Von Matthias Ley
Florian Warschecha hält die Null fest. Schnörkellos, bieder, ohne großes Klimbim und Trara besiegt Abtswind abstiegsbedrohte Gäste aus Frammersbach. Erst nach dem Seitenwechsel wagt die TuS mehr und kommt auch zu eigenen Torchancen, ohne richtige Durchschlagskraft. Erst in der Schlussphase entscheidet Peter Mrugalla die Partie. Ernüchtert formuliert TuS-Coach André Mehrlich im Kabinengang: „Des sind halt diese alten Fußballfloskeln. Wer hinten steht, der trifft das Tor ned. Und wer vorne steht, hat das Glück.“ Kann man die heutige Begegnung wirklich auf diesen simplen Nenner reduzieren? Abtswind beginnt druckvoll, spielt gefällig über die Außenpositionen. Mit leichtem Linksdrall setzt sich immer wieder Albert Fischer in Szene, kommt in den Rücken der Frammersbacher Viererkette und reißt so Löcher auf vom Format einer Godzilla-Fußspur. In der 4. Minute findet seine scharfe, flach gespielte Hereingabe kein einnetzendes Füßchen. Um Zentimeter verpasst Pascal Kamolz in der Zentrale. Kurz darauf rettet Gästekeeper Christoph Keller mit einer Blitzreaktion gegen den Hundling-Schuss von Jürgen Endres. Die defensiv aufgestellten Frammersbacher bekommen einfach keinen Zugriff in die Partie. Offensiv auf sich gestellt, erzeugen Dominik Bathon und Ferdinand Weiß so etwas wie Entlastung. Hinten ist das Zweikampfverhalten unterirdisch. Abtswind ist agiler, selbstbewusster, bisweilen cleverer, wie beim 1:0 in der 22. Minute. Dem Tor geht eine Phase „Drôle de Guerre“ vorweg. Minutenlanges Verschieben mit Dauerballbesitz in der Abtswinder Viererkette. Die Partie entwickelt sich quer, ohne jeglichen Raumgewinn. Man könnte sagen: die Götzelmann-Truppe kontrolliert, sucht geduldig die Lücke. Manchmal wartet man eine Zeit aufs nächste Highlight, und dann geht mit einem Mal die Post ab. Plötzlich bekommt Nicolas Wirsching zentral einigen Freiraum, zieht an, umspielt einen Gegenspieler, lässt den nächsten links liegen und legt im Fünf-Meter-Raum quer. Von Pascal Kamolz weitergeleitet, stochert Albert Fischer die Pille aufs Tor. Beinahe in Zeitlupe peilt die Kugel unwiderstehlich hoppelnd das 1:0 an. Auch in der Folgezeit agiert Abtswind im Stile einer Spitzenmannschaft, lauert offensiv auf die Lücke und lässt gleichzeitig hinten wenig zu. In der 33. Minute faustet Abtswinds Schlussmann das Ei vor dem durchgebrochenen Fabian Lurz ins Nirgendwo. Bei den wenigen Torraumszenen für die Mehrlich-Truppe bleibt Florian Warschecha ruhig, gelassen, beinahe überreizend cool. Auch kurz darauf irritiert er Frammersbachs Goalgetter Dominik Bathon. Vorher hatten die Gäste das Mittelfeld schnörkellos überbrückt. Über Michael Weigand und den stark auftrumpfenden Ferdinand Weiß gelangt der Ball diagonal auf die rechte Seite. Relativ frei drischt Dominik Bathon übers Quergebälk. In der Halbzeitpause sprach André Mehrlich deutliche Worte: „In unserer Situation hilft nur kämpfen, rennen. Grundvoraussetzungen im Abstiegskampf. Wenn man nicht mal das hinbekommt, dann hat man das nicht verdient, in Abtswind zu gewinnen.“ Mit frisch gewaschenem Kopf vergibt Marco Schiebel gleich nach Wiederanpfiff eine Riesenchance. Freistehend, vier oder fünf Meter vor dem Tor, verzieht er, vielleicht etwas überhastet. Wobei auch in dieser Szene Abtswinds Keeper Florian Warschecha den Winkel geschickt verkürzte. Gleich im direkten Gegenzug trifft Pascal Kamolz den linke Torpfosten. Zweite Hälfte, neue Taktik: Mit vielen langen Bällen kommt Frammersbach in die letzte Zone, dorthin, wo es gefährlich wird für eine Mannschaft. Dann kann vieles passieren. Ein Eckball, eine verunglückte Flanke, vielleicht auch mal ein ruhender Ball in aussichtsreicher Position? Abtswind Übungsleiter Thorsten Götzelmann reagiert und bringt einen weiteren Stürmer. Mit Peter Mrugalla wandelt sich die Partie endgültig zu einem offenen Schlagabtausch. Es wäre zu abgedroschen, von einem „Kick and Rush“ zu sprechen. Dafür fehlen den Gästen die notwendigen offensiven Mittel. Frammersbachs Trainer bewertet das ganz nüchtern: „Da machen wir nochmal ´nen Haken, und noch einen, und grad wenn der Gegner den zweiten Torwart einsetzt – ob er gut ist oder schlecht, spielt keine Rolle. Fakt ist, es ist der zweite Torwart. Und wenn dann keiner mal draufzieht, dann kann das nichts werden.“ In der 57. Minute köpft Mathias Brunsch einen Eckstoß ins Tor. Schiedsrichter Jan Hoffmann pfeift den Treffer ab. Mathias soll sich regelwidrig aufgestützt haben. Von außen schwer einzuschätzen. Die Begegnung bleibt hochspannend bis zum Schluss. Bis zum entscheidenden Auftritt des eingewechselten Peter Mrugalla. Abtswind drückt vehement auf das zweite Tor. Außenverteidiger Daniel setzt sich mal wieder über die rechte Seite durch und passt zentral vors Tor. Peter Mrugalla zieht sofort ab. In höchster Not pariert Frammersbachs Keeper nach vorn. Peter setzt nach und köpft den Ball zum 2:0 ins Netz. Das war es dann. Nach Abpfiff zeigt sich Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann enttäuscht vorm Auftreten seiner Elf. „Es war klar, dass Frammersbach den Riegel vorschiebt. Die laufen bedingt an und verschanzen sich dann hinten. Da kommst Du nur mit Laufbereitschaft, mit Geduld gegen an. Die ersten zehn Minuten, Viertelstunde hat es geklappt. Dann ist das Spiel verflacht. Da hat der nötige Biss gefehlt.“ Wohingegen hinten die Null steht. „Das ist heute das einzig Positive. Das Spiel gegen den Ball haben wir drauf, ohne wenn und aber. Aber was passiert, wenn wir im Ballbesitz sind?“ Offensichtlich sind einige Ansätze für die nächsten Trainingseinheiten vorhanden. Es gibt halt immer noch was zu verbessern. Weinfestabschluss und Ende der Hinrunden fallen dieses Jahr zusammen. Dabei gastiert unser TSV bei den Freien Turnern aus Schweinfurt. Der Fan-Bus fährt am Samstag um 14:00 Uhr am Wormser-Platz los. Hinein in die Höhle der „Gehling-Löwen“. Ein ganz besonderes Spiel für Daniel Hämmerlein.
Spielbericht eingestellt am 19.10.2014 14:29 Uhr