Für die beiden Trainer Heiko Gröger und Jörg Pötzinger war es ein ganz besonderes Derby: Beide kennen sich seit vielen Jahren, spielten zusammen für die SpVgg Bayreuth und stiegen vor zwei Jahren mit den Gelb-Schwarzen in die Regionalliga auf, ehe sich die Wege danach zumindest auf sportlicher Ebene trennten. Nun trafen sie erstmals im Ligabetrieb wieder aufeinander. Zu verschenken hatten beide Mannschaften aber nichts. Der Aufsteiger aus der Wagnerstadt wartee schließlich immer noch auf den ersten Saisonsieg und auch die Pegnitzer konnten jeden Zähler gebrauchen, um nicht vom FSV Bayreuth in der Tabelle überholt zu werden. Für 90 Minuten ruhte daher die Trainerfreundschaft. „Es wird ein Kampf auf Biegen und Brechen. Ein Spiel auf Augenhöhe“, war sich Jörg Pötzinger sicher, dessen Elf trotz guter Leistungen noch nicht dreifach punkten konnte. Heiko Gröger hoffte dagegen, dass bei Stürmer Daniel Heißenstein nach seinem Torerfolg in Kasendorf nun der Knoten geplatzt ist: „Stürmer leben schließlich von ihrem Selbstvertrauen.“ Über das eine oder andere Tor seiner Elf würde sich auch Jörg Pötzinger freuen. In der Offensive hakte es bislang. Ausgerechnet jetzt fielen mit Marco Konradi (gesperrt) und Enis Gashi (Urlaub) auch noch zwei Angreifer aus. Zudem war Frederik Schimdt-Hofmann verhindert. Der Gästecoach musste daher zum Vergleich zur Vorwoche auf zwei Positionen umstellen: Sven Rosenzweig und Oliver Leykauf kehren in die Startelf zurück. Christopher Schwarz machte Platz für Marcel Schöpf. Bei den Platzherren musste Patrick Pöllath, der einst auch schon das FSV-Trikot trug, gegen die alten Kollegen kurzfristig passen, Florian Müller rutschte in die Startelf. Dafür war Keeper Sebastian Kausler wieder von Beginn an dabei. Ansonsten vertraute ASV-Coach Heiko Gröger seiner zuletzt siegreichen Elf.
Oliver Leykauf (weiß) im Laufduell mit dem Pegnitzer Angreifer Simon Gräf.
Thomas Nietner
Aber nicht nur der ASV-Coach erwartete ein Duell auf Augenhöhe, in dem Nuancen den Ausschlag geben werden. Auch für Jörg Pötzinger stand fest: "Wir müssen hellwach sein und uns nicht überraschen lassen. Wir haben bislang Lehrgeld in der Liga gezahlt. Da hat uns noch die Cleverness gefehlt." Auf ein 0:0 tippte der ehemalige Altstädter aber trotz der zuletzt eher harmlosen Angriffsbemühungen nicht: "Wir können gar nicht defensiv!" Der Bayreuther setzt vielmehr "auf eine gesunde Offensive!" Aber erst einmal übernahm die Heimelf das Spielgeschehen - zumindest bis zum Strafraum der Gäste. Die erste Torchance des Spiels gehörte vielmehr dem Aufsteiger. Und die Pötzinger-Elf durfte in der Anfangsphase gleich das erste Mal jubeln, nachdem Florian Schuberth von halblinks nach innen zog und vom Strafraum ins lange Eck abschloss. So hatte sich der FSV-Coach das vorgestellt. Heiko Gröger dagegen weniger: "Da sahen wir nicht gut aus und versuchen noch auf Abseits zu spielen." Das Abwehrverhalten seiner Elf wurde aber nicht besser. Immer wieder taten sich große Lücken im Abwehrverbund auf. "Wir konnten die Lücke vor der Abwehr nicht schließen", analysierte der Pegnitzer und konnte von Glück sprechen, dass Marc Kellner nicht gleich den zweiten Treffer nachlegte. Schlussmann Sebastian Kaussler hielt die Heimelf im Spiel. Die Ordnung fanden die Gastgeber in der Defensive dennoch nicht. Im Gegenteil: Nach einem Doppelpass mit Florian Schuberth traf Marc Kellner nur den Pfosten. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Bayreuther eigentlich schon 3:0 führen müssen. "Wir haben Pegnitz am Leben gehalten. Normal können wir uns nach 25 Minuten schon einen Kaffee einschenken und uns zurücklehnen", haderte der FSV-Coach mit der Chancenverwertung seiner Elf, denn auch Dominik Düngfelder machte es frei vor dem ASV-Tor nicht besser. Und wie es so oft im Fußball ist: Das Tor fiel letztendlich auf der Gegenseite. Und aus Sicht der Gäste umso unglücklicher: FSV-Verteidiger Guido Menzel brachte seinen Gegenspieler an der Torauslinie unnötig zu Fall - Elfmeter! Kevin Eckert ließ sich die Chance nicht nehmen und glich aus. Für den FSV-Abwehrspieler war der Arbeitstag danach beendet, Jörg Pötzinger nahm den Routinier vom Platz. In der Folgezeit konnten die Hausherren die Partie fortan ausgeglichen gestalten. Es lief bei den Wagnerstädtern nicht mehr so rund wie vor dem Gegentreffer. Insgesamt war nun viel Sand im Getriebe auf beiden Seiten. Das Unentschieden schmeichelte den Gastgebern zur Pause dennoch. "Nach so einer Halbzeit darf man normalerweise nicht mehr aus der Kabine kommen", gewann Heiko Gröger der ersten Halbzeit seiner Elf nur wenig ab. Viele Stellungsfehler und Fehlpässe prägten die umkämpfte Partie.
