Auf der Grünen Au sollten sich an diesem Tag zwei Mannschaften gegenüberstehen, deren Formkurve zuletzt ganz klar nach oben gezeigt hatte. Das galt besonders für die Heimelf, die nach der desaströsen 0:7-Heimniederlage gegen Gebenbach mit zwei Siegen schnell wieder in die Spur gefunden hat. Trotzdem traute Trainer Bifano dem Frieden noch nicht, sprach beim Rückblick von „fehlender Kontinuität“ und „krassen individuellen Fehlern“. Und jetzt hatte man auch noch ein Schwergewicht vor der Brust. Denn mit dem ATSV Erlangen kam ein echter Hochkaräter auf die Grüne Au. Die Schützlinge Shqipran Skeraj hatten in den letzten vier Partien zehn Punkte geholt und waren auch auswärts immer wieder erfolgreich - wie der 3:2-Sieg bei Spitzenreiter Seligenporten bewies. „Viel wird von der Tagesform abhängen“, meinte der Gästecoach, der aber absolut zuversichtlich der Partie entgegensah. „Wir fahren mit breiter Brust nach Hof und wollen Punkte mitnehmen. Deutlich vorsichtiger äußerte sich Gegenüber Fulvio Bifano, der nur auf den kreuzbandverletzten Matej Kyndl verzichten musste: „Erlangen hat eine gute Qualität und derzeit einen richtigen Flow. Für uns wird es darauf ankommen, an die Leistungsgrenze zu gehen. Letztlich stehen die Chancen wohl 50 zu 50.“
Erste Großchance: Martin Holek trifft nur den Pfosten.
Hans-Jürgen Wunder
Etwas überraschend kamen die Saalestädter zunächst besser in die Partie. Während der ATSV oft mit Diagonalbällen operierte, nachdem man über die Flügel nicht durchkam, suchte die Heimelf immer wieder die körperlich robusten Holek und Hajek im Sturmzentrum. Kavalier hatte die erste gute Möglichkeit, als er einen zu kurz abgewehrten Ball deutlich neben den Kasten setzte. Anschließend war eigentlich die Bayern-Führung fällig. Martin Holek war es, der nach feinem Hajek-Pass frei vor Keeper Kraut stand (16.). Doch der Tscheche wirkte erst etwas zögerlich, schlug dann noch einen Haken und setzte schließlich das Leder an den Pfosten. "Man muss auch sehen, dass der Platz etwas uneben ist", begründete der Angreifer sein Zaudern. "Er macht erst sein fünftes Spiel und da fehlt natürlich noch etwas der Rythmus", meinte indessen Trainer Bifano Obwohl Hof nun besser im Spiel war, folgten schnell zwei Nackenschläge. Dass Nico Schmidt viel zu ungestüm gegen Adem Daoud attackierte, war wohl besonders seiner Jugend geschuldet. Kevin Guerra, der den fälligen Strafstoß flach zum 0:1 (29.) verwandelte, war es egal. Als der Sevcik-Schuss zum möglichen Ausgleich am Kasten vorbeistrich, folgte der nächste Nackenschlag für die Heimelf. Aus der Mitte der eigenen Hälfte wurde Lucas Markert auf die Reise geschickt und im Eins-gegen-Eins mit Keeper Lang bewies er beim 0:2 (35.) Nerven wie Drahtseile. Die wütenden Bayern-Proteste, dass eine Abseitsstellung vorlag, waren ebenso zwecklos wie falsch. Während beim einen oder anderen Hofer Fan nun Erinnerungen an die 0:7-Pleite gegen Gebenbach aufkamen, brachte Martin Holek seine Truppe schnell zurück ins Spiel. Beim seiner Aktion am Strafraum, die er mit einem Flachschuss zum 1:2 (43.) abschloss, bewies er seine individuelle Klasse. Dem wollte Sturmkollege Adam Hajak nicht nachstehen. Als ATSV-Verteidiger Alexander Kleefeld bedrängt wurde und die Kugel dem Angreifer am Sechzehner in die Füße spielte, antwortete der mit einem trockenen Flachschuss zum 2:2 (45.). Die Partie begann wieder von vorne.
Alexander Kleefeld (in weiß) ärgert sich, Martin holek jubelt: Hof hat ausgeglichen.
Hans-Jürgen Wunder
Nach dem Wechsel wollte Hof zunächst weitermachen, wo es zuletzt aufgehört hatte. Bei der Direktabnahme von Adam Sevcik war der Winkel aber zu spitz, auch wenn er nach weiter Flanke (50.) aus zwei Metern zum Abschluss kam. Freilich zeigte sich nun, dass die erste Hälfte viel Kraft gekostet hatte. Beiden Mannschaften fehlte nun die Zielstrebigkeit nach vorne, wobei die Erlanger das Geschehen etwas mehr in die Hälfte der Gastgeber verlagern konnten. Klare Torchancen ergaben sich dabei aber nicht, weil auch der Markert-Freistoß aus Mittelposition zu hoch und mittig war. Brenzelig war nur der ausgeprägte Trikotzupfer am aufgerückten Bayern-Verteidiger Chocholousek im Strafraum, der aber ungeahndet blieb. Dabei sammelte der Unparteiische nicht ganz zu Unrecht weitere Minuspunkte bei der spärlichen Kulisse. Danach plätscherte die Partie so dahin, bis zwei Akteure ihre Elf in die Bredoulie brachtren. Erst erwies Adem Daoud den Gästen mit seiner Ampelkarte (70.) einen Bärendienst und dann wollte der eingewechselte Bayen-Defensivmann Alexander Seidel die Kugel als letzter Mann annehmen - die ihm prompt versprang und seine Abwehrkollegen vor große Probleme stellte. In den Schlussminuten wollten es die Hofer aber in Überzahl noch einmal wissen. Doch die Tore hatten die Gäste auf dem Fuß. Pechvogel Alexander Kllefeld schoss Kollegen Kevin Guerra an der Fünfmeterlinie an und hätte fast ein Eigentor fabriziert. Und der eingewechselte Bless Fiebig setzte kurz vor dem Ende die Kugel aus halbrechts "vor dem richtigen Tor" über den Balken.
Eher selten: Adam Sevcik und die Heimelf waren nach der Pause nicht mehr so druckvoll.
Hans-Jürgen Wunder
Beide Trainer waren nur bedingt zufrieden, auch wenn man übereinstimmte, dass das Remis in Ordnung ging. Dabei dürfte aber die Freude bei Fulvio Bifano über den Punkte größer gewesen sein, nachdem es schien, dass die Felle erneut davonschwimmen. "Die Mannschaft hat auf den Rückstand überragend reagiert", freute er sich und hofft, dass die junge Elf weiter an Stabilität gewinnt. Der Gästecoach konnte sich zumindest freuen, dass sich seine Elf nach dem Doppelschlag schnell wieder aufgerappelt hat. Unter dem Strich gab es zwei Mannschaften, die ihre Serie an ungeschlagenen Spielen weiter ausbauen konnten.
Spielbericht eingestellt am 27.10.2019 02:34 Uhr