Von sva01.de
Nach dem Motto „Der Erfolg heiligt die Mittel“ durften 523 Zuschauer am Freitagabend mit dem mühsam erkämpften 2:1 gegen die Würzburger Kickers im dritten Anlauf endlich den ersten Heimsieg der Viktoria erleben. Kickers-Coach Claudiu Bozesan sprach in der anschließenden Pressekonferenz sehr bescheiden von einem „verdienten Aschaffenburger Sieg“. Fast wäre man geneigt, ihm nicht zuzustimmen, denn ein Remis wäre für die Rothosen allemal drin gewesen, ohne dass sich irgendeiner darüber hätte beschweren können.
Vor allem die erste Hälfte bot vieles, womit sich das Urteil „Es kann nur besser werden“ begründen lässt. Die Viktoria hatte erneut mit der Aufgabe, im eigenen Stadion das Spiel machen zu müssen, so ihre Probleme. Die Kickers „glänzten“ in den ersten 20 Minuten des Spiels durch Passivität und gerieten dennoch nicht unter Druck, da schnelles Umschaltspiel und Kreativität in den Angriffsaktionen der Viktoria Fehlanzeige waren. Wie schon im letzten Heimspiel Ansbach so fühlten sich auch die Kickers gegen Mitte der ersten Halbzeit in der Defensive unterfordert und wurden ihrerseits im Spiel nach vorne forscher. In dieser Phase führten die Kickers zumindest in Ansätzen das technisch anspruchsvolle und flüssige Spiel vor, das man sich von den Hausherren gewünscht hätte. Das technisch gefälligere Spiel in hochkarätige Chancen oder sogar ein Tor umzumünzen, war jedoch auch den Rothosen nicht gegeben. Alles in allem eine blutleere erste Halbzeit, mit der man sein Gedächtnis nicht strapazieren sollte.
Steter Eckball höhlt die Abwehr…
Wer das Spiel unmittelbar vor der Pause aufmerksam „gelesen“ hatte, konnte nicht überrascht sein, dass es der Gast war, der kurz nach Wiederanpfiff in Führung ging. Nachdem Roberto Desch mit einem Schuss das gegnerische Tor knapp verfehlt hatte (48.). machte es auf der Gegenseite Fries besser, der im Anschluss an einen Freistoß den Tabellenvorletzten zum allgemeinen Entsetzen in Front schoss. Die Viktoria fiel nicht auseinander, sondern stemmte sich vehement gegen die drohende dritte Heimniederlage. Die hartnäckigen Offensivbemühungen der Weiß-Blauen fanden bis dato lediglich ihren Niederschlag in einer Vielzahl von (folgenlosen) Eckbällen. Der zehnte war endlich „scharf“. Daniele Toch hatte wie gewohnt ausgeführt, Fabian Galm mit dem Kopf vor die Füße von Kevin Wittke verlängert, der zum 1:1-Ausgleich einschob (63.). „Der wäre auch so reingegangen, aber Kevin hatte Geburtstag, da sollte man ihm auch mal ein Tor gönnen“, witzelte Galm nach dem Schlusspfiff. Dass der Abwehrrecke so gut gelaunt war, hatte natürlich einen plausiblen Grund: Sascha Wolfert, zur zweiten Halbzeit für Jakob Traut gekommen, hatte in der 76. Minute eine schöne Flanke von Philipp Beinenz mit einem schulmäßigen Kopfball in den Winkel veredelt. Folgerichtig, da die Viktoria nach dem Ausgleich ihre stärkste Phase hatte. Mit dem 1:1 waren die zuvor so fest sitzenden Rothosen auf einmal mächtig ins Rutschen geraten. Die leidgeprüften Kickers sind mittlerweile Tiefschläge gewohnt, was sie andererseits dazu befähigt, diese schnell wegzustecken. So entfalteten sie in der verbleibenden Schlussphase noch einmal enormen Druck und drängten mit Macht auf den Ausgleich. Die keinesfalls souveräne Viktoria-Defensive hatte noch einige heikle Situationen zu überstehen, von denen ein Kopfball von Koller an den Außenpfosten (79.) lediglich die gefährlichste war. Auf der anderen Seite hätte Dennis Kallina bei einem endlich einmal schön ausgespielten Konter in der 87. Minute alles klarmachen können, doch versagten ihm frei vor Keeper Nirsberger die Nerven.
„Vielleicht haben wir so einen dreckigen Sieg einfach auch mal gebraucht“, so Jürgen Baier in der anschließenden Pressekonferenz, wohlwissend dass es sich bei den vorangegangenen 90 Minuten um alles andere als eine fußballerische Delikatesse gehandelt hat. Der eingefleischte Viktoria-Fan mag das etwas anders sehen: Für ihn sind nach all dem Erlebten Viktoria-Heimsiege momentan generell einfach nur „schön“…
Spielbericht eingestellt am 20.08.2016 18:28 Uhr