Michael Hutzler musste weiterhin auf Steffen Müller und dazu auf den beruflich verhinderten Tobias Ulbricht verzichten. Im Vergleich zur vergangenen Partie nahm der Bamberger Trainer vor allem auf den Flügeln Änderungen vor, wo Neuzugang Armend Elshani und Patrick Görtler begannen. "Ich erhoffe mir mehr Aktionen über die Außen." Der Wunsch des Trainers sollte später in Erfüllung gehen... Die Mannschaft um den jungen Gästetrainer Alexander Spindler (31) hat im Vergleich zur vergangenen Saison ein runderneuertes Gesicht erhalten. Der SpVgg fehlte allerdings Neuzugang und Rückkehrer Martin Holek, der sich bei seinem Treffer gegen Ammerthal verletzte.
Vor den beiden Hofern Cristian Fischer und Adam Hajek (von li.) kann Innenverteidiger Simon Kollmer den Ball spielen.
Markus Schütz
Vor der Partie wurde eine Schweigeminute für das langjährige Vereinsmitglied Theo Gulden abgehalten. Man hätte im weiten Rund eine Stecknadel fallen hören können. Mit Anstoß gingen die Gäste sofort in die Vollen und traten quirlig, energisch und zweikampfstark auf. Früher Schock dann für die Bamberger: Der wuchtige Adam Sevcik wurde über halb rechts geschickt und zog sofort ab. Torhüter Fabian Dellermann konnte den scharfen Ball nur klatschen lassen - und Patrik Kavalir bedankte sich mit dem 0:1. Der Treffer zeigte kurz Wirkung bei den Bambergern. Kurz darauf war Cristian Fischer frei durch - allerdings ging sein Heber um Zentimeter am Tor vorbei. Nun wurden allerdings die Gastgeber stärker und vor allem mutiger. Und sie drängten auf den Ausgleich. Der kam nach einer Viertelstunde, als zunächst Elshani nach einer Linz-Flanke am Keeper scheiterte, aber Patrick Görtler war im Nachsetzen zur Stelle. Immer wieder ging vor allem über die von Linz/P. Görtler besetzte linke Bamberger Seite die Post ab. Beide kamen sehr oft zu Flanken, immer wieder wurde es gefährlich. Die Hofer schafften es einfach nicht, die Abstände zu verringern bzw. bekamen auf der Seite die Staffelung nicht her. So hätte Bamberg früh nachlegen müssen, aber Nicolas Görtler und Lukas Schmittschmitt ließen gute Chancen leichtfertig liegen. Nach nicht ganz einer halben Stunde dann doch die verdiente Bamberger Führung: Schmittschmitts Freistoß prallte Torhüter Jonas Lang raus, Nicolas Görtler schaltete prompt und brachte den Ball an den Fünfer, wo Armend Elshani einnickte und damit sein erstes Bayernliga-Tor erzielte. Bamberg war nun gut drin in der Partie und übte die Kontrolle aus - und das, ohne hinten anfällig zu werden. Denn die Gäste waren gegen die hochstehende und früh Druck ausübende Heimelf vor allem mit Defensivaufgaben beschäftigt und kamen lange nicht zu nennenswerten Umschaltaktionen. Kurz vor dem Wechsel dann aber doch ein mustergültiger Schnellangriff. Kavalir, im Zentrum angespielt, ließ direkt auf den an der Kante lauernden Adam Sevcik durchlaufen. Der Hofer Stürmer kreuzte seinen Bewacher, umspielte Torhüter Dellermann und schob zum 2:2-Pausenstand ein.
Bevor ihn Ondrej Chocholousek attackieren kann, spielt Bambergs Linksverteidiger Tobias Linz den Ball die Linie entlang.
