Neun Jahre nach dem Abstieg aus der Landesliga bestritten die Altstädter Reservisten erstmals wieder ein Heimspiel auf diesem Niveau. Trainer damals: Werner Thomas, heute bei den Neudrossenfeldern auf der Kommandobrücke. Der hatte in seiner Anfangsformation gleich sechs ehemalige Gelb-Schwarze aufgeboten, mit Sascha Engelhardt fehlte ein siebter verletzungsbedingt. Sein Gegenüber und einstiger Teamkollege, Florian Wurster, bot mit Ertac Tonka und Hannes Küfner zwei ehemalige Neudrossenfelder als Sturmduo auf. Im Derby konnte er nicht auf Unterstützung aus dem engeren Zirkel der Regionalligatruppe bauen: Mit Keeper Veigl, Popp und Michaelis standen drei Kicker aus dem erweiterten Kader in der Startformation.
Hannes Küfner jubelt nach seinem ersten Treffer.
Andreas Bär
Die Anfangsphase gehörte auf dem schwer zu bespielbaren Platz, der für Jakobshöhen-Verhältnisse allerdings überdurchschnittlich gut hergerichtet war, den Gästen. Der Liga-Mitfavorit aus Neudrossenfeld spielte all seine Erfahrung aus und stellte die nach der Auftaktniederlage noch in der Findungsphase befindliche junge Altstädter Reservetruppe vor einige Nagelproben. Glück hatte Keeper Veigl, dass er für ein Handspiel außerhalb des Sechzehnmeterraumes keine Karte kassierte und der Freistoß den Weg ins Tor nicht fand. Nach einer starken Parade war er dann aber machtlos, als sein Mitspieler Jakob Behem das Leder per Kung Fu-Abwehrgrätsche ins eigene Tor beförderte. Auf der Gegenseite bewies Tobias Grüner seine Qualitäten, als er Tonkas Versuch sehenswert parierte. Bis zu einer ersten Trinkpause deutete allerdings nichts darauf hin, dass die Neudrossenfelder das Zepter aus der Hand geben würden. Pech hatten die Gäste, dass der um sein Amt nicht zu beneidende Schiedsrichter nach einem klaren Tackling von Felix Popp am Ex-Altstädter Sebastian Lattermann in der Luft nicht auf Elfmeter entschied - warum auch immer (20.). Es sollte nicht die letzte Szene sein, in der der Unparteiische eine schlechte Figur abgab - bis zum Pausentee allerdings blieb er fehlerfrei. Fehler waren in dieser Phase den Gästen aus Neudrossenfeld vorbehalten. Direkt nach der Trinkpause senkte sich ein Behem-Freistoß tückisch, Keeper Grüner bekam die Fingerspitzen gerade noch so an den Ball, weshalb der am langen Pfosten lauernde Hannes Küfner das Leder nicht mehr über die Linie drücken konnte (28.), eine Zeigerumdrehung später rutschte Küfner der Ball über den Spann und damit weit am Kasten vorbei, ehe er doch noch jubeln konnte. Der ehemalige FSVler, einst in Neudrossenfeld aktiv, wurde von seinem Sturmpartner Tonka sauber bedient und netzte cool ein - die Abstimmung im TSV-Abwehrverbund in der Situation: Katastrophal. Noch sehenswerter sein zweiter Streich. Nach einem Einwurf und einem Doppelpass auf kleinstem Raum bediente Tonka ihn erneut, er durfte unbedrängt zehn Meter an der Strafraumgrenze marschieren, um dann trocken unter die Latte zu servieren. Erst nach diesem Schockmoment wachten die Grün-Weißen wieder auf und drängten auf den Ausgleich: Veigl parierte sehenswert gegen Diwersi (40.) und pflückte auch einen feinen Pötzinger-Freistoß (48.).
Der Ex-Altstädter Florian Hoffmann (rechts) und Hannes Küfner trafen öfters aufeinander.
