Von Matthias Ley
Unaufgeregter Abtswinder Auswärtssieg in Neustadt
„Einfach Sieg für Abtswind“ meinte Neustadts Trainer Uwe Neunsinger nach Abpfiff. Sein Gegenüber Thorsten Götzelmann pflichtet ihm bei: „Neustadt hat gut verteidigt. Wir gehen mit einer verdienten 1:0-Führung in die Pause. Mit unserem 2:0 war das Spiel vorbei, die Köpfe beim Gegner unten.“ Auf diesen einfachen Nenner kann man die Partie reduzieren. Muss es aber nicht. „Wir haben uns schwer getan gegen diese massive, gut stehende Abwehr“ Noch auf dem Platz entfleucht Abtswinds Trainer ein zischender Seufzer. Gerade in der ersten Hälfte sah Thorsten Götzelmann ein ausgeglichenes Spiel, mit leichten Feldvorteilen für seine Elf und einen Gegner, der „sehr gut verteidigt, kompakt steht und immer auf Konter lauert“. Tempogegenstöße vor allem über diesen wieselflinken Daniel Dachlauer, mittelgroß, tiefer Schwerpunkt, mit der körperlichen Ausrichtung zu Pirouetten auf´m Bierfilzerl. Ach ja, und schnell obendrein. Ein Dachlauer allein kann es nicht richten. „Das ist keine Tiefstapelei, wenn ich das sage. Personell gehen wir auf dem Zahnfleisch. Zum letzten Spiel gegen Kitzingen fehlen mir wieder drei Spieler, Hummel kann nicht, Brütting war die ganze Woche krank, und Bauer war krankheitsbedingt unpässlich. S geht einfach nichts mehr. Die Luft ist raus.“ Neustadts Uwe Neunsinger verwaltet den Mangel. Über allem schwebt die mangelhafte Spiel- und Trainingsplatzsituation. Ein Dauerthema beim TSV, das pressetechnisch bereits weidlich ausgewalzt wurde. Wenn man sich das Lazarett so ansieht, sieht man, da fällt ein Meisterschaftsfavorit ins bodenlose. Hingegen Neustadt hängt ein gewisser, selbst erarbeiteter Nimbus an. Nicht zu unrecht. 23 Punkte kommen nicht aus dem Nirwana. Abtswind hingegen ist vorgewarnt. Manager Christoph Mix spricht Neustadts Spielstärke, die meist engen bis unentschiedenen Ergebnisse gegen diese Truppe an. Der Trainer schwört seine Startaufstellung auf ein intensives Geduldsspiel ein, auf einen harten Kampf, auf ein zähes Ringen, gerade im Mittelfeld. Von Neustadts offensivem Trio mit Patrick Mai, Kapitän Patrick Gnebner und dem bereits angesprochenen Daniel Dachlauer kommt erschreckend wenig. Ein Freistoß aus 30 Metern Tordistanz, getreten von Patrick Gnebner, küsst die Latte im Vorbeifliegen. Beim direkten Gegenangriff drischt Abtswinds Jürgen Endres eine Hereingabe vom rechten Außenstürmer Pascal Kamolz Richtung Marktplatz, was Uwe Neunsinger zu verbalen Anweisungen animiert: „Wir müssen ein bisschen tiefer stehen. 20 Minuten haben wir schon geschafft. Also traut euch mehr zu.“ Ab und an gelingt mal so ein Ansatz eines Tempogegenstoßes, wobei von Geschwindigkeit keine rede sein kann. Ein latentes Sicherheitsgefühl nach hinten beherrscht jede Neustädter Offensivaktion. Und wie so oft führt ein Gagelball, ein krummes Ding, hoppelnd, langsam, beinahe in Zeitlupe zum ersten Treffer des Tages. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff, Neustadt greift an, verliert die Pille und dann geht es rasant auf die andere Seite. Michael Herrmann treibt die Kugel nach vorn, legt ab und wird im gleichen Moment hart gecheckt. Pascal Kamolz bringt die Kugel in die Mitte. Daniel Hämmerlein und Jörg Otto verstricken sich im Luftkampf gegen Philipp Meyer und Marko Zagorcic und irgendwie liegt das Ei vor Jürgen Endres, der nicht lange fackelt. Sein Hoppler, platziert, flach, landet mit Vorbande Innenpfosten zur Abtswinder Führung im Netz. Das war es dann in der ersten Hälfte. Wer mit Wiederanpfiff eine aggressiver eingestellte Neustädter Elf erwartete, wurde enttäuscht. Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann ist nach Abpfiff selbst erstaunt. „Nach dem Seitenwechsel kam nichts offensives von Neustadt. Wir haben die notwendigen Nadelstiche gesetzt. Nach unserem 2:0 war das Spiel vorbei. So hart muss man das sagen.“ So simpel geht Fußball. Neustädter Ballverlust, Abtswinds Außenverteidiger spielt steil auf Pascal Kamolz. Mit ganz viel Freiraum kommt der finale Pass, Jörg Otto lässt durch und Simon Pauly schiebt gegen die Laufrichtung von Neustadts Keeper Oliver Harnos zum 2:0 ein. Im Neustädter Fanblock macht sich so langsam ätzender Fatalismus breit. Wenig später kippt die Stimmung der Heimfans endgültig. Abtswind spielt einen weiteren Konter konsequent aus. nach einer anhaltenden Doppelpassorgie mit u.a. Jörg Otto und Simon Pauly, schiebt Jürgen Endres zum 3:0-Endstand ein. Abtswind erarbeitet sich noch einige Torraumszenen, die allerdings verspielt ungenutzt bleiben. „Bei konsequentem Ausspielen unserer Konterchancen hätten wir das Ergebnis hochschrauben können“ meint Thorsten Götzelmann hernach und zuckt ergeben mit den breiten Schultern: „Auch so ein unaufgeregter Auswärtssieg.“ Die Neustädter Seite ist dünnhäutiger. Irgendetwas gärt gewaltig in der Mineralwasserstadt. Ob es nur an schlechten Trainingsbedingungen (unebener bis betonharter Platz) liegt, ist schwer auszumachen. Der Ton ist rau und wird immer radikaler. Abtswind hingegen klettert kurzzeitig auf Platz 3, eine Momentaufnahme. Aufgemerkt: Beim nächsten Auswärtsspiel wird wieder eingekehrt. Bei Familie Endres in Ober- oder Unterharnbach, da wo der Karpfen glubschd, das Schnitzel goldgelb krustelt, sich das Sauerkraut aber sowas von echauffiert, da kehrst du gerne ein. Man möchte ja seinen Spaß haben beim Auswärtsspiel.
Spielbericht eingestellt am 12.10.2015 08:52 Uhr