Die Vorzeichen hätten unterschiedlicher kaum sein können. Bei den Großbardorfern herrschte nach dem desolaten Auftritt in Lichtenfels dicke Luft. „Wir hatten unter der Woche einiges zu besprechen und haben das auch mit sehr klaren Worten getan“, berichtete Mario Schindler. Auf Rang Neun waren seine Gallier mittlerweile abgerutscht und lagen damit deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück. Dementsprechend angespannt war der Coach auch vor dem Duell gegen den TSV Gochsheim.
Der hatte sich nämlich in den vergangenen Partien aus der Abstiegszone gezogen und war bis auf Platz 13 geklettert. Starke sieben Punkte holten die Schützlinge von Michael Herrmann in den jüngsten drei Duellen und schlugen zuletzt Alemannia Haibach beeindruckend mit 1:0. Die Brust auf Seiten der Gäste war also breit.
Irnes Husic ratlos nach dem Treffer zum 0:3.
Alexander Rausch
Das zeigte sich auch in den ersten Spielminuten. Die Gochsheimer starteten gut in die Partie, waren präsent und aggressiv in den Zweikämpfen. Allerdings zogen sie sich selbst den Stecker. Nach rund einer Viertelstunde nutzte Xaver Müller ein Missverständnis in der Gäste-Abwehr und schob nach Pass von Jakob Götz frei vor Irnes Husic ein. Balsam für die Gallier-Seele, die weitere wohltuende Treffer nachlegten.
Allerdings hatte auf der anderen Seite zunächst Mario Ketterl die Möglichkeit auf den Ausgleich, setzte einen Freistoß an der Strafraumkante aber über den Querbalken (22.). Die Partie war eigentlich ausgeglichen und Großbardorf hätte wahrscheinlich nicht nachgelegt, hätte Irnes Husic einen normalen Tag erwischt. Doch der Keeper erwischte einen rabenschwarzen Tag. Zunächst spielte er Jannik Binder den Ball unbedrängt in die Füße, der passte perfekt auf den einlaufenden Jakob Götz und der wiederum verwandelte freistehend (24.). Bei dem Versuch zu retten, verletzte sich überdies auch noch Tino Kummer und musste raus.
Die Gäste hatten den Schock noch nicht verdaut, folgte schon der nächste. Irnes Husic unterlief Diego Schwabs Freistoß von nahe der rechten Eckfahne, Osama Alawami sagte Danke und köpfte unter Bedrängnis dreier Gegenspieler am zweiten Pfosten ein (31.). 3:0 für die Hausherren, die die Gochsheimer Defensivschwächen effektiv genutzt hatten und die Partie in der Folge kontrollierten, bis Mohamed Conte nach 39 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz flog. Der Angreifer hatte sich binnen fünf Minuten zwei unnötige Fouls an der Mittellinie geleistet und durfte vorzeitig duschen.
Die Gallier zogen sich in der Folge tief in die eigene Hälfte zurück und Gochsheim wollte den Anschlusstreffer noch vor der Pause. Stattdessen hätte aber Irnes Husic beinahe erneut zum Tore schießen eingeladen, als er Jakob Götz das Leder zuspielte, der das aber nicht nutzen konnte (45.). So blieb es nach einer hektischen Schlussphase beim 3:0 für die Hausherren.
Osama Alawami klärt vor Pascal Demar.
Alexander Rausch
Beide Übungsleiter justierten in der Halbzeitpause nach. Mario Schindler ordnete seine Jungs defensiver an. Nadelstiche sollten für die endgültige Entscheidung sorgen. Michael Herrmann wollte den schnellen Anschluss. Denn schon im ersten Durchgang hatten sich immer wieder Lücken im Großbardorfer Defensivverbund ergeben. Die gab es allerdings auch in der eigenen Abwehr. Vor allem auf der linken Seite, über die – keine 30 Sekunden waren gespielt – Xaver Müller durchbrach und einen Schwab-Pass zum 4:0 verwertete. Der schnelle Garaus aller Gochsheimer Hoffnungen.
Die Herrmann-Elf mühte sich weiter, zusammen lief aber wenig und dann hatte sie mit Irnes Husic einen großen Unsicherheitsfaktor an diesem Tag in den eigenen Reihen. Wieder spielte er unbedrängt Simon Götz das Leder zu, aber Jonas Heimrich verhinderte gerade noch das 0:5 (53.). Das markierte dann Diego Schwab – per direkt verwandelter Ecke. Und wieder sah Irnes Husic schlecht aus (61.).
Immer wieder brannte es lichterloh in Gochsheims Defensive. Nach Simon Götz‘ feinem Lauf über links blockte Michael Herrmann gerade noch den einschussbereiten Xaver Müller (67.). Wenig später musste auch der Spielertrainer mit muskulären Problemen vom Feld und sah, wie Laurin Schmid nach Xaver Müllers Diagonalball das halbe Dutzend vollmachte (74.). Die Grün-Weißen, die wohlgemerkt in Unterzahl waren, schraubten die Gochsheimer nach allen Regeln der Kunst auseinander.
Robin Zeitler verfolgt Yannick Sprenger.
Alexander Rausch
Luca Binder legte beinahe noch das siebte nach, sein Schuss ging aber abgefälscht knapp vorbei (79.). Erst in den Schlussminuten nahmen die Hausherren etwas den Fuß vom Gas und beließen es beim 6:0. Ein unerwartet deutlicher Befreiungsschlag für die Gallier, die nach dem Lichtenfels-Auftritt die richtige Reaktion zeigten und wieder in angestrebte Gefilde kletterten. Die Gochsheimer konnten ihren kleinen Lauf hingegen nicht fortsetzen und kassierten eine böse Klatsche, die so nicht absehbar war. Aber vor allem defensiv präsentierten sich die Gäste löchrig wie ein Schweizer Käse und auch Irnes Husic war völlig neben der Kappe.
Spielbericht eingestellt am 15.10.2023 12:48 Uhr