„Deja-vu“ für den TSV Mönchröden, der auch im vergangenen Jahr zum Korbmarkt in Lichtenfels gastierte und böse mit 1:6 unter die Räder kam. „Wir sind aktuell auf dem aufsteigenden Ast – genau wie der Gegner. Für uns gilt es, bodenständig zu bleiben. Wir wollen sauber in der Defensive stehen. Nach vorne bekommen wir immer unsere Chancen“, gab TSV-Coach Marcel Pavel die Devise aus, für die seiner Elf jedoch eine gehörige Anlaufzeit benötigte. Die „kontrollierte Offensive“, die Heim-Trainer Oliver Müller ausrief, machte den Mönchen zunächst richtig zu schaffen, ehe die „Indianertruppe“ mit ihren eigenen Mitteln geschlagen wurde – zumindest fast.
Die erste Aktion des Spiels und Timo Salaske (re.) holt sich prompt die Gelbe Karte ab, nachdem er gegen Tobias Zollnhofer mit seiner Grätsche zu spät kommt.
Bernd Riemke
„Wir mussten darauf achten, Tobias Zollnhofer aus dem Spiel zu nehmen“, sagte Marcel Pavel, doch Timo Salaske nahm die Worte seines Übungsleiters mit der allerersten Aktion des Spiel ein wenig übermotiviert zu genau. Die Grätsche des nominellen Innenverteidigers auf Höhe der Mittellinie gegen den Knöchel des am Sprunggelenk lädierten Lichtenfelser Kapitäns zog noch in der ersten Spielminute den Gelben Karton nach sich. Zwei weitere sollten noch in den ersten zwanzig Minuten folgen, womit die Gäste sogar noch gut bedient waren. Die Hausherren entfachten zwar nicht unbedingt einen wahren Angriffswirbel, waren ihren Widersachern in puncto Präsenz, Wachsamkeit und Antizipation gefühlt häufig den berühmten Schritt voraus. Während der TSV durch den emsigen, aber weitgehend gut aufgehobenen Louis Göhring erst in der 31. Minute zu einer nennenswerten Schussmöglichkeit kam, die eine sichere Beute von Niklas Weise wurde, standen für die Korbstädter gleich mehrere Gelegenheiten auf dem Chancenzettel. Los ging es bereits in der dritten Minute, als ein Querschläger Torhüter Jonas Köhn in Bredouille brachte und dieser prompt auch noch am Leder vorbeisprang. Christopher Schaller spekulierte zwar richtig, war letztlich aber doch zu überrascht, dass ihm das Spielgerät auf den rechten Schlappen fiel. Sein Schuss geriet zu schwach und konnte geklärt werden. Ähnlich erging es Maximilian Pfadenhauer, der durch sein Nachsetzen die nächste Verunsicherung provozierte, aber ebenfalls nicht ausreichend Druck hinter die Kugel brachte (22.). An Druck mangelte es dem 18-Meter-Linksschuss von Schaller drei Zeigerumdrehungen später nicht, an Präzision allerdings schon. Sein Versuch strich knapp rechts vorbei. Lichtenfels war Herr im eigenen Hause, versäumte es jedoch, sich für seine Mühen zu belohnen. Schiedsrichter Hamper versäumte es indes, eine mögliche Zeitstrafe gegen Kevin Wige auszusprechen, dessen Einschreiten gegen den quirligen Tolga Jungkunz mit der gelben Verwarnungskarte noch glimpflich geahndet wurde.
Tim Hartmann (li.) macht Tolga Jungkunz die Ballannahme so schwer wie möglich.
Bernd Riemke
„Wir sind wie eine Indianertruppe bei der Landeröffnung im Wilden Westen“, wählte Oliver Müller vor der Partie augenzwinkernd einen bildhaften Vergleich zum Auftreten seiner Elf, die gerade zu Beginn der jeweiligen Halbzeiten unermüdlich den Ball jagt, den Gegner zu Fehlern zwingt und durch jenes aggressive Angriffspressing nicht selten zu guten Tormöglichkeiten kommt. Mit Beginn des zweiten Spielabschnitts schienen seinen Indianer die nötige Aggressivität jedoch in ihren Tipis, respektive der Kabine gelassen zu haben. Vielmehr war es der TSV Mönchröden, der die Hausherren förmlich zu überrollen schien. Louis Göhring und zweimal Niklas Ehrlich boten sich beste Gelegenheiten – eine davon aus einer unsagbar schlecht ausgeführten Einwurfaktion der Gastgeber – in der Viertelstunde nach Wiederanpfiff in Front zu gehen. Paradoxerweise war es dann sogar glücklich, als in der 61. Minute das 0:1 durch den am langen Pfosten lauernden Tim Holzheid fiel, was beim FCL indes heftige Proteste aufgrund einer möglichen Abseitsposition hervorrief. Glücklich weil Hannes Reichel auf der gegenüberliegenden Seite just eine Zeigerumdrehung vorher die Hausherren mit 1:0 in Führung hätte bringen müssen. Seine Direktabnahme aus vier Metern wehrte Jonas Köhn zunächst noch glänzend ab, doch anschließend lag das Leder eine gefühlte sekundenlange Ewigkeit unberührt nahe der Torlinie und wartete nur darauf, über selbige bugsiert zu werden. Stattdessen klärte Mönchröden mit vereinten Kräften und durfte eben im Gegenzug selbst jubeln. Angestachelt vom Rückstand, erwachten nun wieder die offensiven Lebensgeister des FCL, für den Christopher Schaller in der 75. Minute auf der linken Außenbahn ins Dribbling gegen Leonhard Scheler ging. Er setzte sich durch und der Mönche-Routinier brachte den Flügelspieler unmittelbar nach Eindringen in den Strafraum an der Torauslinie von hinten zu Fall. Schiedsrichter Hamper zögerte richtigerweise keine Sekunde, zeigte auf den ominösen Punkt und von dort blieb der erst wenige Minuten zuvor ins Spiel gekommene Dennis Schunke extrem cool und netzte zum Ausgleich ein. Die Spannung blieb anschließend zwar weiterhin hoch, die spielerischen Elemente jedoch nicht unbedingt, so dass Lichtenfels zwar in der Schlussphase etwas mehr bemüht war, den Dreier zu holen, klare Chancen spielten sich die Hausherren aber nicht mehr heraus. Die Punkteteilung war folgerichtig und während Mönchröden sich zudem freuen konnte, nicht wieder unter die Räder gekommen zu sein, hielt der Korbmarkt-Mythos des FCL insofern, dass die Rot-Weißen erneut nicht verloren haben.
Louis Göhring (re.) springt den Tick höher und verlängert das Leder über Hannes Reichel hinweg.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 16.09.2023 20:05 Uhr