"Auch wenn es ein Derby ist, bei dem naturgemäß viel über den Kampf geht, habe ich die Spieler ausdrücklich ermuntert, spielerische Lösungen zu suchen", ließ Florian Narr vor der Partie wissen. Also kein Kampf um jeden Meter, wie es oft Trainer im Abstiegskampf fordern. Allerdings verzichtete er selbst darauf, in der Startelf zu stehen. Dafür sollten es aber David Wich und Christoph Kaschel richten, die von Beginn an aufliefen. "Wir beginnen mit den elf besten Fussballern und nicht mit den Kämpfern", legte sich der ehemalige Trogener fest. Also kein Ergebnissport, sondern Freude am Fussball trotz schwieriger Situation. Deutlich stärker im Kampfmodus war Kollege Ali Seiner. "Das ist ein Derby, das wohl über die Zweikampfstärke entschieden wird", meinte der Röslauer, der auf eine schlanke Besetzung der Bank setzte und Lima, Blaumann und Eckert an die Zweite abgab. Allerdings waren Fabian Sturm und Mahsun Deniz angeschlagen. Ein besonderes Spiel war es für Markus Walther. Der Ex-Roeslauer müsste aber zunächst auf der SpVgg-Bank auf seine Chance warten. "Er ist momentan etwas im Loch", begründete Narr diese Maßnahme.
Erstes Duell zwischen Albert Pohl (li.) und Jaroslav Smrha.
Hans Wunder
Zumindest in den ersten Minuten war den Selbitzern die zurückliegende Durstrecke nicht anzumerken. In der munteren Partie ging man gleich energisch zu Werke und sorgte dafür, dass Gästekeeper Blechschmidt schnell im Blickpunkt stand. Allerdings kam keine echte Torgefahr auf. Auch nicht bei der Eckballserie der Gastgeber. Da hatten die Gelegenheiten der Röslauer schon eine andere Qualität. Etwa als Sebastian Hermann kurz alleine vor dem Kasten stand und zu lange zögerte. So kam die Gästeführung schließlich nicht von ungefähr. Nach einer Ecke wurde Tonka zwar zunächst geblockt, aber Mohammed Tamo nahm den Abpraller dankbar auf und hatte dann aus acht Metern keine Mühe, flach zum 1:0 (25.) zu versenken. Und fast hätten die Röslauer noch vor der Pause nachgelegt. Denn Ertac Tonka stand plötzlich völlig frei vor dem Kasten, zeigte sich aber zu unentschlossen und traf schließlich nur das Außennetz. Schwer zu sagen, ob eine Abseitsposition vorlag, wie die einheimischen Zuschauer reklamierten. Dass Keeper Sebastian Blechschmidt weiter kaum geprüft wurde, lag besonders an der harmlosen SpVgg-Offensive. Oft fehlte den Bällen in die Spitze das notwendige Timing, so dass der aufmerksame Vorwärts-Torwart mehrmals im Stile eines Liberos klären konnte. Zwar rackerte Albert Pohl wie im Zentrum unermüdlich, blieb aber bis auf einen Schrägschuss aus spitzem Winkel, der letztlich ins Aus ging, ohne Abschluss.
David Wich (li.) probierte es über den Flügel.
Hans Wunder
Die Gastgeber schöpften in der Halbzeit frischen Mut. Und hatten durch David Wich nach feiner Hackenberger-Ablage, der von der Sechzehnerlinie verzog und Albert Pohl, der quer legte statt aus halblinker Position abzuziehen, gleich zwei gute Gelegenheiten. Besser machten die Gäste, denn mit der ersten Möglichkeit nach der Pause besorgte Sebastian Hermann das 2:0 (51.). Kapitän und Torwart Andreas Schall war beim Flachschuss ins lange Eck machtlos. Danach bewies Selbitz aber viel Moral. Und die wurde schließlich durch den Anschlusstreffer belohnt. Dabei hatte Freistossschütze Marcel Gebhardt auch das nötige Glück, dass sich der abgefälschte Ball aus 20 Metern ins Netz senkte. Das gab der Heimelf weiter Auftrieb. Und als der eingewechselte Richard Vanek in eine Rechtsflanke sprintete und das Leder aus sieben Metern über die Linie drückte, schien die Partie zu kippen. Freilich war jetzt wieder Röslau am Zug und profitierte von einer harten Entscheidung. Ertac Tonka kam, von Maximilian Lang bedrängt, im Strafraum zu Fall und der Referee zeigte auf den Punkt. "Das war für mich der Knackpunkt. Aber so einen Elfmeter in einem Derby zu pfeifen, wo mit Haken und Ösen gekämpft wird, ist für mich nicht gerechtgfertigt", beklagte sich Florian Narr. Innenverteidiger Smrha zeigte sich gewohnt souverän und verwandelte flach zum 3:2 (79.) für den Aufsteiger. Das war zugleich ein Wirkungstreffer. Die abstiegsbedrohten Gastgeber kamen jetzt nicht mehr ins Rollen. Und als Tonka nach Ecke zum 4:2 (82.) einköpfte, stand eine weitere Niederlage für Selbitz zu Buche.
Waldemar Schneider im Duell mit Felix Strootmann (re.).
Hans Wunder
Während Röslau mit Meilenstiefeln Richtung Klassenerhalt marschiert, wird die Situation der Selbitzer immer bedrohlicher. Trainer Florian Narr hat zumindest spielerische Fortschritte gesehen. Probleme gab es allerdings in der Offensive, wo in der ersten Hälfte zu wenige Torchancen erarbeitet wurden. Dass nach dem Ausgleich die Partie wieder gekippt ist, war aber auch etwas unglücklich - denn ein Punkt wäre für die Gastgeber durchaus drin gewesen.
Spielbericht eingestellt am 03.11.2018 21:07 Uhr