Gegen den Spitzenreiter verloren, unter der Woche im Nachholspiel beim Tabellendritten verloren und nun den starken Tabellenvierten Neudrossenfeld vor der Brust: Der SV Memmelsdorf befindet sich in einem heißem Schlussspurt vor der Winterpause und stand in der heimischen Schmittenau vor einer schwierigen Aufgabe. Mit dem Auftritt beim 1.SC Feucht am vergangenen Mittwoch war Trainer Rolf Vitzthum alles andere als zufrieden, einige taktische Veränderungen brachten nicht den gewünschten Erfolg und daher kehrte der SVM-Coach im Duell mit dem TSV zum klassischen 4-2-3-1-System zurück. Gästetrainer Werner Thomas vertraute hingegen der Elf, die vor Wochenfrist den ASV Veitsbronn mit 6:1 vom heimischen Kunstrasen schoss, hatte die knappe Niederlage im Hinrundenduell mit den Memmelsdorfern aber noch im Hinterkopf. Bei kalten, aber immerhin trockenen äußeren Bedingungen war also alles für eine interessante Partie auf Augenhöhe angerichtet, in der über 90 Minuten die richtige Körpersprache abverlangt werden dürfte.
SVM-Spielführer Tobias Seifert (vo.) spürt den Kontakt im Luftkampf zu Johannes Hilla (hi.), kann das Kopfballduell aber für sich entscheiden.
Hendrik Kowalsky
Auf dem recht tiefen, aber gut bespielbaren Rasenplatz im Schmittenau-Stadion begann das Spiel mit der üblichen Abtastphase, die Memmelsdorfer waren zunächst um Ballkontrolle bemüht, während Neudrossenfeld aus einer kompakten Viererkette heraus mit schnellem Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen versuchte. Es dauerte bis zur zwölften Minute, ehe der SVM die erste Torchance herausspielte, doch als Philipp Hörnes aus dem linken Halbfeld schön zu Tobias Seifert durchsteckte, wurde der Kapitän im Sechzehner durch Alexander Günther zu Fall gebracht, weshalb Schiedsrichter Michael Emmert auf Strafstoß entschied! Wütende Proteste des TSV, Günther und Seifert verstrickten sich im Laufduell, der Unparteiische ließ sich aber nicht von seiner Entscheidung abbringen. Dominik Schütz nahm sich kurz darauf das Leder, mit bisher zehn Saisontoren erweist sich der nachträglich verpflichtete Stürmer als echter Glücksgriff. Und auch dieses Mal behielt Schütz die Nerven, per Schuss in die linke Ecke erzielte er Treffer Nummer Elf und brachte die Vitzthum-Elf mit 1:0 in Front. Der Treffer brachte Sicherheit ins Aufbauspiel des SVM, fortan ergriffen die Gastgeber die Kontrolle über das Geschehen, agierten im Spielaufbau geduldig und warteten auf etwaige Fehler der Neudrossenfelder, denen bei eigenem Ballbesitz noch das Rezept für klare Torchancen fehlte. Es dauerte bis zur 31. Minute, ehe Memmelsdorf zu seiner nächsten Gelegenheit kam und auch diese brachte den Torerfolg mit sich, denn als Philipp Hörnes den Ball in die Gasse zu Christopher Sowinski spielte, blieb dieser frei vor TSV-Keeper Tobias Grüner ganz cool, umkurvte den Schlussmann und schob lässig zum 2:0 für die Hausherren ein! Die Schlussviertelstunde des ersten Durchgangs hatte begonnen und diese sollte reichlich Bewegung bringen, nur zwei Minuten später erzwang der Tabellenfünfte einen Eckball, hereingebracht wurde der ruhende Ball von Thomas Kamm und in sechs Metern Torentfernung entwischte Manuel Schwarm seinen Bewachern, per Kopf traf der zum Verteidiger umfunktionierte Spieleröffner und erhöhte auf 3:0! Das Spiel schien in eine klare Richtung zu verlaufen, die Memmelsdorfer rasten auf der Überholspur der Siegerstraße entlang, doch in der 35. Minute schlug Neudrossenfeld zurück. Hannes Greef wurde mit einem weiten Ball links in den Strafraum geschickt, schon fast an der Grundlinie entlang dribbelnd versetzte er seinen Gegenspieler Philipp Hörnes, der sich nur mit einem Foulspiel zu helfen wusste und so ertönte erneut die Pfeife des Referees. Klare Angelegenheit, Hörnes setzt sich mit unfairen Mitteln durch und als Julian Pötzinger zur Ausführung des Elfmeters schritt, erzielte der im defensiven Mittelfeld aufgebotene Pötzinger souverän den 1:3-Anschlusstreffer! Neue Hoffnung also für die Gäste, bis zum Pausenpfiff passierte nichts mehr und so ging es nach einer interessanten ersten Hälfte mit vier Toren in die Kabinen.
