Von Rudi Dümpert
Jene Zuschauer, die nicht bereit waren, dem Wetter zu trotzen oder das enttäuschende 0:0 gegen Haibach vor zwei Wochen mit Fernbleiben quittierten, haben einiges versäumt. Der TSV Aubstadt meldete sich mit der Frühjahrsform vergangener Jahre zurück. Er besiegte den SC Feucht in der Bayernliga Nord mit 5:0 (3:0) nach einem Spiel, das phasenweise einer Deklassierung für die Mittelfranken gleich kam. Eine einzige brenzlige Rückgabe zu TSV-Keeper Christian Mack, war alles, was sie erzwangen. Ansonsten bedrohten sie mit keinem Schuss in 90 Minuten das Tor der Einheimischen. So wenig war Mack noch nie beschäftigt.
Deshalb verwunderte, dass der Gästetrainer Klaus Mösle nach dem Schlusspfiff auf den Platz eilte, jeden Spieler einzeln einfing und ihn abklatschte. „Was heißt unzufrieden?“, erklärte er dann, als er alle durch hatte. „Mir fehlten fünf wichtige Spieler, ohne die wir nicht bayernligatauglich sind. Wenn die wieder zurück sind, holen wir schon noch unsere Punkte. Soll ich den fünf 18- und 19-Jährigen böse sein? Natürlich waren sie überfordert."
Überfordert war seine ganze Mannschaft, die den Hausherren in allen Belangen unterlegen war, vom Tempo her nie Schritt halten konnte, immer zwei Ticks zu spät war und selbst in den Zweikämpfen brav wie Schulbuben über die Zeit kommen wollten. Als es am Ende 5:0 stand, wusste jeder im strömenden Regen: Es wäre ein noch klarerer Sieg möglich gewesen. Demgegenüber strahlte TSV-Co-Trainer Waios Dinudis Zufriedenheit aus. Im Vorfeld hatte er ja angekündigt, „wenn uns erst mal ein Tor gelungen ist, kommt unsere Maschinerie wieder in Gang, dann können es mehrere werden.“ Und er fügte hinzu: „Wir haben diesen Sieg dem Josef gewidmet Er hat eine schwere Woche hinter sich. Wir haben uns das vorher in der Kabine geschworen. Die Mannschaft hat es als Signal aufgenommen und auch weiter gesendet.“ Francic fehlte wegen des Tods seines Vaters.
Die erste Viertelstunde versuchten es die Aubstädter mit Kick and Rush, mit Kampf und Krampf. Doch als Mike Dellinger das 1:0 (19.) gelungen war, da war es, als sei soeben ein unsichtbarer Knoten aufgesprungen. Eine Augenweide war dieser Spielzug zum 1:0: Julian Grell leitete direkt einen Ball zu Max Schebak weiter, der ebenso zu Mike Dellinger. Und der Spaß-Fußballer ging volles Risiko, nahm ihn volley, hätte auch über die Baumwipfel treffen können, traf aber unhaltbar für den SC-Keeper Sponsel.
Damit fiel es den TSV-Angreifern wie Schuppen von den Augen, dass Tore schießen doch gar nicht so schwer sein muss. Und es ergab sich, dass der Befreiungsschlag, das erste Tor des neuen Jahres, kein Single, sondern gleich ein Triple werden sollte. Bei einem Eckball nur drei Minuten später war der Innenverteidiger Dominik Grader an der richtigen Stelle und machte gleich noch das 2:0.
Und wieder drei Minuten später eine Vorgeschichte zum 3:0, wie es einfacher und schneller nicht zu machen ist: Ingo Feser fing hinter der Mittellinie einen Torwart-Abschlag ab, erreichte mit einem langen Ball Daniel Leicht vor dem Strafraum: Ballannahme, Körperdrehung und ab ins Tor zur Vorentscheidung.
Hundert Prozent Effektivität gegenüber null Prozent in den 180 Minuten zuvor. Und Feucht reagierte schwach, so dass die Aubstädter bis zur Pause erst mal einen Gang zurückschalteten und auch keine weiteren Chancen mehr produzierten. Aber dann traten sie eine Chancen-Lawine los, gingen hohes Tempo und Spielzüge vom Feinsten. Die Mannschaft berauschte sich mehr an ihrer eigenen Performance, dass sie das Toreschießen vergaß. Dellingers 4:0 versprach, erneut per Direktabnahme nach fein getimter Vorlage von Grell, eine Fortsetzung der Tor-Gala. Doch dann setzte erst mal Ingo Feser einen von Mambe Yaffa an Grell verursachten Foulelfmeter an den Pfosten (65.). Nur eine Minute später bereitete das Duo Thomann/Schebak das 5:0 durch David Noack vor. Es folgten Hundertprozentige in immer kürzeren Takten, aber keine weiteren Treffer. Eine überzeugende Vorstellung des TSV Aubstadt.
Spielbericht eingestellt am 27.03.2017 22:15 Uhr