt zurecht und diese Chance ließ sich der Spielgestalter nicht entgehen. Punktgenau schlenzte Schmittschmitt den Ball zum 2:1 in den linken Winkel und ließ die Gastgeber jubeln! Wütende Proteste richteten sich derweil von der Bank der Gäste in Richtung des Schiedsrichtergespanns, Alexander Grau und Christian Goller sahen im Einsatz gegen Görtler kein foulwürdiges Vergehen, eine Fehlentscheidung ist dem Referee aber nicht zu attestieren. Mittlerweile hatte die phasenweise mäßige Begegnung klar an Fahrt gewonnen, die Hutzler-Elf wollte den Vorsprung weiter ausbauen, aber auch die Korbmacher versteckten sich nicht und drängten auf das neuerliche 2:2. Tobias Ulbricht verpasste in der 75. Minute nur hauchdünn eine Schmittschmitt-Flanke, die Christoph Kraus anschließend über die Latte lenkte und damit eine spektakuläre Schlussphase einleitete. Neun Zeigerumdrehungen waren noch zu gehen, da gelang Maximilian Großmann mit seinem zweiten Treffer des Tages die vermeintliche Vorentscheidung. Wieder war Patrick Görtler mustergültig beteiligt, nach schnellem Antritt legte Görtler zu Gabriel Jessen auf die rechte Außenbahn hinaus, der sofort flach in den Strafraum passte, wo Spielführer Großmann die vermeintliche Vorentscheidung erzielte! Die Goller-Elf hatte aber noch nicht aufgegeben, in der 85. Minute gelang Christopher Schaller mit einem traumhaften Freistoßhammer in den linken Giebel der 2:3-Anschlusstreffer! Zittern musste der FC Eintracht aber nicht mehr lange, Lichtenfels warf nun alles nach vorne und wurde nur 120 Sekunden ausgekontert. Nach einem Tempogegenstoß wurde Tobias Ulbricht an der rechten Strafraumkante freigespielt wurde, seine flache Hereingabe drückte Patrick Görtler zum 4:2 über die Linie und entschied die Partie damit endgültig! Zwar kam der FC Lichtenfels in der Schlussminute nochmal gefährlich vor das Gehäuse von Fabian Dellermann, mit einer starken Parade verhinderte der Schlussmann aber den zweiten Treffer von Luca Ljevsic und konnte anschließend einen Haken hinter den zehnten Heimsieg machen.
Trotz eines Zwischenspurts sieht Christopher Schaller (re.) nur die Rücklichter des aufgerückten Marco Schmitt (li.).
Hendrik Kowalsky
Verdient baut der FC Eintracht Bamberg also sein Punktekonto auf 65 Zähler aus und verdrängt somit den 1.SC Feucht wieder vom Platz an der Sonne, musste sich aber ordentlich strecken, um den kampfstarken 1.FC Lichtenfels zu schlagen. Die von Michael Hutzler genannte Leichtigkeit ließen die jungen Domstädter auch gegen die Korbmacher vermissen, vor allem zu Beginn beider Halbzeiten taten sich die Gastgeber spielerisch sehr schwer und leisteten sich zahlreiche unnötige Abspielfehler. Es macht aber ein Spitzenteam aus, auch ohne Glanzleistungen dreifach zu punkten und genau das gelang dem Blau-Violetten verdientermaßen. Dank hoher individueller Qualität, einem bestens aufgelegten Patrick Görtler und der Fähigkeit, Gegentreffer postwendend mit eigenen Toren zu beantworten, vermieden die Hausherren einen womöglich teuren Patzer und schicken Lichtenfels ohne Zählbares auf die kurze Heimreise. Die Mannschaft von Alexander Grau und Christian Goller verkaufte sich dennoch teuer, vor allem nach der Pause stellten die Korbstädter ihre Qualitäten im Angriffsspiel unter Beweis, das Zweikampfverhalten stimmte ohnehin über die gesamte Distanz. Am Vorsprung zu den Abstiegsrängen hat sich nichts geändert, zudem hat der SC Großschwarzenlohe auf dem ersten Abstiegsrang noch ein Spiel weniger Zeit, die zehn Zähler auf Lichtenfels gut zu machen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird der FCL also in der Landesliga bleiben, schon im direkten Duell mit dem Aufsteiger aus dem Nürnberger Land könnte die Korbstadt den Nichtabstieg am Karsamstag rechnerisch festzurren. Vor Mitte Mai wird sich beim FC Eintracht nichts entscheiden, bis zuletzt wird das Team von Michael Hutzler um den Meistertitel kämpfen. An Ostern stehen mit den Auswärtsspielen bei Vorwärts Röslau und in Mitterteich zwei schwierige Prüfungen bevor, sollten die Domstädter mit der vollen Punkteausbeute zurückkehren, könnte die Rückkehr in die Bayernliga jedoch entscheidend Form annehmen.
Spielbericht eingestellt am 13.04.2019 19:18 Uhr