Von infranken.de, Hartmut Hess
Nach einem intensiven Bayernligaspiel hat der TSV Abtswind mit einem 2:2 (1:1) mal wieder ein Pünktchen gekratzt. „Es gab heute keine Verlierer, deswegen können wir alle ins Festzelt und auf die Kirchweih anstoßen“, sagte Teammanager Christoph Mix. Dabei hätte er allen Grund gehabt, sich zu grämen: In der Nachspielzeit hatten die Eltersdorfer seiner Elf mit dem späten Ausgleichstreffer noch zwei Punkte entrissen.
Dieses Remis ließ – aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet – Interpretations-Spielraum. Vordergründig war es ein Erfolg für die Abtswinder, die als Tabellen-Kellerkinder dem Tabellenzweiten einen Punkt abgetrotzt hatten.
Daneben war ihnen eine passende Einstellung und Kampfgeist zu attestieren, was auch Christoph Mix auf der Pressekonferenz tat mit dem Satz: „Fußball muss man manchmal arbeiten – dann kommt das Spielen von allein.“ Die Kehrseite des Remis: Abtswind hilft der Punkt in seiner misslichen Lage nicht wirklich, und die Negativserie hält bei neun sieglosen Spielen in Folge an. Strahlte Abtswind im Juli nach drei Siegen aus vier Partien mit der Sonne um die Wette, so hat sich nun eine herbstliche Tristesse breitgemacht.
Am Samstag durfte der heimische Anhang nach 24 Minuten jubeln, als Adrian Dußler einen Freistoß aus 20 Metern direkt verwandelte. Die Gäste wirkten technisch beschlagener und zielstrebiger in ihren Offensiv-Aktionen, aber Abtswind wehrte sich nach Kräften, und, wie Marcel Ruft hinterher sagte, „haben wir gut dazwischen gehauen“. Die Führung gab ihm und seinen Mitstreitern Auftrieb.
Es hatte offenbar gefruchtet, dass Abtswinds Sport-Koordinator Thorsten Götzelmann der Mannschaft zwei Tage zuvor eindringlich ins Gewissen geredet und grundlegende Tugenden gefordert hatte. Dennoch traf sie noch vor der Pause das 1:1 (41.) durch Manuel Stark.
Die zweite Halbzeit war mit weitaus mehr Torszenen gespickt, und es kam die große Zeit des Felix Reusch im heimischen Tor. Er stand dort als Fels in der Brandung, hexte reihenweise klare Chancen der Eltersdorfer weg und avancierte zum besten Abtswinder. Am Maßstab der Guardiola-Taktik gemessen, hätte Eltersdorf das Spiel nicht nur nach Ballbesitz, sondern auch im Ergebnis dominieren müssen, aber die Platzherren hielten mit körperlicher Präsenz, mentaler Stärke und Kampfkraft dagegen.
Applaus verdiente sich Reusch mit drei Glanzparaden zwischen der 79. und 84. Minute Applaus. Er bereitete den Boden dafür, dass die Gastgeber überraschend ein zweites Mal in Führung gingen. Sonderlob gab es für Adrian Graf, der im Eltersdorfer Strafraum nach dem Ball hechtete und ihn noch vor der Grundlinie kratzte. Denn damit servierte er Michael Dietl das Leder auf dem Silbertablett, und Dietl vollstreckte aus kurzer Distanz zum 2:1 (85.).
Gästecoach Bernd Eigner setzte angesichts der drohenden Niederlage in der Not auf volle Offensive, was Abtswind manche Konter bescherte. Mehrere Schüsse fanden dabei nicht ins Ziel, und Christopher Lehmann scheiterte am Pfosten. „Diese Konter sind etwas schlampig gespielt worden“, stellte Christoph Mix fest. Das wollte Mario Schindler so nicht stehen lassen, „das ist etwas zu hart gesagt“, so der Trainer. Und schließlich sei Eltersdorf ja keine Laufkundschaft gewesen.
Das erlösende 3:1 schaffte Abtswind nicht – stattdessen glichen die Mittelfranken erneut aus. Diesen Treffer hatte Schiedsrichter Steigerwald dadurch ermöglicht, dass er vier Minuten nachspielen ließ – maximal zwei Minuten vertretbar waren. Die Eltersdorfer schlugen die Bälle so weit wie möglich nach vorne – und in der 93. Minute misslang ein Rettungsversuch Michael Herrmanns vor einem einschussbereiten Gästespieler – ein Eigentor.
„Die Abtswinder sind weit besser, als die Tabelle aussagt“, konstatierte Gästetrainer Eigner nach dem Spiel. Und Christoph Mix ließ in der Pressekonferenz verlauten, „dass Mario Schindler heute bestimmt ein mittelschwerer Stein vom Herzen gefallen ist“. Das ließ den Druck für Schindler erahnen.
Spielbericht eingestellt am 30.09.2019 22:17 Uhr