Markus Schütz
Die zweite Halbzeit begann wie die erste: Mit einem schnellen Hofer Tor. Nur wenige Stationen waren nötig, bis plötzlich der im zweiten Durchgang sehr auffällige Adam Hajek einen mustergültigen Querpass nur noch über die Linie drücken musste. Der Gast hatte in der Pause auf Fünferkette umgestellt, um mehr Kompaktheit herzubekommen. Dazu agierte Hof nun mit zwei Stürmern. Patrick Görtler scheiterte zwar kurz darauf noch am überragend reagierenden Hofer Keeper Lang, der war in der 50. Minute allerdings machtlos. Und zwar gegen einen abgeklärten 18m-Schlenzer von Armend Elshani, der seinen Weg ins rechte obere Dreieck fand. Jetzt ging die Post ab in dieser Partie, in der beide mit offenem Visier agierten. Mit offenem Visier - aber auch anfällig nach hinten. Denn auch auf Bamberger Seite wirkte es oft zu einfach, wie die Hofer die Bälle durchstecken und in Richtung Tor kreuzen konnten. Zwei Mal reagierte da Fabian Dellermann im Eins-gegen-Eins glänzend. Beim dritten Mal ließ ihm Adam Hajek, frei vor ihm auftauchend, keine Chance: 3:4. Und die Bamberger hatten Glück, dass kurz darauf Adam Sevcik, der immer Gefahr ausstrahlte, an der Querlatte scheiterte. Aber die Heimelf war ihn ihrem Vorwärtsdrang an diesem Tag nur schwer zu bremsen, immer wieder liefen die Bamberger an. Und als Robin Renner 20 Minuten vor dem Ende einen Hammer aus 25 Metern auspackte, stand es 4:4. Zurücklehnen, durchschnaufen? Nein! Der FC Eintracht legte umgehend nach und ging in Führung. Torschütze der eingewechselte Jakob Tranziska, der seinen ersten Ballkontakt im Herren-Punktspielbetrieb sofort in einen Treffer ummünzte. Und er hätte diese Quote sogar halten können - wenn er eine seiner beiden dicken Chancen in der 80. und 82. Minute, jeweils aus kurzer Distanz, gemacht hätte. Und mindestens eine hätte er machen müssen. So versuchten es die Hofer noch einmal. Zwei Mal wurde Ege Özkan im Strafraum geblockt und der aufgerückte Miranda verfehlte nach einer Ecke das Dreieck nur knapp. Das Herz blieb den Bamberger Fans und Verantwortlichen in der 91. Minute fast stehen, als die Hofer nach einem weiteren Eckball aus dem Getümmel heraus zu drei Abschlüssen kamen, aber zwei Mal warf sich Torwart Dellermann, einmal ein Verteidiger am Fünfer dazwischen. Das i-Tüpfelchen auf diese aufregende Partie setzte der starke Patrick Görtler, als er in der dritten und letzten Minute der Nachspielzeit einen Befreiungsschlag von Keeper Lang abfing - und den Ball fast von der Mittellinie und beinahe aus dem Stand zum 6:4 in den Hofer Kasten setzte. Schiedsrichter Manuel Steigerwald pfiff unmittelbar nach dem der Ball die Linie überquert hatte ab.
Das lange Bein von Lukas Schmittschmitt (li.) reicht nicht ganz aus, der Hofer Maximilian Renk bleibt im Ballbesitz.
Markus Schütz
Zehn Tore fielen, aber es hätten deutlich mehr sein können. Gute Chancen gab es hier und da noch zur Genüge. Der verdiente Sieger war allerdings der FC Eintracht Bamberg, der die Mehrzahl an Offensivaktionen und guten Chancen hatte. Hof begann - in beiden Halbzeiten - gut und war vor und nach ihrem frühen Führungstreffer präsent. Mit zunehmender Spieldauer deckten die Bamberger aber die Lücken im Defensivverbund der Gäste - die sie selbst nach dem konsequenten Nachjustieren ihres Coaches nicht schließen konnten - auf und übernahmen die Kontrolle. Nach vorne immer wieder gefährlich, aber hinten sehr anfällig, so liest sich das Ergebnis aus Hofer Sicht. In der Bayernliga auswärts vier Tore zu erzielen und trotzdem nichts mitzunehmen, sagt viel aus. Für die Bamberger bleibt unter dem Strich, dass ihre offensive Ausrichtung, ihr Vorwärtsdrang und ihr schnelles und mutiges Spiel diesmal belohnt wurden. Der Spagat zwischen dieser Offensivausrichtung und gleichzeitiger defensiver Kompaktheit kann und wird manchmal bzw. gegen manchen Gegner zu groß sein. Heute war er es nicht. Dennoch gilt es auch hier nachzujustieren. Das ist die Trainersicht. Der neutrale Zuschauer wird sagen: "Leck mich fett, war das ein geiles Spiel!"
Spielbericht eingestellt am 20.07.2019 20:27 Uhr