Auf der rechten Außenbahn konnte Phillipp Hörnes (li.) im ersten Durchgang Impulse nach vorne setzen, tauchte nach dem Seitenwechsel aber ebenso wie seine Teamkollegen unter, Claudio Bargenda (re.) belohnte den TSV kurz vor Schluss für den betriebenen Aufwand.
Hendrik Kowalsky
Der Schlussabschnitt begann mit einem komplett anderen Bild, wie ausgewechselt kamen die Neudrossenfelder aus der Kabine, Trainer Thomas hatte auf einen Dreiersturm umgestellt und fortan pressten die Gäste sehr hoch. Dieses probate Mittel gegen kurz herausspielende Teams sollte auch in der Folge Wirkung zeigen, von der Ballsicherheit des SVM im ersten Durchgang war nicht mehr viel zu sehen, der TSV übernahm das Kommando, agierte spritziger, bissiger und kam schon bald zu klaren Torgelegenheiten. In der 54. Minute war es zunächst der laufstarke Levin Pauli, der im Sechzehner durch Sascha Engelhardt in Szene gesetzt wurde, aus acht Metern aber an Florian Dörnbrack zwischen den Memmelsdorfer Pfosten scheiterte. Auf der Gegenseite Christopher Sowinski nach guter Balleroberung durch Markus Saal eine Möglichkeit zum vierten Treffer, fand jedoch in Tobias Grüner seinen Meister. Zwei Minuten später dann wieder die Gäste und diesmal zappelte der Ball im Netz, Hannes Greef wurde im Strafraum freigespielt, kein Verteidiger der Hausherren sah sich zuständig und so traf der per Flachschuss in die rechte Ecke! Nur noch 2:3 aus Sicht der Gäste, die weiter drückten und in Person von Levin Pauli mehrmals den Ausgleichstreffer verpassten. Denn zunächst konnte Dörnbrack einen Tempolauf von Pauli mit abschließendem Schuss auf die kurze Ecke ins Toraus abwehren, ehe der auf dem linken Flügel aufgebotene Angreifer eine Hereingabe von rechts freistehend verpasste und über den Ball semmelte. So dauerte es bis zur 75. Minute, ehe Neudrossenfeld den verdienten Gleichstand besorgte, Kapitän Steffen Taubenreuther zog über die rechte Seite das Tempo an und fand im Zentrum Hannes Greef, der aus acht Metern nur noch zum 3:3 einschieben musste! Wer nun dachte, dass schon Schluss sei, sah sich getäuscht, es sollte noch weitaus dramatischer werden. Das Spiel war nun völlig offen, beide Teams suchten ihr Heil in der Offensive und als Dominik Schütz in Minute 81 auf die Reise geschickt wurde, rannte Carsten Hahn den wendigen Angreifer über den Haufen, wieder entschied Emmert auf Elfmeter. Proteste blieben aus, die Entscheidung war ebenso klar wie beim zweiten Strafstoß. Diesmal nahm sich Markus Saal der Sache an und der Mittelfeldmann gab sich keine Blöße, humorlos zimmerte er das Leder mittig in die Maschen und brachte Memmelsdorf wieder in Front! Die Freude des Großteils der rund 100 Zuschauer währte indes nur kurz, denn zwei Minuten später schlugen die Gäste zurück. Stefan Kolb, kurz zuvor auf Seiten des TSV eingewechselt, legte