Von Rudi Dümpert
Das hat es schon immer mal gegeben, dass der zu Fall kommt, der den übernächsten vor dem nächsten Schritt tut. Auf den Fußball und den TSV Aubstadt bezogen, dass eine Mannschaft vor einem sogenannten Highlight, dem Toto-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Schweinfurt 05 am Dienstag, 18 Uhr, vorher gegen einen vermeintlich leichteren Gegner scheitert.
Im Spiel der Bayernliga Nord in Ansbach stand es bis zur 89. Minute 0:0 gegen die SpVgg. Wobei jenes Pokalspiel nicht im Geringsten die Konzentration und den Ehrgeiz der Spieler von Trainer Josef Francic gedanklich überlagert hatte. Im Gegenteil: Der Gegner war so stark, dass es ein harter Schlagabtausch wurde, den beide gewinnen wollten und auch hätten können. Dann legten die Aubstädter einen Endspurt hin, erzwangen einen Handelfmeter, erzielten durch Ingo Feser das 1:0, verteidigten es und ihren dritten Tabellenplatz bis zum Abpfiff in der vierten Nachspielminute.
Hört sich so einfach an, war es aber keineswegs, sondern eine schwere Geburt. „Mein Herz“, stöhnte und freute sich zugleich hinterher TSV-Trainer Josef Francic am Telefon, während im Hintergrund die Siegeslieder der Expedition aus dem Grabfeld nicht enden wollten. Der Chor bestand aus der siegreichen Mannschaft, einer Gruppe von im Bus mitgereisten Spielern der zweiten und dritten TSV-Mannschaft sowie einer Gruppe von Spielern des TSV Trappstadt mit ihrem Spielertrainer Daniel Werner, dem ehemaligen Aubstädter Kapitän.
Francic beschrieb das Spiel, in dem er auf seinen verletzten Kapitän Julian Grell verzichten musste, in der ersten Halbzeit mit „etwas zaghaft, aber flott und gut bis zum Sechzehner. Richtig hundertprozentige Chancen hatte keiner.“ In den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte sei Aubstadt aber die klar dominierende Mannschaft gewesen. „Dann kamen mehrere, schön herausgespielte hundertprozentige Dinger.“ Die zwingendste Chance: Martin Thomann hatte sich bis zum Tor im etwas spitzen Winkel durchgekämpft. Michael Dellinger und Max Schebak standen am langen Pfosten, beide hätten leichter als er vollenden können. Thomann entschied sich aber selbst abzuschließen und schoss übers Tor.
Auch Max Schebak brachte aus fünf Metern den Ball nicht an Torwart Sebastian Heid vorbei. Bei zahlreichen Freistößen kamen die beiden aufgerückten TSV-Innenverteidiger Christian Köttler und Julius Benkenstein zwar zum Köpfen, aber nicht zum Erfolg.
Für die Ansbacher war immer wieder ihr Goalgetter Patrick Kroiß bei schnellen Gegenstößen gefährlich. Als er einmal zum Schuss kam, hat TSV-Schlussmann Felix Reusch „top pariert und uns im Spiel gehalten“, so sein Trainer. „Das hätte eine richtige Strafe für die zwei, drei verschossenen Dinger werden können.“ Francic stellte noch mehr auf Offensive um, holte Dellinger und Christoph Rützel runter und brachte für sie Philipp Kleinhenz und David Noack. Aber auch Ansbachs Trainer Andreas Heid war das Unentschieden zu wenig. Er schickte für den defensiven Belzner den offensiven Schmidt rein. Kleinhenz hatte dann auch sehr bald die Riesenchance zum Siegtreffer. „Er kam so 13 Meter zum Tor an den Ball. Er hat ihn aber nicht richtig getroffen.“
Im Gegenzug bewahrte Reusch erneut die Grabfelder vor einem Rückstand, als er einen Schuss von Stolz aus dem Winkel kratzte. „Es war ein offener Schlagabtausch, in dem beide Seiten alles riskierten“, so Francic. Dann kam eine Thomann-Flanke vors SpVgg-Tor. „Ein Gegner hat den Ball wahrscheinlich mit der Hand gespielt. Der Schiri zögerte, doch der Assistent zeigte zum Punkt.“ Christoph Rützel war schon draußen. Also schnappte sich Ingo Feser den Ball und setzte ihn mit der Ruhe und Erfahrung seiner 20 Lenze ins Netz. „Unser Sieg war zwar verdient“, relativierte Francic. „Es war aber so ein sehr, sehr schweres Spiel, das du, wenn du deine Chancen nicht rein bringst, auch verlieren kannst. Aber hier muss man erst mal gewinnen.“
Spielbericht eingestellt am 09.09.2016 10:31 Uhr