Von Matthias Ley
Abgekämpft, irgendwie leer schleicht Abtswinds Spielführer Jonas Wirth Richtung Kabinentrakt. "Ich bin jetzt seit drei Jahren in Abtswind. Wir spielen die bislang beste Saison und trotzdem ist die Stimmung am Boden – wieso auch immer. An den Fans liegt es auf alle Fälle nicht. Die unterstützen uns, komme was wolle. Seit Wochen laufen wir mit derselben Elf auf. Irgendwie ist halt die Luft raus."
Auch bei den Gastgebern ist merklich der Druck vom Kessel gewichen. Zudem steckt der Elf von Uwe Neunsinger das hoch intensive Spiel gegen die Regionalligareserve des FC Schweinfurt in den Knochen. Keine 41 Stunden vor der heutigen Partie. Aber Neustadt spielte "dahoam", da hieß es Ärmel hochkrempeln und über den geplagten Schweinehund hinwegkommen.
Abtswind begann ruhig, fast lässig und nach drei Minuten leicht fahrlässig. Keeper Malte Schulz-Happe bereinigte einen Steilpass, traf dabei seinen Mannschaftskameraden Nicolas Wirsching. Der Ball landete gefühlte zwei Meter neben Abtswinds Kasten, was Neustadts Coach Uwe Neunsinger zu einem weithin vernehmbaren "Da geht was, Jungs" verleitete. Seine subjektive Einschätzung war nah am Geschehen dran. Neustadt wartete auf Abspielfehler, schaltete gewohnt schnell um und kam so zu einigen Torraumszenen. In der 19. Minute langte Abtswinds Innenverteidiger Przemyslaw Szuszkiewicz bei Neustadts Spielmacher Manuel Stark hin. Unnötig mitten im Gewühl, obendrein im Strafraum. Schiedsrichter Florian Wernz zeigte vehement auf den Punkt. In aller Ruhe legte sich Florian Gräf die Pille zurecht. Schon beim Anlauf irritierte Abtswinds Keeper Malte Schulze-Happe, dieses erfahrene Schlitzohr, mit anspruchsvollem, ständig die Richtung wechselndem Hampelmann. Kurz und gut, etwa zwei Meter vom Pfosten entfernt krachte der Schuss in die Werbebande. "Das war so ein Weckruf." Abtswinds Spielführer Jonas Wirth beschreibt die entscheidende Szene zum Führungstreffer Mitte der erste Hälfte. "Gute, geduldige Kombination aus dem defensivem Mittelfeld, dann geht es schnell, Steilpass in die Spitze auf Jörg Otto und das Foul. Den Rest erledigt Jörg vom Punkt weg."
Etwas überraschend ging Abtswind in Führung. Wenig später schickte Jonas Wirth Abtswinds Toptorjäger Pascal Kamolz, der geschickt einen Verteidiger ins Leere laufen ließ und mit der linken Klebe abzog. Neustadts Schlussmann Nathan Mangione bereinigte die Situation im Nachfassen. Der knappe Vorsprung hielt bis zur Halbzeitpause. Spruch des Tages: "Der Trend geht zur Dritt-Wurst!" Nach dem Seitenwechsel bauten die Aischgründer mächtig Druck auf, gingen konzentrierter in die Zweikämpfe, spielten geordneter nach vorne. Der Ausgleich fiel zwangsläufig. Eine weite Flanke auf den langen Pfosten. Wie in Zeitlupe taxierte Rene Küffner die Flugbahn und köpfte wuchtig an Abtswinds Keeper Malte Schulze-Happe vorbei ins lange Eck. Neustadt blieb weiter dran, hätte nach Großchancen von Florian Gräf (abgelaufen von Nicolas Wirsching), Daniel Dachlauer und Patrick Gnebner deutlich führen können. Irgendwie bekam Abtswinds Defensivverbund in der entscheidenden Situation immer wieder Zugriff auf den Gegenspieler. In der Schlussphase kam mit Michael Herrmann, Michael Seuling und Constantin Paunescu der letzte Rest Abtswinder Offensivkraft auf den Platz. Prompt kamen die Gäste auch mal selbst zum Torabschluss. Aber es fehlte das letzte Quantum Konzentration, Willen, Einsatz, was auch immer. Die Luft war halt raus. So trennte man sich – wie gewohnt – unentschieden.
"Es ist schon etwas schade, dass meine Mannschaft aus den beiden tollen Heimspielen nur einen Punkt holte. Aber wir haben nach dem Winter große Schritte nach vorne gemacht, das zählt", zeigte sich Neustadts Trainer Uwe Neunsinger nach Abpfiff nicht ganz unzufrieden.
Summa Summarum geht es halt stets um die Wurst. Schön kross gebrutzelt, innen grob, ausreichend gewürzt, mit einem hauch von mittelscharfem Senf benetzt, bitte nur ein Hauch, und – Trallala mit Schallala – es wartet ein Gaumenschmaus für jeden fränkischen Gourmand. Ansehnlich wie die Partie, der ein Stück weit der Pfeffer fehlte, was nicht unbedingt an den mitwirkenden Akteuren lag. Manchmal kommt einfach der innere Schweinehund abhanden, so wie heute.
Spielbericht eingestellt am 04.05.2015 16:10 Uhr