sich einen ruhenden Ball in knapp zwanzig Metern Torentfernung zurecht. Und diese Gelegenheit ließ sich der Spezialist für Freistöße nicht entgehen, wunderschön zirkelte er das Spielgerät in den rechten Giebel und sorgte für das postwendende 4:4! Das schien leistungsgerecht, könnte man meinen, doch Neudrossenfeld hatte noch nicht genug. Weiterhin drückte der Tabellenvierte auf den nächsten Treffer, angetrieben von Coach Werner Thomas blieb der Fuß auf dem Gaspedal und die Belohnung dafür gab es in der 89. Minute. Denn als Claudio Bargenda nach einem Gewühl den Abpraller an der Strafraumgrenze erreichte, fasste sich Zehner ein Herz, zog ab und sah seinen Schuss per Aufsetzer zum 5:4 in die Maschen segeln! Kollektiver Jubel auf der Bank der Gäste, kurz vor Schluss konnten die Grün-Weißen das Spiel tatsächlich drehen und dabei sollte es auch bleiben, die Nachspielzeit überstand Neudrossenfeld schadlos und feierte einen irren Auswärtssieg.
Dominik Schütz (re.) brachte die Hausherren früh in Front, hier wird er durch Johannes Hilla (li.) von hinten abgeräumt.
Hendrik Kowalsky
Am Ende ist der Dreier für die Gäste ob der späten Tore sicherlich etwas glücklich, dennoch geht er in Ordnung. Nur in der Phase zwischen dem 1:0 und dem 3:0 hatten die Gastgeber die Begegnung im Griff, konnten ihre spielerischen Qualitäten zeigen und agierten defensiv stabil. Nach dem 1:3, allerspätestens mit Beginn der zweiten Hälfte übernahm Neudrossenfeld die Initiative, erspielte sich mehrere Hochkaräter und ließ sich auch vom neuerlichen Rückstand gut zehn Minuten vor Ende nicht entmutigen. Mit dem nun dritten Sieg am Stück springt der TSV vorerst an Feucht vorbei auf den dritten Rang, mit drei mehr absolvierten Spielen dürfte dies aber nur eine Momentaufnahme sein. Nichtsdestotrotz bestätigte die Thomas-Elf ihre starke Form und hat vor dem letzten Spiel dieses Kalenderjahres am kommenden Wochenende gegen Aufsteiger Sonnefeld den Blick nur nach oben gerichtet. Davon kann beim SVM nach der dritten Niederlage nacheinander keine Rede mehr sein, ganz im Gegenteil. Neun Zähler beträgt der Rückstand auf den heutigen Kontrahenten bereits, ganze zwölf Punkte entfernt liegt der TSV Buch auf Platz Zwei. Der Pfeil zeigt nach unten, zwar weiß Memmelsdorf ein mehr als komfortables Polster auf die Abstiegszone im Rücken, zahlreiche Nachholspiele könnten diesen Vorsprung jedoch im Frühjahr zusammenschmelzen lassen. Umso wichtiger wird es nach dem unerklärlichen Einbruch in der zweiten Halbzeit sein, im abschließenden Auswärtsspiel bei Tabellennachbar Quelle Fürth die Trendwende einzuleiten und eine Reaktion zu zeigen, ansonsten droht die eigentlich starke Hinrunde mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten, wenn es in die lange Winterpause geht.
Spielbericht eingestellt am 19.11.2017 01:58 Uhr