Von Frankenpost / Tino Peipmann
In der Fußball-Bayernliga Nord veredelt die SpVgg Bayern Hof die letzten beiden Remis mit einem 3:1-Sieg über den TSV Kornburg. Nach 0:1-Rückstand hat Mikhail Sajaia den richtigen Riecher.
Der 3:1-Sieg der SpVgg Bayern Hof über den TSV Kornburg war nicht nur ein wichtiger, sondern brachte echte Big-Points. Das hatte jeder der 590, wieder volle 90 Minuten für tolle Stimmung sorgenden Zuschauer, auf der Grünen Au gesehen. Nicht umsonst hatte Trainer Mikhail Sajaia den Tabellensechzehnten (!?) als eines der stärksten Teams der Liga geadelt. Die Mittelfranken, die sich richtig gut verstärkt haben, erwiesen sich tatsächlich als solches.
„Das haben wir schon in der vergangenen Saison gesehen. Es gibt keine Mannschaft, die so hinten raus spielt, wie die“, sagt Tim Scherbaum, für den der Dreier ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk ist. Warum der TSV dann im Tabellenkeller festhängt, obwohl man in allen (!) elf bisherigen Saisonspielen in Führung gegangen war, klang aus dessen eigenen Reihen an. Im Team scheint es nicht so recht zu stimmen, sodass die vorhandene Qualität zu selten in Punkte umgemünzt wird. So auch in Hof, dass mit diesem Sieg aus den jetzt schon fünf ungeschlagenen Spielen zuletzt elf Punkte in Folge holt und sich in der Fußball-Bayernliga Nord auf Platz sieben verbessert.
Kornburger Serie hält
Kaan Gezer beginnt anstelle von Nico Schmidt neben Niklas Stadelmann im defensiven Mittelfeld. Da seinen Kapitän noch Adduktorenprobleme plagen, will der Coach das Risiko einer zeitigen Auswechslung vermeiden. Gezer soll mit seiner Ballsicherheit das Spiel beruhigen, was ihm nach umgehendem ersten Ballverlust direkt nach Anpfiff in der Folge mit einem unauffälligen, aber sehr soliden Spiel auch sehr gut gelingt. Beide Mannschaften liefern sich zunächst den Schlagabtausch vorzugsweise im Mittelfeld, bis die Gäste durch einen schnellen Vorstoß mit der ersten guten Aktion gleich vorlegen. Herzel bringt den Ball von links in die Mitte auf Sauer. Keeper Lukas Kycek bekommt zwar die Hand an dessen Abschluss, doch der Ball trudelt Richtung Linie, und auch der heranstürmende Alexander Seidel bekommt ihn nicht mehr vor dieser weg (9.).
Freys Einwechslung ist der Schlüssel
Die Gäste erweisen sich als enorm ballsicher, spielstark, gewinnen die entscheidenden Zweikämpfe und schalten schnell um. Hof agiert dagegen zu ungenau, sodass es weiter nur durch den TSV gefährlich wird. Erneut Sauer wir gerade noch gestört (19.), und einen Kopfball von Olschewski lenkt Kyceks Reflex über die Latte (20.).
Sajaia – ohnehin unzufrieden – reagiert schnell. Bringt erst Yannick Frey für den diesmal etwas unglücklichen Hüseyin Durkan, später mit Johannes Hamann für Ferdinand Seifert mehr defensive Stabilität statt Offensivdrangs (33.). Doch gleich der erste Wechsel zündet. Frey ist kaum auf dem Feld, da legt er blind mit der Hacke in den Lauf von Maximilian Weiß, der umgehend Jeanpaul Uzuamaka Ajala-Alexis in Szene setzt. Der Stürmer ist einen Augenblick zu ungestört, und versenkt den Ball aus knapp 20 Metern links unten im Tor zum 1:1 (26.).
Dass es zwischen Frey und Weiß gut klappt, hatte man bei der Aufholjagd in Neumarkt schon gesehen – jetzt wieder. Keine Minute nach dem dritten Anstoß setzt Frey mit Zuckerpass Weiß in Szene, dessen Schuss von außerhalb des Strafraums diesmal rechts unten einschlägt (27.). „Max und ich wohnen auch zusammen, verbringen auch neben dem Fußball sehr viel Zeit miteinander. Von daher ist es unser Ziel, dass man das auch auf dem Platz sieht“, begründet Frey das blinde Verständnis mit dem Kumpel. Zwar drückt Kornburg bis zur Pause noch mal, aber Kycek muss sich lediglich noch einmal gegen Oppelt strecken (32.). Stattdessen hat Seidel unmittelbar vor der Pause nach Frey-Flanke, nach gespielter Ecke, am langen Pfosten das 3:1 auf dem Kopf – es fehlen nur Zentimeter (45.+2).
Defensiv stabil – Frey setzt Schlusspunkt
Nach dem Seitenwechsel steht Hof sehr tief. Weite Bälle sorgen kaum für Entlastung. Gefährlich – aber Kornburg weiß mit dem vielen Ballbesitz nichts anzufangen, weil die Bayern die Räume gut eng halten. „Die waren der bislang spielstärkste Gegner. Das ist natürlich brutal schwer, wenn ein Gegner so gut den Ball laufen lässt. Deshalb haben wir gesagt, wir ziehen uns etwas zurück, lassen sie spielen, und versuchen mit einem Konter zuzuschlagen. Das haben wir gemacht. Von daher ist es super aufgegangen“, sagt Frey der bei einem solchen Gegenstoß nach Zusammenspiel mit Alexis noch am Reflex von TSV-Keeper Ockert scheitert (59.).
Doch als sich später Alexis und Gezer am Kornburger Strafraum nicht ganz eins sind, und der Ball Frey vor die Füße springt, versenkt er ihn sehenswert, unhaltbar im Winkel (73.). „Ja, den wollte ich so haben. Jeder sagt immer, ich soll aufs Tor schießen. Jetzt habe ich es gemacht und er ist drin“, sagt der an allen Toren Beteiligte. „Ich bin froh, der Mannschaft geholfen zu haben. Wir wollten die Serie aufrechterhalten. Das waren super wichtige drei Punkte.“
Die sind am Ende auch verdient, weil Kornburg trotz klar mehr Ballbesitz in Halbzeit zwei nicht zu einer nennenswerten Torchance kommt. Etwas gewundert haben nur die späten letzten Wechsel. In Anbetracht des nächsten Spiels, schon am Dienstag, hätten in der Schlussphase gerade Weiß und Alexis, die ebenso wie Filip Hasek wieder sehr viel gelaufen waren, eher eine Pause bekommen können. Der zuletzt effektive Noah Wich oder auch ein Johann Saalfrank hätten mit Frische durch weiteres zeitiges Anlaufen ohnehin stabile Bayern sicher noch besser entlastet. So aber kamen Pierrce Miller und der durch Krankheit geschwächte Marian Schubert erst kurz vor Abpfiff.
„Die Trainer machen es schon ganz gut mit der Belastungssteuerung. In Erlangen werden wir wieder alles reinwerfen“, sagt Scherbaum, der wieder einiges einzustecken hatte, und für den mit der Mannschaft im Anschluss noch der Besuch bei den ASV-Ringern auf dem Plan stand. „Und dann wird auch noch etwas Geburtstag gefeiert.“
Spielbericht eingestellt am 17.09.2023 23:44 Uhr