Während die Gäste unter anderem auf ihren bislang erfolgreichsten Torschützen Cristian Alexandru Dan verzichten mussten, fehlten auch beim FC Eintracht Bamberg erfahrene Akteure: Die Offensivleute Tobias Ulbricht und Nicolas Görtler fielen verletzt aus, erkältungsgeschwächt nahm Kapitän Marc Reischmann erst einmal auf der Bank Platz. "Wir haben Respekt vor dem Gegner, der nach einem schweren Start nun im Aufwind ist. Ammerthal muss man erst einmal schlagen.", ging Trainer Michael Hutzler auf die Stärke der Würzburger Gäste ein. "Sie haben schnelle Außen, das müssen wir in den Griff kriegen. Ansonsten versuchen wir, unser Möglichkeiten auf den Platz zu bekommen und das Tempo zu bestimmen."
Mit aufgeblasenen Backen sichert Gabriel Jessen (re.) den Ball vor dem angreifenden WFV'ler David Drösler.
Markus Schütz
Und das Tempo der Gastgeber war gleich hoch und die Mannschaft von Michael Hutzler erarbeitete sich zwei, drei Ecken, zur frühen Führung führte dann ein weiter Einwurf. Der kam ungehindert bis an den Fünfer, wo Robin Renner energisch nachsetzte, das Leder fiel Patrick Görtler vor die Füße und der staubte aus kurzer Distanz ab. Ein optimaler Beginn für den FCE, der beinahe nachgelegt hätte, als Renner mit dem Hinterkopf auf Görtler verlängerte, der aber an Gästekeeper Christian Dietz scheiterte. Im gleichen Maße, wie dann der Würzburger FV hochfuhr, verlor der FC Eintracht seine Spannung. Die Abstände wurden nicht konsequent gehalten, so dass die Gäste immer wieder über außen durchkamen. Gerade Paul Obrusnik machte über die linke Seite oft Dampf. Die Hereingaben fanden aber keinen Abnehmer bzw. wurden von der Hintermannschaft um den souveränen Steffen Müller geklärt. Ansonsten war die Partie in der Folgephase von einigen kleinen Fehlern auf beiden Seiten geprägt, die das Spiel zerrissen wirken ließen, weil der Ballbesitz immer wieder schnell wechselte. Ein Antritt von Obrusnik hüben, sowie ein Volley-Schuss von Renner drüben sorgten dann wieder für Gefahr. Der Würzburger verzog, der Bamberger scheiterte an Keeper Dietz. Nach etwa einer halben Stunde konnte man das Gefühl haben, wie Partie würde verflachen. Aber das Gegenteil war der Fall. Zunächst musste Fabian Dellermann gegen den Abschluss von Dennie Michel aus spitzem Winkel stark klären und Michael Hutzler forderte seine Mannschaft auf, wieder energischer gegen den Ball zu agieren. Denn der WFV kam durch wenige, klare Pässe nun zu aussichtsreichen Gelegenheiten. Allerdings gab es auf Bamberger Seite ja noch Patrick Görtler. Marco Schmitts scharfes Zuspiel verarbeitete er mit dem Rücken zum Tor, zog nach innen und dabei an zwei Würzburgern vorbei und setzte den Ball aus etwa 18 Metern ins lange Eck. Aber diesmal hatten die Gäste umgehend eine Antwort parat. Wuchtig lief David Drösler in eine Ecke und nickte den Ball am Fünfer zum 1:2-Anschluss in die Maschen. Kurz darauf rutschte Dennie Michel nur um Zentimetre an einer Obrusnik-Hereingabe vorbei. Eine Schlüsselszene folgte dann in der 37. Minute, als Jayson Tuda im Zentrum den Ball eroberte. Gegen die - weil im Spielaufbau - breitstehenden Bamberger wurde Dennie Michel steil geschickt. Steffen Müller wollte ihn noch Abseits stellen, aber das klappte nicht mehr. Kurz außerhalb des Strafraums wurde der Würzburger Stürmer dann vom herauseilenden Dellermann zu Fall gebracht: Rote Karte für den Bamberger Keeper, der Freistoß brachte nichts ein. Vlad Saprykin musste weichen, damit Ersatzkeeper Thomas Nawrat zwischen die Pfosten konnte. Eine Erleichterung für die Bamberger, die gerade im Mittelfeld nun einen Mehraufwand vor sich hatten, wäre der mögliche dritte Treffer kurz vor der Pause eine deutliche Erleichterung gewesen. Und den hatte Gabriel Jessen auf dem Fuß, aber er setzte eine Linz-Hereingabe aus kurzer Distanz über die Querlatte.
