Von Frankenpost
Die SpVgg Bayern Hof macht es einem nicht leicht. Da läuft es in der Bayernliga gerade mal gut: Eine junge Mannschaft - mit vielen Spielern aus der Region - startet fulminant ins neue Spieljahr. Euphorie keimt auf. Könnte diese sympathische Truppe vielleicht doch an alte Erfolge anknüpfen? Ist diese Saison eine Sensation drin? Wohl kaum. Das dürfte die entscheidende Erkenntnis des Spiels gegen die DJK Ammerthal am Samstagnachmittag sein. Die verdiente 2:4-Niederlage zeigte, dass die Hofer einfach noch nicht so weit sind, um in der fünften Liga ganz oben mitzuspielen. "Die Niederlage war eine Rückkehr auf den Boden der Tatsachen", konstatierte daher Hofs Kapitän Christian Schraps.
Doch woran liegt es? Ist jetzt alles schlecht, was noch vor wenigen Tagen so gut war? Ein Blick auf die Probleme des Hofer Teams, die sich auch gegen Ammerthal zeigten.
Fehlende Stabilität
In Aubstadt (0:4) waren es 20 Minuten, gegen Ammerthal waren es diesmal gut 40 Minuten, in denen Hof völlig von der Rolle war. "Die erste halbe Stunde war ganz gut", sagt Schraps. Doch dann machten die Gäste das 1:0 - und schockten die Hausherren. "Wir haben völlig den Faden verloren", sagte Hofs Trainer Alexander Spindler. "Alle waren danach völlig verunsichert." Nur ein Gegentreffer und schon kippt die Partie - wie in Aubstadt. Die Hofer bekamen keinerlei Zugriff zum Spiel. Ihnen gelangen nicht einmal einfachste Dinge. Der Trainer tobte daher zurecht: "So viele leichte Ballverluste auf kurzen Passwegen darf auf diesem Niveau nicht passieren." Sie passierten aber - und Ammerthal hätte nach dem Seitenwechsel das Ergebnis noch deutlich in die Höhe schrauben können als beim 0:3-Zwischenstand. Hof hätte sich über ein 0:4 oder 0:5 nicht beschweren dürfen. Allerdings spiegelte schon das 0:3 nicht unbedingt die Kräfteverhältnisse wider. Ammerthal war zwar cleverer als Hof, aber keinesfalls drei Tore besser. Sie nutzten schlicht die Hofer Schwächephase eiskalt aus. "Heute hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die ausgebufftere", sagte Schraps. Immerhin endete auch diese Schwächephase - mit dem 1:3-Anschlusstreffer durch Kevin Winter aus zentraler Position. "Bis zum 1:3 waren wir leidenschaftslos", sagte Spindler. "Es kann aber nicht unser Anspruch sein, erst deutlich zurückzuliegen, um dann wieder leidenschaftlich Fußball zu spielen." Dass nach dem 2:3 sogar noch einmal Hoffnung aufkeimte, zeigt, wie eng die Partie eigentlich war.
Die hohe Fehlerquote
Doch um eine enge Partie für sich zu entscheiden, muss die Anzahl individueller Fehler möglichst gering sein. Genau daran krankt es bei den Hofer Bayern. Die vier Gegentreffer waren vermeidbar. "Wir kriegen unsere Gegentore zu einfach", sagte Schraps. "Die Gegner haben eigentlich keine Aktionen, wir schenken sie ihnen." Beim 0:1 sah sich keiner für Weber verantwortlich. Er hatte Zeit, nahm von der Strafraumgrenze Maß und traf. War es in diesem Fall ein kollektives Versagen, waren die beiden Tore zum 0:2 und 0:3 nach der Pause individuelle Fehler. Beim 0:2 zögerte Keeper David Guyon bei einem langen Ball den entscheidenden Moment - und kam den Schritt zu spät. Ein Slapstick-Gegentor.
Beim 0:3 fühlte sich bei einem Eckball keiner für Zecho zuständig. "Acht Mann stehen im Strafraum und keiner geht hin", ärgerte sich Spindler. "Wir müssen jetzt alles hinterfragen."
Der Coach nimmt sich nicht aus der Fehlerkette. Vielleicht hat er in den letzten Spielen zu viel rotiert: Gegen Ammerthal ließ er mit Miranda, Hajek und Kavalir gleich drei Spieler draußen, die zuvor zum Stamm gehörten. "Einige Spieler waren müde", sagt er. "Es war meine Entscheidung. Ich hinterfrage das nun natürlich. Vielleicht war die Entscheidung heute falsch. Jetzt arbeiten wir daran, dass die nächsten Entscheidungen sitzen."
Das Problem vor dem Tor
Nur zwei Tore in den vergangenen beiden Spielen - aber eine Vielzahl an Torchancen. Die SpVgg Bayern Hof hat ein Offensivproblem. Oder konkreter: ein Problem im Abschluss. Auch gegen Ammerthal hatte Hof gute Chancen zur Führung. "Macht Hof das 1:0, dann gehen wir mit 0:3 nach Hause", wusste auch Ammerthals Coach Dominik Haußner. "Nuancen entscheiden." Und diese Kleinigkeiten fehlen Hof im Moment vor dem Tor. Das deute sich schon im Training an, sagt der Hofer Coach. Seine Jungs treffen einfach nicht das Tor. Zwar ist Hof nach dem Wechsel von Tomas Petracek, der mittlerweile innerhalb der Regionalliga Nordost vom Berliner AK zum Bischofswerdaer FV gewechselt ist, unberechenbarer. Allerdings fehlen die Knipser-Qualitäten. Kavalir, Hajek oder Kyndl könnten diese Rolle übernehmen. Tun sie im Moment aber nicht. Und so musste gegen Ammerthal mal wieder Kevin Winter mit seinem Tor die Tür zur Aufholjagd öffnen. Dass diese nicht mit dem Ausgleich belohnt wurde, lag mal wieder an der fehlenden Kaltschnäuzigkeit: Knydl und Kavalir hatten die Chance. Das Tor machte Ammerthal. Spindler weiß immerhin schon mal, woran es liegt: "In der letzten Reihe ist zu viel Statik und Standfußball."
Die Belastung
Wochenspiel in Würzburg, Auswärtsspiel in Seligenporten, Mittwochsspiel in Aubstadt - die Hofer hätten mehr Glück mit dem Spielplan haben können. "Das ist schon ein Wettbewerbsnachteil", sagt Kapitän Schraps. Gerade bei dieser hohen Belastung sei es wichtig, in den entscheidenden Szenen kaltschnäuzig zu sein. "Wir bemühen uns, machen die Dinger aber einfach nicht." Und so dreht sich das Hofer Problem im Kreis. Das eine Problem bedingt das andere.
Spielbericht eingestellt am 06.08.2018 09:16 Uhr