Andreas Bär
Wer dachte, dass die hochfavorisierten Neudrossenfelder nach dem Pausentee aufdrehen würden, der wurde bitter enttäuscht. Das Gegenteil war der Fall. Der nach seinem unglücklichen Eigentor höchst motivierte Behem kurbelte die Partie über die rechte Seite immer wieder an und legte dann auch doppelt vor - wenn auch einmal klar irregulär und einmal zumindest grenzwertig. Sechs Minuten nach Wiederbeginn bediente er Ertac Tonka, der mühelos einsenden konnte. Allerdings aus zumindest abseitsverdächtiger Position. Weit deutlicher war das Ganze drei Minuten später. Erneut war es Behem, der vorlegte. Sein Schuss klatschte vom langen Pfosten zurück ins Feld direkt vor die Füße von Herbert Biste, der mühelos verwandelte. Allerdings aus glasklarster Abseitsposition - den Hausherren war es egal. Sie feierten. Den scheinbaren Derbysieg. Doch zu früh gefreut. Schließlich hat Neudrossenfeld Sebastian Lattermann. Der tauchte alleine vor Veigl auf, der zwar seine Hände noch im Spiel hatte, den Anschlusstreffer aber nicht verhindern konnte. Das Tor spielte Neudrossenfeld in die Karten - und dann auch eine neuerlich grenzwertige Entscheidung des Unparteiischen. Nach einem Laufduell mit dem letztjährigen Altstädter Jugendspieler Jan Buskies brachte Jannik Reutlinger diesen zu Fall. Ein klarer Elfmeter, den Sebastian Lattermann eiskalt verwandelte. Das bittere für Bayreuth: Die Rote Karte gegen Reutlinger war nach neuem Regelwerk schlichtweg keine. Weder lag eine klare Torchance vor, noch ein grobes Foulspiel - weshalb in dem Fall der Elfmeter und eine Gelbe Karte die richtige Entscheidung gewesen wäre. Doch das war nur der Anfang einer höchst turbulenten Schlussphase mit weiteren fatalen Fehlentscheidungen. Erst pfiff der Schiedsrichter ein vermeintliches Handspiel von Bas Peeters. Man muss es wohl nicht pfeifen, da keine Vergrößerung der Körperfläche und auch keine Absicht vorlag - der Unparteiische pfiff aber. Und damit wäre es ein glasklarer Elfmeter, da Peeters bei der Aktion im Strafraum und nicht außerhalb stand. Den fälligen Freistoß von Taubenreuther parierte Veigl sehenswert. Den nächsten Aufreger lieferte Sebastian Lattermann. Der watschte Laurin Michaelis völlig unnötig ab - statt eines Platzverweises gegen den ehemaligen Altstädter zeigte der Referee beiden Akteuren die Gelbe Karte. Die Volksseele der Hausherren zum Überkochen brachte dann Elfmeter Nummer Zwei. Ertac Tonka klärte vor dem einschussbereiten Julian Pötzinger, der seinen letztjährigen Teamkollegen am "drüberhaltenden" Fuß traf - der Elfmeterpfiff war dann doch eher überraschend. Doppelt bitter für die Altstädter: Ausgerechnet der nicht mehr auf dem Platz stehen dürfende Lattermann versenkte zum (dem Spielverlauf nach gerechten!) Ausgleichstreffer.
Sebastian Lattermann schöpfte nach seinem ersten Elfmetertor neue Hoffnung.
Andreas Bär
Nach der Auftaktniederlage und dem ersten Ligapunkt hoffen die Altstädter Reservisten am Samstag auf den ersten Dreier gegen ebenfalls fehlgestartete Derga-Kicker aus Nürnberg. Werner Thomas und seine Mannen dagegen dürfen nach dem Auftakt mit fünf Gegentreffern in zwei Spielen an der Abwehrarbeit feilen. Gut möglich, dass Daniel Gareis am Wochenende erstmals von Beginn an spielt. Auch Claudio Bargenda und Jan Buskies hinterließen einen starken Gesamteindruck, während die Viererabwehrkette - bestehend aus vier nominellen Innenverteidigern - vor der Pause noch manche Wünsche offen ließ.
Spielbericht eingestellt am 20.07.2016 23:34 Uhr