Von Matthias Ley
Wenige Minuten nach Abpfiff analysierte Trainer Thorsten Götzelmann treffend: „Handballergebnis!“ Mit einem Schulterzucken wischte er die drei Gegentore beiseite. Als „ärgerlich, nicht unbedingt notwendig“, bezeichnete der Übungsleiter die Leinacher Treffer. „Wir hätten den Sack viel früher zumachen können."
Aber alles der Reihe nach. Noch während der Abtswinder Fananhang am Kartenhäuschen englische Gelassenheit demonstrierte, verzog Pascal Kamolz einen sogenannten Hundertprozenter, acht Meter freistehend vor Leinachs Keeper Daniel Roß. Die Gäste gaben den Ton an, forderten die Elf von Trainer Berthold Göbel mit laufintensivem Kombinationsfußball. Von der optischen Darstellung einmal abgesehen, erbrachte das aufwendig inszenierte Flügelspiel kaum Zählbares. Ganz im Gegenteil konterten die Gastgeber drängelnde Gäste blitzschnell aus. Ein Doppelpass zwischen Jörg Otto und Pascal Kamolz blieb im Versuchsstadium stecken und geriet zum Boomerang. Hinten blockierte Michael Herrmann gerade noch so den Torabschluss von Manuel Scheller. Der folgende Eckstoß zischte scharf in den Gästestrafraum. Mit einem platzierten, trockenen Kopfball erzielte Mathias Kurz das 1:0. Bis zur Pause drehte Abtswind die etwas überraschende Führung. Wenige Minuten nach dem 1:0 glich Pascal Kamolz aus. Weit innerhalb der eigenen Hälfte brachte Michael Herrmann die Kugel nach vorne. Per Brustablage brachte Pascal Kamolz seinen Mannschaftskameraden Jürgen Endres ins Laufen. Nach einem kurzen Antritt revanchierte dieser sich beim Sturmkollegen und servierte zentral vors Tor. Der Abschluss war lediglich Formsache. Glockenfrei vor Schlussmann Daniel Roß traf Pascal Kamolz zum 1:1. Auch in der Folge kreierten stürmisch aufgelegte Gäste Chancen wie am Fließband. In der hehren Tradition eines Zinedine Zidane täuschte Jürgen Endres seinen Gegenspieler und zog dann wuchtig mit dem andren Fuß ab. Leinachs Keeper parierte sicher (21.). Kurz darauf kam Albert Fischer völlig losgelöst von allen Zwängen zum Abschluss. Nach Kopfballvorlage von Pascal Kamolz, zog er von links in den Strafraum ein und zog sofort ab. Wenige Zentimeter am kurzen Pfosten vorbeirauschte das Ding in die Werbebande. Der FC Leinach, heute ganz in blau gewandet, stand hinten vielfüßig und antwortete seinerseits mit hohen, langen Bällen auf die Spitzen Daniel Bufe und Mathias Kurz. In der 39. Spielminute hatte es Leinachs gefährlichster Akteur auf dem Fuß. Abtswinds Keeper Oliver Scheufens, bislang kaum bis überhaupt nicht geprüft, wischte den tückischen Drehschuss von Daniel Bufe zur Seite hin aus der Gefahrenzone. Auf der anderen Seite zappelte es erneut im Netz. An der Außenlinie, Höhe Eckfahne, brachte Frederic Bendel Abtswinds Boby Paunescu zu Fall. Den fälligen Freistoß brachte Cemek Szuszkiewicz scharf vors Leinacher Tor. Pascal Kamolz bewies perfektes Timing und köpfte das Ei Richtung langem Torwinkel. Vom Pfosten direkt retourniert, kam der Ball zurück. Noch in der Luft bugsierte Abtswinds Goalgetter die Kugel über die Linie. Mit einer knappen, aber gerechten Führung ging es in die Kabine. Auch nach dem Seitenwechsel zeigte sich Abtswind spielerisch überlegen, taktisch wandelbar und lauffreudig. Leidenschaftlich hielt Leinach dagegen und erarbeitete sich prompt auch eine Handvoll ansehnlicher Offensivszenen. Zwingende Torabschlüsse waren kaum dabei. In der 54. Minute schickte Oliver Döring auf er rechten Angriffsseite Jürgen Endres bis an die Grundlinie. Gefühlvoll schaufelte der offensive Mittelfeldspieler den Ball über die Leinacher Abwehr hinweg an den langen Pfosten. Aus dem Rückraum köpfte Pascal Kamolz zum 1:3 ins Tor. Wer geglaubt hatte, die Partie nehme nun den prognostizierten Verlauf, wurde postwendend überrascht. Im direkten Gegenzug traf Daniel Bufe zum 2:3. Mal wieder ein hoher Ball, den die Viererkette nicht klären konnte, schon war es passiert. Kurz darauf kickte sich Johannes Reuchlein mit zwei übermotivierten Fouls an Oliver Döring und Jonas Wirth innerhalb von 60 Sekunden selbst aus der Partie. Den fälligen Freistoß (25 Meter Tordistanz) setzte Jörg Otto wuchtig ans Quergestänge. Obschon in Unterzahl und hinten liegend, trieb die Heimelf das offensive Kick & Rush auf eine höhere Schlagzahl. Für jeden Gästeangriff segelten zwei, drei hohe Bälle postwendend in den Abtswinder Strafraum. Gästekeeper Oliver Scheufens hielt gegen Andreas Kurz Schuss aus spitzem Winkel. Matthias Brunsch köpfte Mathias Kurz die Chance vom Scheitel. Oliver Döring hatte einen ganz schweren Stand gegen einen wendigen Daniel Bufe. Auf der anderen Seite sorgten der eingewechselte Peter Mrugalla und Dreifach-Torschütze Pascal Kamolz für Betrieb. Der eigentliche Druck entfaltete sich jedoch aus dem Mittelfeld heraus. Jonas Wirth, Jörg Otto und Jürgen Endres machten die Räume eng, zwangen die FC-Abwehrreihe zu Fehlern. Wie auch beim 2:4 in der 66. Minute. Nach einer flüssigen Kombination schickte Pascal Kamolz seinen Sturmpartner zentral vors Tor. Peter Mrugalla ließ Keeper Daniel Roß keinerlei Abwehrchance. War die Sache jetzt entschieden? Weit gefehlt. Wenig später köpfte Daniel Bufe zum 3:4 ein. Langsam, allmählich wurde es kurios. Abtswind erspielte sich Chancen im Minutentakt, traf in guter Regelmäßigkeit und fing sich jedes Mal einen Volleyreturn ins Eingemachte ein. Für die Zuschauer Unterhaltung vom Allerfeinsten. Für die sportlich Verantwortlichen der Ritt auf der Kanonenkugel, Futter fürs Aspirinkonto. Der Blutdruck kratzte am Siedepunkt. Den Schlusspunkt unter ein hitziges Spektakel setzte Pascal Kamolz mit seinem vierten Streich. Dieses Mal legte im Peter Mrugalla fein auf. Der Tunnelschuss unter Leinachs Keeper hindurch war eine stilistische Zugabe zum 3:5 in der 83. Minute. Bis zum pünktlichen Abpfiff drückten die Gäste auf einen weiteren Treffer, doch es blieb beim „Handballergebnis“.
Ein rundum ansehnliches Spektakel fand ein halbwegs gerechtes Ergebnis, wenn man überhaupt von Ausgleich oder Gerechtigkeit sprechen kann. Gerade im letzten Drittel agierten beide Parteien mit offenem Visier.
Spielbericht eingestellt am 15.09.2014 10:35 Uhr