Mit voller Konzentration auf den Ball gelingt es hier Erik Schnell-Kretschmer (li.) den Weg von Gegenspieler Robin Renner zu kreuzen.
Markus Schütz
Anders als im ersten Durchgang, erwischten diesmal die Gäste den besseren Start. Nach einer Ecke, wie die meisten Standards gefährlich von Moritz Lotzen getreten, zog zunächst Dennie Michel ab, im Gewühl vor dem Bamberger Tor kam der Ball zu Fabio Bozesan, der aus kurzer Distanz das 2:2 erzielte. Weil der Ausgleich in Unterzahl zu früh kam, stand das Spiel aus Bamberger Sicht nun auf der Kippe. Marc Reischmann, dessen Kräfte krankheitsbedingt nicht für eine ganze Partie gereicht hätten, kam nun. Und er führte sich gleich prächtig ein: Einen Linz-Einwurf in Richtung Fünfer behauptete er stark, setzte seinen Körper gut ein und bewies dann auch noch Übersicht, als er den einlaufenden Patrick Görtler bediente, der sicher zur erneuten Bamberger Führung verwandelte. Mit diesem Vorsprung im Rücken standen die Bamberger kompakt in der eigenen Hälfte, der WFV holte sich viel Ballbesitz. Ein Freistoß von Moritz Lotzen ging aber ebenso neben das Tor, wie kurz darauf der Abschluss von Steffen Barthel, der den Ball im Fallen am kurzen Eck vorbeisetzte. Der FC Eintracht wollte immer wieder durch schnelles Umschalten Nadelstiche setzen. Beinahe wäre das in Person von Tobias Linz auch gelungen, als er den Ball aus etwa 16 Metern mit der breiten Seite knapp am Dreieck vorbeisetzte. Insgesamt wirkten die Bamberger in der zweiten Halbzeit stabiler und vor allem auf den Außenbahnen verbessert, eine wichtige Rolle spielte jetzt auch Marc Reischmann, der durch seine Ballsicherheit immer wieder für Entlastung sorgte. So ließen die Einheimischen kaum Torchancen für die Gäste zu. So fiel der Ausgleich dann auch aus einer etwas überraschenden Position - war allerdings absolut sehenswert. Kapitän und Verteidiger Tim Lorenz leitete einen Angriff ein, blieb in der Situation und wurde wieder angespielt - und hämmerte das Leder wuchtig aus fast 30 Metern ins rechte obere Eck. Wenn überhaupt, dann war der Ball trotz der Entfernung sehr, sehr schwer zu halten. Kein Vorwurf an Ersatzkeeper Nawrat. Dem FC Eintracht ging es dann, je näher der Schlusspfiff kam und je mehr die Kräfte schwanden, nur noch ums Überstehen der Schlussminuten. Weil der eingewechselte Kevin Röckert seinen Kopfball knapp am langen Pfosten vorbeisetzte und Marco Schmitt im letzten Moment einen der auffälligsten Gästeakteure, Dennie Michel, blockte, blieb es beim insgesamt leistungsgerechten Unentschieden.
Viel Tempo über die linke Seite machte in der ersten Hälfte der Würzburger Paul Obrusnik (vo.) der hier Marco Schmitt den Ball abspielt.
Markus Schütz
Für den FC Eintracht gab es einige Knackpunkte in dieser Partie, die ein besseres Ergebnis verhinderten. Da war zum einen der frühe Anschluss nach dem zweiten Treffer und natürlich die rote Karte für Keeper Dellermann. Die war - nach einem Foulspiel außerhalb des Sechzehners - korrekt. Insbesondere in Anbetracht der langen und deshalb kräftezehrenden Unterzahl sind die Bamberger mit dem Punkt zurecht zufrieden. Sie bleiben zuhause weiter ungeschlagen. Nicht zuletzt dank einer starken Laufleistung in der zweiten Halbzeit, sondern auch dank eines erneut treffsicheren Patrick Görtler.
Die Gäste waren zwiegespalten: Zum einen nehmen sie einen Auswärtszähler mit, den sie vor der Partie so unterschrieben hätten. Zum anderen machten sie aus ihrer Überzahl insgesamt zu wenig. Zwar drückten sie, hatten im zweiten Durchgang erwartet viel Ballbesitz und trafen auch zwei Mal - aber sie hätten noch öfter zwingend in Erscheinung treten können, wenn nicht sogar müssen.
Spielbericht eingestellt am 13.10.2019 11:48 Uhr