Der FSV Bayreuth hatte nach dem Sieg gegen Kasendorf Blut geleckt: Nach dem jüngsten 6:3-Erfolg wollten die Bayreuther weiter nachlegen. Dem ersten Heimsieg sollte nur eine Woche später schließlich gleich der zweite Dreier folgen. Wie die Chancen gegen den Tabellensechsten dabei standen, ließ sich jedoch nur schwer einschätzen. Von den Ergebnissen her hatten die Gäste schließlich ihre Minikrise - oder auch Durchhänger wie es Gästecoach Thomas Luckner bezeichnete - mit fünf Pleiten in Folge in den vergangenen zwei Wochen überwunden. Aber gegen die Kellerkinder Kasendorf (3:2) und Dergahspor (1:0) war es für die Rot-Grünen trotzdem eng. Der Baiersdorfer sah die Partie beim abstiegsbedrohten Aufsteiger keineswegs als Selbstläufer an, obwohl seine Elf das Hinspiel mit 4:1 deutlich für sich entscheiden konnte: "Der FSV ist ein gefährlicher Gegner. Das hat man schon im Hinspiel gesehen, wo wir bis zum Ausgleich Probleme hatten. Die werden am Ende nicht da stehen, wo sie aktuell in der Tabelle rangieren." Drei Punkte in Bayreuth hätte der SV-Coach aber dennoch gerne mitgenommen. Bei diesem Vorhaben musste er aber auf den gesperrten Miguel Gonzalez sowie den verletzten Christoph Lehmann verzichten. "Für mich ist es entscheidend, wer da ist und nicht wer fehlt", konnten die Gäste dennoch eine starke Elf aufbieten, nachdem auch Jens Wartenfelser für Adrian Bayerlein wieder in die Startelf zurückkehrte. Nicolas Schwab ersetzte hingegen den Rotsünder in der Abwehr. FSV-Coach Jörg Pötzinger ließ hingegen seine Startformation nach dem Kasendorf unverändert. Für Sven Rosenzweig begann daher erneut Dominik Düngfelder auf der rechten Seite. Vorne sollte es dagegen Florian Schuberth richten. Der Angreifer hatte sich für die Partie schließlich viel vorgenommen, nachdem er bereits seit dem 9. Spieltag auf einen Torerfolg wartete.
Alexander Kossmann (re.) setzt sich im Zweikampf gegen Timo Noppenberger durch.
Thomas Nietner
Aber nicht nur er: Auch seinen Mannschaftskollegen war von Beginn an anzumerken, dass sie an das jüngste Erfolgserlebnis anknüpfen wollten. Die Heimelf machte von der ersten Minute an Druck und schraubte das Tempo gleich hoch. Der Spielaufbau der Gäste kam so erst gar nicht richtig in die Gänge. Beinahe hätte sich das auch postwendend ausgezahlt, als Konradi nach einer Flanke per Kopf traf, aber der Schiedsrichter eine Abseitsstellung erkannt haben wollte. Die Meinung hatte der Unparteiische jedoch ziemlich exklusive. Glück für Baiersdorf, das sich erst nach gut einer Viertelstunde vom Druck der Hausherren befreien konnte und nun besser ins Spiel kam. Doch weitere Chancen blieben auf beiden Seiten erst einmal aus, da sich beide Mannschaften weitgehend im Mittelfeld neutralisierten und den Gegner erst gar nicht in Strafraumnähe ließen. Allen voran Marc Kellner und Frederik Schmidt-Hofmann räumten vor der FSV-Abwehr ordentlich auf und gewannen hierbei eine Vielzahl ihrer Zweikampfduelle. Nur einmal kam der Ball dann doch zu Fabian Schwab durch, doch dem Baiersdorfer rutschte alleine vor dem FSV-Tor das Herz in die Hose, so dass Schlussmann Patrick Pachelbel letztendlich leichtes Spiel hatte. Glück hatten aber auch die Gäste nach gut einer halben Stunde, als Florian Schuberth im Nachschuss nur die Latte traf, nachdem Marc Kellner aus der Nahdistanz noch an SV-Keeper Tino Stahl gescheitert war. Baiersdorf antwortete darauf mit zwei gefährlichen Aktionen, die der FSV-Schlussmann jedoch erneut souverän entschärfen konnte. Das Halbzeit zur Pause ging aufgrund der Spielanteile zwar weitgehend in Ordnung, aufgrund der Torchancen wäre aber auch eine Führung der Gastgeber zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesen. "Ich habe daher in der Halbzeit an die Mannschaft appelliert, weiter Gas zu geben und Leidenschaft zu zeigen. Ich war mir sicher, wer den größeren Willen zeigt, gewinnt die Partie", so Jörg Pötzinger. Und Florian Schuberth hatte ja auch noch ein Versprechen einzulösen.
Patrick Hoffmann (rot) hatte gegen Verteidiger Oliver Leykauf einen schweren Stand.
