Beim Fußball vom Existentiellen zu sprechen, klingt meist übertrieben. Dennoch war es für den FC Strullendorf eine der Partien, die über den weiteren Saisonverlauf entscheiden können. Nicht nur der Punkte wegen, sondern auch wegen des Umstandes, endlich auch mal ein Heimspiel zu gewinnen und somit Glauben in die eigene Stärke zu tanken. Über Verletzte beim FC Strullendorf zu sprechen ist müßig, plagen die Herrmannsdörfer-Schützlinge doch schon seit Wochen Verletzungssorgen, so dass man gerade so elf Spieler aufbieten konnte, die ursprünglich im Kader der Ersten Mannschaft stehen.
Da hatte der Pettstadter Trainer Manfred Schmitt schon eine breitere Auswahl, auch wenn ihn jedes Wochenende der langwierige Ausfall seines etatmäßgen Kapitäns Jochen Kutzelmann schmerzt. Dazu waren mit Fabio Jentzsch und Markus Schnitzer zwei Spieler beruflich verhindert, die eigentlich zur ersten Elf gehören.
Strullendorf Heiko Felsheim (re.) machte seine Seite dicht und ließ wenig anbrennen.
Wunder J.
Die erste Viertelstunde auf der Sportanlage des FC Strullendorf sollte auf den ersten Blick etwas langweilig erscheinen. Immerhin waren Torraumszenen Mangelware und ein Abtasten stand auf dem Programm. Auf den zweiten Blick aber deutete sich bereits eine Richtung an. Der erste Aufreger nämlich nach fünf Minuten, als Strullendorf aus einer klaren Abseitsposition traf. Zwar zählte das Tor nicht, klar war aber, die Strullendorfer sind wach und wollen keinesfalls nur verteidigen. Ebenso der SV Pettstadt, der allerdings nur durch zwei Freistoßflanken aus dem Halbfeld durch Mario Meth etwas Gefahr versprühte. Diese Standards waren es auch, die die Pettstadter später im Spiel halten sollten. Doch eins nach dem anderen, denn in der ersten halben Stunde waren die Pettstadter kaum präsent und der FC Strullendorf spielte gefälliger.
Diese "Nicht-Präsenz" der Pettstadter spielgelte sich in einem normalen Abstoß wieder, den David Friedrich trat - mit wenig Erfolg. Der Ball landete nämlich knapp 30 Meter vor dem Pettstadter Tor genau in den Füßen des fleißigen Strullendorfer Stürmers Sven Wenzel. Dieser ging noch fünf Meter und zog dann trocken ab. Sein Distanzschuss klatschte noch an den Innenpfosten und zappelte dann im Netz (14.). Doch damit nicht genug, denn wieder war es Wenzel, der die schwache Phase des Gastes ausnutzte und zum überschwänglich gefeierten Ausbau der Führung vollendete. Diesmal war es ein über rechts gut vorgetragener Angriff, als sich Heiko Felsheim mit einschaltete und nach feinem Doppelpass Wenzel astrein bediente. Dieser schloss in Torjägermanier ins kurze Eck ab und so stand es innerhalb von zwei Minuten 2:0 (16.). Durch diese frühe Führung und die unermüdlichen Mittelfeldmotoren Stumpf und Görtler bekamen die Strullendorfer noch mehr Aufwind und spielten weiter nach vorne. Bezeichnend, dass sich gerade ein dieser Phase zwei Pettstadter Großchancen boten, die aber beide nicht genutzt wurden. Beide Male vollendete der Pettstadter Dominik Schütz zu ungenau, als er einmal einen steilen Ball erlief, aber im Eins-gegen-Eins an Schlussmann Mühlfriedel scheiterte (22.) und einmal sein Schuss auf der Linie geblockt wurde, nachdem Mühlfriedel einen eigentlich harmlosen Ball fallen ließ (24.). Strullendorf ließ bis auf diese zwei Szenen wenig zu, versäumte es aber auch, die Führung auszubauen. Doch bei den zwei größten Gelegenheiten wieder von Sven Wenzel (26.) und nach Ecke von Abwehrchef Thorsten Niemann, war der starke Oliver Och jeweils zu Stelle. Und so kam es, wie es kommen musste, wenn eigene Chancen ungenutzt bleiben. Auch beim Anschlusstreffer der Pettstadter musste eine Standardsituation herhalten. Nachdem die vorherigen Freistoßflanken aus dem Halbfeld nicht genutzt worden waren, nickte Simon Friedrich eine Meth-Flanke ungehindert ein und brachte seine Farben so wieder zurück ins Spiel (29.). Danach war Pettstadt aufgewacht und gestaltete das Spiel offener, ohne dass jedoch Zwingendes herausspringen sollte.
