Von Michael Kämmerer
Ein bisschen Wehmut lag in der Luft: Schon wieder ist eine Saison zu Ende. Da hieß es Abschied nehmen: von den Freien Turnern und von einem verdienten Spieler. Einer erweckte dagegen den Eindruck, als wollte er zum Abschluss noch einen Angriff auf die Spitze initiieren.
Da wird doch nicht einer noch einmal auf Teufel-komm-raus drauflos ballern? Fast schien es so, als hatte Pascal Kamolz noch ein letztes Ziel, um mit sich vollkommen im Reinen zu sein. Der Abtswinder Angreifer hatte in jüngster Zeit wieder sehr verlässlich ins Netz getroffen, so häufig, dass er in Reichweite der Torjägertrophäe lag. Doch auch ein anderer hatte die Anwartschaft auf den Titel immer wieder deutlich gemacht: Höchbergs Pascal Bloemer zeigte sich zuletzt gut in Schuss. In der vorgezogenen Partie des finalen Spieltags hatte er beim 2:2 gegen den ASV Rimpar beide Treffer erzielt und damit sein Konto auf 28 Buden ausgebaut. Um gleichzuziehen, hätte Kamolz gegen die FT Schweinfurt schon acht Mal treffen müssen. Klingt unrealistisch, klar. So wie der Abtswinder am Samstagnachmittag aber die Mission anging, hätte es zwischen Kamolz und Bloemer noch einmal eng werden können.
In der dreizehnten Minute trat der 29-Jährige erstmals richtig gefährlich vor dem gegnerischen Gehäuse in Erscheinung. Schweinfurts Schlussmann Simon Mai allerdings machte seine Brust ganz breit. Wie so oft in diesem Spiel, zogen die Gäste ihre Verteidigung so weit nach vorne, dass sie mit einem gezielten Pass brüchig wurde. Solche Schwachstellen nutzte Abtswind ganz abgeklärt. Mit Direktpässen war die gegnerische Defensive überrumpelt. Und Kamolz in seinem Element. 1:0, 2:0, 3:0 – es rappelte nur so im Schweinfurter Kasten. Dreimal schlug der Stürmer (Spitzname „Kantholz“) zwischen der 16. und 36. Minute zu. Dreimal stand er aussichtsreich und vollstreckte. Der lupenreine Hattrick war ihm sicher. Aber fünf weitere Treffer blieben dann doch Utopie. Immerhin sorgte Kamolz in einem dahinplätschernden Spiel noch für einen optischen Höhepunkt: Nach knapp einer Stunde nahm er – den Rücken zum Tor gedreht – kurzerhand die Hacke und ließ das Leder um Zentimeter am Pfosten vorbeirauschen.
So blieb Höchbergs Bloemer am Ende unangefochten unter all den Torjägern und Knipsern der Landesliga Nordwest. Pascal Kamolz brachte es unter dem Strich auf 23 persönliche Erfolgserlebnisse und teilte sich damit den zweiten Rang mit Bambergs Dominik Schütz – wie passend! Nach der Pause spielten die Schweinfurter auch wieder mit – was der soeben eingewechselte Thomas Klaus zu spüren bekam. Beide – die FTS und der Abtswinder Schlussmann - bildeten gewissermaßen eine Schicksalsgemeinschaft. Für beide markierte das Aufeinandertreffen einen Schlussstrich: Der 44 Jahre alte Klaus verabschiedete sich freiwillig – als Abtswinder Torwarttrainer und Keeper auf Abruf. Die Freien Turner, quasi das Inventar der Landesliga, standen schon vor dem Anpfiff als Absteiger fest und wollten ihren vorerst letzten Auftritt unter den Besten im Nordwesten Bayerns mit Würde über die Bühne bringen.
Derart bei der Ehre gepackt, schloss Yannick Saal den ersten ernstzunehmenden Schweinfurter Angriff prompt mit dem Tor zum 1:3 ab (47. Minute). Thomas Klaus’ erste Kontaktaufnahme mit dem Ball bestand darin, selbigen aus dem Netz zu fischen. Ansonsten wurde – zu verstehen war es ja – nicht mehr viel geboten. Immerhin fielen noch zwei Tore: Jürgen Endres baute Abtswinds Führung mit dem 4:1 aus (75.), während der Kleinlangheimer im Trikot der FTS, Nino Scheidler, mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel den Endstand besorgte (82.).
Spielbericht eingestellt am 25.05.2015 12:03 Uhr