Thomas Nietner
Daran erinnerte sich der FSV-Angreifer offenbar in der zweiten Halbzeit. Die Hausherren drückten nach dem Seitenwechsel nun noch einmal mit mehr Nachdruck auf die Führung und sollten in der Folgezeit eine der stärksten Halbzeiten in dieser Saison zeigen. Mit dem Unterschied, dass sie hierfür am Ende nicht nur das Schulterklopfen ihres Gegners ernten sollten, sondern auch drei Punkte. Warum? Weil Florian Schuberth nach 55. Spielminute endlich seinen sechsten Saisontreffer erzielte. Und wie: Nachdem Nicolas Schwab einen hohen Ball per Kopf geklärt hatte, nahm der ehemalige Neudrossenfelder den Ball aus gut 20 Metern volley. Tino Stahl im Tor der Gäste hatte keine Abwehrchance. Und Baiersdorf? Wer jetzt erwartet hatte, dass der Tabellensechste darauf eine Antwort hatte, wurde enttäuscht. Vor allem Gästecoach Thomas Luckner haderte mit dem Zweikampfverhalten seiner Elf: "Wir sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen und sind nur noch hinterhergelaufen." Die Bayreuther hielten dagegen das Tempo hoch und drängten auf den zweiten Treffer. Dabei sprangen immer wieder gute Möglichkeiten heraus. Aber weder Dominik Düngfelder noch Marco Konradi brachten das Leder im Torgehäuse unter. Thomas Luckner forderte von seiner Elf, einen kühlen Kopf zu bewahren und endlich wieder Fußball zu spielen. Doch die Gäste konnten den Hebel nicht mehr umlegen und liefen den Bayreuthern weiter hinterher. So war der zweite Treffer der Gastgeber nur eine Frage der Zeit. Und wieder war es Florian Schuberth, der zum zweiten Mal seine Genialität aufblitzen ließ, als er den Ball leichtfüßig über Gästeschlussmann Tino Stahl hinweg lupfte. Die Entscheidung? Wohl schon, denn Baiersdorf kam nicht mehr in die Spur. Vielmehr vergab die Pötzinger-Elf weitere gute Möglichkeiten für einen dritten oder gar vierten Treffer. Der FSV-Coach konnte es jedoch verkraften, da seine Hintermannschaft nichts weiter anbrennen ließ. Erst als die Heimelf am Ende doch einen Gang zurückschaltete, kamen die Rot-Grünen auch einmal wieder vor dem FSV-Kasten, ohne dabei aber zwingend zu werden. Für den Baiersdorfer Keeper war dies jedoch wenig verwunderlich: "Es war wie zuletzt immer: Wir verlieren die Spiele in der zweiten Halbzeit. Wenn wir wüssten, an was das liegt, würden wir es abstellen." Doppeltorschütze hatte dafür schon eher eine Erklärung: "Wir wissen, dass wir mittlerweile über 90 Minuten Gas geben können. Das hat sich schon in den letzten Wochen angedeutet. Heute haben wir uns dafür auch belohnt und konnten wieder das Tempo halten. Vor allem in der zweiten Halbzeit waren wir die bessere Elf, vom Gegner kam da nicht viel."
Timo Noppenberger (rot) wird im Mittelfeld von Marc Kellner unter Druck gesetzt.
Thomas Nietner
So ging die Heimelf letztendlich als verdienter Sieger vom Platz. Ist der Knoten beim Aufsteiger nach dem zweiten Heimsieg in Folge nun endlich geplatzt. Thomas Luckner hatte ja schon vor der Partie prophezeit, dass die Bayreuther bis zum Saisonende nicht Drittletzter bleiben. Vorerst allerdings trotz des Sieges schon. Aber die Ausgangslage hat sich für die Pötzinger-Elf dank des erneuten Dreiers weiter verbessert: Der Vorsprung auf die beiden Abstiegsränge vergrößerte sich weiter und selbst die Nichtabstiegsränge sind nicht mehr so weit entfernt. So kann der Aufsteiger mit breiter Brust in die beiden letzten Begegnungen des Jahres gegen Erlangen-Bruck und Pegnitz gehen. "Die Jungs haben das super umgesetzt. Das war eine starke Leistung heute von der Mannschaft", war Jörg Pötzinger begeistert, während Thomas Luckner nur die Gratulation an den Gegner blieb: "Der Sieg geht vor allem aufgrund der zweiten Hälfte auch in Ordnung, denn sie waren zielstrebiger als wir. Wir haben in gewissen Situationen eben die falschen Entscheidungen getroffen. Nach der Halbzeit sind wir nicht mehr richtig ins Spiel gekommen." Baiersdorf fehlte nach einer langen Saison die Frische. Mit 35 Punkten sollte der Klassenerhalt in diesem Jahr aber nur noch eine Formsache sein.
Spielbericht eingestellt am 13.11.2016 18:57 Uhr