Bereits deutlich vor dem Anpfiff dürften den Anhängern des FC Geesdorf klar gewesen sein, dass schon viel zusammenkommen muss, wenn man im Derby gegen den TSV Abtswind etwas Zählbares an der Metallbau-Herold-Sportstätte behalten will. Knapp zehn Akteure musste Spielertrainer Jannik ersetzen. Darunter der beste Torjäger Vincent Held sowie die beiden Keeper Maximilian Humpenöder und Marcel Weid. Auch bei Noah Vasilev reichte es nur für einen Kurzeinsatz, so dass der Mittelfeldspieler zunächst auf der Bank Platz nahm. Zwangsweise mussten wieder einmal einige Spieler auf für sie ungewohnten Positionen aushelfen. Oldie Stefan Weiglein, eigentlich nur noch in der Reserve im Einsatz, half aus und stand als Auswechselspieler zur Verfügung. Dass der FCG den Trend mit zuletzt vier Pleiten und 0:18 Toren in Serie ausgerechnet im Lokalduell umbiegen könnte, rückte somit schon vor Spielbeginn in weite Ferne.
Mit viel Rückenwind nahmen die Abtswinder den kurzen Weg nach Geesdorf auf sich. Nur eine Niederlage aus den letzten acht Begegnungen, zudem auf Rang Sechs in der Tabelle geklettert - der TSV war der klare Favorit.
Geesdorfs Rene Rottendorf checkt Abtswinds Außenverteidiger Kevin Steinmann weg.
Lukas Hörlin
Und doch hätte es vor rund 500 Zuschauern im dichten Nebel auf dem Geesdorfer Sportplatz fast ein böses Erwachen für die Grün-Weißen und ihre zahlreich mitgereiste Anhängerschaft gegeben. FC-Stürmer Kai Bäuerlein tauchte nach fünf Minuten vollkommen frei vor Abtswinds Schlussmann Felix Reusch auf. Der Geesdorfer entschied sich für den Lupfer, setzte den Ball allerdings deutlich über den Querbalken. In dieser Szene war mehr für den Underdog drin.
In der Folge übernahm Abtswind mehr und mehr das Kommando über die Begegnung. Zu zwingenden Chancen kam die Bozesan-Elf, bei der im Vergleich zum Sieg gegen Kornburg Fabio Bozesan anstelle Adrian Dußlers begann, aber nicht. Geesdorf lief die Räume gut zu und hielt den Favoriten so gut vom eigenen Gehäuse weg.
Bis eine Standardsituation in der 18. Spielminute den Geesdorfer Plan durchkreuzte. Aus dem rechten Halbfeld fand ein Lehrmann-Freistoß den Kopf von Niclas Staudt. Der hatte unbedrängt wenig Probleme das Leder im langen Eck zu versenken und die Seinen in Führung zu bringen.
Der nächste ruhende Ball sorgte direkt wieder für Gefahr. Eine Ecke von Calvin Gehret fiel unglücklich Luca Fischer gegen das Bein und von da kullerte der Ball über die Linie (21.). Mit den ersten beiden wirklich gefährlichen Offensivaktionen führten die Gäste auch schon mit zwei Treffern.
Geesdorf konnte sich wieder berappeln und verhindern, dass Abtswind nach vorne nochmals zwingend gefährlich wurde. Bei Standards war der FC-Hintermannschaft aber das fehlende Selbstvertrauen und womöglich auch fehlende Qualität stets deutlich anzumerken. Im eigenen Angriff traten die Schwarzen vor dem Seitenwechsel nur noch bei einem geblockten Fischer-Freistoß in Erscheinung. Ansonsten schaltete Abtswind nach Ballverlusten stets hervorragend um, schloss die Räume und gab Geesdorf so keine Möglichkeiten zu Kontern.
Linus Lorenz (FC) stoppt Tom Bretorius (TSV) unsanft.
Lukas Hörlin
Feidel schien in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden zu haben. Sein Team zeigte sich gewillt gegen den Rückstand anzukämpfen. Eine Hereingabe von Rechtsverteidiger Kuhn war allerdings zu harmlos (48.).
Und dann schlugen die Gäste erneut eiskalt zu. Erst ließ Staudt aus wenigen Metern seinen zweiten Treffer an diesem Tag liegen. Seinen Schuss aus kurzer Distanz konnte der sonst sehr unsicher wirkende Robert Leipold noch per Reflex parieren, doch der TSV setzte direkt nach und eroberte das Leder weit vorne direkt wieder zurück. Am Ende kam Tom Bretorius im Strafraum zu frei zum Abschluss und erhöhte mit einem Schuss ins lange Eck auf 3:0 aus Sicht der Auswärtself (57.).
Die größte Geesdorfer Chance an diesem Tag hatte nur wenig später erneut Bäuerlein auf dem Fuß. Joel Flores Vega schickte Yasir Aldijawi perfekt in die Gasse, der im Anschluss uneigennützig auf seinen Sturmkollegen ablegte. Der blieb jedoch erneut ohne Fortune und jagte den Ball deutlich drüber (63.).
Beide Mannschaften wechselten in der Folge kräftig durch, das Spiel ging ohne größere Torraumszenen vorüber - bis die Kugel plötzlich wieder im Geesdorfer Kasten zappelte. Niclas Staudt krönte seine gute Leistung, indem den in der Mitte mitgelaufenen Tizian Hümmer mustergültig bediente. Abtswinds Joker hatte bei seinem Abschluss Glück, dass dieser FCG-Schlussmann Leipold durch die Beine rutschte (80.).
Mehr als einen letztendlich harmlosen Freistoß von Geesdorfs Timo Eisenmann (84.), sowie einen zu ungenauen Abschluss Fabio Bozesans (88.) bekamen die Zuschauer bis zum Schlusspfiff nicht mehr präsentiert.
Niclas Staudt (TSV) ist schneller am Ball als Geesdorfs Christian Kuhn.
Lukas Hörlin
Am Ende souverän, ohne spielerisch mit vielen Highlights zu überzeugen und brutal effizient gewinnt der TSV Abtswind das Derby gegen den FC Geesdorf. Für die Mannschaft von Trainer Claudiu Bozesan ist es der dritte Dreier in Folge. Damit klettern die Grünen auf Rang Fünf, denn im Parallelspiel verlor Ammerthal beim SV Donaustauf. Nächsten Samstag kann der TSV im Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg II nachlegen und seinen Platz in der Tabelle behaupten.
Für Jannik Feidel und den FC Geesdorf geht indes weiter die Negativspirale hinab. Bis zum ersten Gegentreffer verteidigten die Schwarz-Weißen ordentlich, fingen sich danach aber direkt den zweiten. Auch offensiv machte sich bemerkbar, dass der FC auf zu viele Stammkräfte verzichten musste. Der Aufsteiger wird sich so gut es irgendwie geht in die Winterpause hangeln müssen und dort seine Kräfte neu bündeln müssen. Zunächst gastieren die Feidel-Schützlinge in Feucht, ehe der TSV Großbardorf an die Metallbau-Herold-Sportanlage kommt.
Spielbericht eingestellt am 12.11.2022 19:55 Uhr