Nach einer knappen Viertelstunde sollte der Strullendorfer Sven Wenzel (Nr. 11) die Heimmannschaft in Führung bringen. Die Felsheimbrüder Heiko (Nr. 2) und Philipp (Nr. 8). sind die ersten Gratulanten.
Wunder J.
Die zweite Hälfte bot ein ähnliches Bild wie die erste. Zwar gestaltete Pettstadt das Spiel ausgeglichener, Chancen sollte es in der ersten Viertelstunde aber auf beiden Seiten nicht geben. Viel Kampf und viele Nicklichkeiten prägten eher das Bild. Nicht umsonst griff der Unparteiische zwischen der 50. und der 72. Minute nicht weniger als sechs Mal in die Tasche, um Spieler zu verwarnen. Und wie in Halbzeit Eins nahm das Spiel nach der ersten Viertelstunde richtig Fahrt auf - und wieder war ein Akteur des gegnerischen Teams für eine Großchance verantwortlich. Der Strullendorfer Stefan Karl war es, der einen Rückpass unbedrängt in die Füße des Pettstadter Offensivmannes Christian Baier spielte, so dass dieser völlig alleine auf das Heimtor zulief, letztlich aber zu lange zögerte und mit seinem Versuch, den Torwart auszuspielen, deutlich scheiterte (62.). Das war sie, die große Chance, nochmal ran zu kommen. Und während mancher dieser Chance noch nachtrauerte, kam Strullendorfs Aktivposten Sven Wenzel im gegnerischen Sechzehnmeterraum zu Fall, und laute "Elfmeter"-Schreie hallten über das Strullendorfer Gelände (63.). Doch auch mit der Elfmeterdiskussion konnte man sich nicht lange aufhalten, da Mario Meth auf der anderen Seite bereits den Ausgleich auf dem Fuß hatte. An einem guten Tag macht der Pettstadter Torjäger so einen Ball sicher, heute aber zögerte er zu lange und wurde noch abgeblockt (64). Nach dieser hektischen Phase folgte die vorzeitige Entscheidung. Nach einem unnötigen Foul am eingewechselten und agilen Jan Neundörfer in der Nähe der Außenlinie, legte sich der Youngster Thomas Görtler den Ball zurecht - eine Position, aus der man eigentlich eine Flanke erwartet. Görtler jedoch schnitt den Ball in Richtung langes Eck an und der scharfe Schuss schlug in den Maschen ein (70.) - die Vorentscheidung, auch wenn es die Strullendorfer nochmal spannend machten, indem sich der bis dahin gute Fabian Baumüller durch eine Tätlichkeit die Rote Karte abholte und seinem Team so einen Bärendienst erwies. Dennoch war der Einsatzwille, die Laufbereitschaft und der Kampfgeist der Strullendorfer in diesem Derby so gut, dass man den fehlenden Mann optisch gar nicht bemerkte. Hinten verdichtete man gut und vorne strahlte man mit Wenzel und Neundörfer immer wieder Gefahr aus. Pettstadt hingegen fehlten am Ende die Mittel. Auch ein Kopfball von Mario Meth (mal wieder nach einem Freistoß) 15 Minuten vor dem Ende und diverse direkt getretene Freistöße von verschiedenen Postionen rund um den Strullendorfer Sechzehner, brachten nichts mehr Zählbares. Und spätestens nach einem satten Schuss von Dominik Schütz, der am Pfosten landete, war klar, dass das Spiel gelaufen ist.
Der gesamten Strullendorfer Mannschaft und dem Umfeld war die Erleichterung nach dem ersten Dreier auf heimischen Rasen in der laufenden Saison anzumerken. Nicht nur die große Jubeltraube der Spieler auch die Zustimmung der Zuschauer sprachen Bände, so dass sich Strullendorfs Trainer Mario Herrmannsdörfer erleichtert zeigte. Immerhin meldet man sich zurück im Kampf um den Klassenverbleib. Zwei Punkte beträgt der Rückstand nur noch auf einen Nichtabstiegsplatz, dazu darf man in zwei Wochen den direkten Konkurrenten aus Trogen auf heimischen Geläuf begrüßen, so dass unter Umständen gar eine Überwinterung über dem Strich möglich ist.
Dieser Strich rückt für den SV Pettstadt immer mehr in Sichtweite. Mit nur einem Sieg aus den letzten vier Spielen beträgt der Abstand zwar noch vier Punkte, der Blick indes muss nach unten gerichtet werden. Vor allem die wichtigen Spiele gegen Oberkotzau und Pegnitz gilt es zu gewinnen, um beruhigt in den Winter gehen zu können.
Spielbericht eingestellt am 02.11.2013 20:32 Uhr