Gute Haltungsnoten beim Befreiungsschlag: Marcel Schöpf.
Thomas Nietner
Heiko Gröger musste in der Halbzeitpause so an einigen Stellschrauben drehen. Aber auch die Gäste stellten um: Marc Kellner rutschte in die Innenverteidigung. Das zog eine Reihe von Umstellungen nach sich. Nach der Pause kamen beide Seite erst einmal nicht mehr aussichtsreich vor das gegnerische Tor. Vielmehr hielten beide Mannschaften das Tempo hoch und lieferten sich einen erbitterten Kampf im Mittelfeld. Ein Abspielfehler da, ein Stellungsfehler hier. Profit konnte jedoch keiner daraus schlagen. Denn es mangelte an gelungenen Kombinationen nach vorne. Dennoch schenkten sich beide Mannschaften nichts. Vielmehr war nun Schiedsrichterin Annette Hanf immer mehr gefordert. Das Spiel wurde härter, blieb aber auch weiterhin offen. "Das Spiel lebte mehr von der Spannung als von seiner Klasse", war Heiko Gröger weiter nicht zufrieden mit der Darbietung seiner Elf. Beide Trainer hielt es daher auch in der zweiten Halbzeit kaum auf der Bank. Doch auch die lautstarken Anweisungen von der Bank änderten wenig am Spiel. Vielmehr leistete sich die Pegnitzer Hintermannschaft immer wieder einen Aussetzer. Doch wie schon in der ersten Hälfte wussten die Gäste dies nicht zu nutzen. Aber auch auf der Gegenseite machte es ASV-Stürmer Daniel Heißenstein nicht besser. Zumindest im ersten Versucht - zehn Spielminuten später netzte der ehemalige Hollfelder dann ein. Besonders bitter für die Wagnerstädter, da sie zuvor selbst eine gute Möglichkeit zur Führung hatte und im Gegenzug den Gegentreffer kassierte. Zehn Minuten vor dem Ende schwammen den Prellmühlern die Felle davon. Spätestens als Florian Müller nur wenig später mit dem zweiten Konter das 3:1 folgen ließ. Die Entscheidung? Dachten zumindest alle. Auch ASV-Keeper Sebastian Kaussler jubelte ausgiebig und kehrte nicht schnell genug in sein Tor zurück. "Schlitzohr" Florian Schuberth reagierte gedankenschnell und versenkte die Kugel vom Anstoßpunkt. Proteste der Heimelf: Aber alles in Ordnung - der Anstoß darf seit dieser Saison nach vorne gespielt werden. "Die Pegnitzer kannten die Regel offenbar nicht", so Schiedsrichterin Anette Hanf, die den Treffer anerkannte. Für die Wagnerstädter war in der Schlussphase daher noch alles drin. Die Pötzinger-Elf warf nun alles nach vorne, war aber weiter nicht vom Fortune verfolgt. Erst scheiterte Florian Schuberth nach einer Ecke am Pfosten, dann hielt Sebastian Kaussler mit seiner überragenden Parade aus der Nahdistanz noch einen Kellner-Schuss. Es sollte einfach nichts mehr sein mit dem FSV-Ausgleich.
Kevin Eckert (schwarz) kommt vor FSV-Spielmacher Alexander Koßmann an den Ball.
Thomas Nietner
Dabei wäre ein Ausgleich mehr als verdient gewesen. "Selbst mit einem Punkt hätten wir gut leben können", wusste auch Heiko Gröger um den glücklichen Dreier seiner Elf. Lange Gesichter dagegen bei den Gästen. Vor allem FSV-Coach Jörg Pötzinger hatte an der Niederlage seiner Mannschaft zu knabbern: "Wenn wir keine Chancen hätten, wäre die Niederlage ja in Ordnung. Aber so, weiß ich nicht, was wir verbrochen haben. Wir müssen hier als Sieger vom Platz gehen." Die Bayreuther bleiben damit auch im fünften Anlauf ohne Sieg und belohnen sich nicht für ihr Chancenplus. Nun sitzt der Aufsteiger wohl erst einmal im Tabellenkeller fest. Die Gastgeber verbessern sich nach dem zweiten Dreier innerhalb von vier Tagen auf Rang zehn. Arbeit bleibt Heiko Gröger aber in den nächsten Wochen noch genug.
Spielbericht eingestellt am 03.08.2016 23:57 Uhr