Von sva01.de
Als hätte er etwas dagegen, als Regionalliga-Absteiger von der Konkurrenz in der Bayernliga Nord mit großen Vorschusslorbeeren gehandelt worden zu sein, tut der SVA derzeit alles in seiner Macht Stehende, um diesen Nimbus nachhaltig zu demontieren. Auch der Aufsteiger SpVgg. Ansbach war sichtlich mit wohlwollendem Respekt auf dem frisch angelegten Schönbusch-Rasen aufgelaufen, nur um mit dem Ausgleichtreffer zum 1:1 in der 28. Spielminute zu eben der Erkenntnis zu gelangen, die der Abwehrchef der Mittelfranken seinen Mannschaftskameraden dann auch quer über den Platz unüberhörbar zurief: „Da geht was…“
Beim SVA hatte sich Sascha Wolfert im freitäglichen Abschlusstraining verletzt, was die Personalsorgen von Coach Jürgen Baier nicht kleiner werden ließ. Der in Feucht noch geschonte Daniel Cheron konnte hingegen wieder von Beginn an mitwirken. Vor der Bayernliga-kompatiblen Kulisse von 489 Zuschauern merkte man den in der letzten Saison noch in der Landesliga Nordwest beheimateten Gästen den Respekt zunächst überdeutlich an. Sie überließen der Viktoria die Initiative, die auch das Spiel dominierte, ohne spielerische Glanzpunkte zu setzen. Die Partie prägten zahlreiche Abspielfehler hüben wie drüben, die aber kein Team in gefährliche Konter ummünzen konnte. Bei mäßigem Betriebstempo arbeitete sich die Viktoria hartnäckig an der inzwischen verdienten Führung ab, die auch bezeichnenderweise im Anschluss an einen Eckball in die Tat umgesetzt wurde. Das Leder fiel Janis Häuser so vor die Füße, das der gar nicht anders konnte, als zum 1:0 einzuschieben (18.). Erneut im Mittelpunkt des Geschehens stand Häuser in der 25. Minute, als er mit einer schönen Einzelaktion Ansbachs Keeper Himmrich auf Herz und Nieren prüfte.
SVA hadert mit der Psychologie
Einen deutlichen Bruch gab es im Spiel, als sich in der 28. Spielminute die Viktoria-Defensive erstmals indisponiert zeigte und in zwei Anläufen das Leder nicht aus der Gefahrenzone brachte. Störzenhofecker machte der Sache ein Ende, indem er kurzerhand das Spielgerät vom Sechzehner aus in den rechten Winkel drosch. Das beflügelte die Gäste, die ihrerseits forscher wurden und so etwas wie ein variables Angriffsspiel aufblitzen ließen. Die bislang im Ligabetrieb erzielten zehn Tore der Ansbacher wurden mit zunehmender Spielzeit ein Stück weit transparenter. Wir haben vorgegriffen, zunächst durfte Janis Häuser in der 43. Spielminute – zu einem „psychologisch wichtigen Zeitpunkt“, wie es so schön heißt – mit dem neuerlichen Führungstreffer noch einmal die weiß-blauen Träume vom ersten Heimsieg der Saison reifen lassen. Dennis Kallina hatte geflankt, der baumlange Schlaks aus der Jugend gewann das Duell mit seinem Gegenspieler um Haupteslänge und nickte zum 2:1 ein.
Kroiß missgönnt Janis Häuser den „Matchwinner“
Schade nur, dass Baiers Schützlinge von Psychologie gar nichts halten und also auch von einem entsprechenden Vorteil nichts. Die offensiven Akzente in der zweiten Halbzeit setzte der Gast, der durch die Einwechslung des Angreifers Daniel Engelhardt für mehr Druck sorgte. Dass die Führung des SVA noch knapp 20 Minuten Bestand hatte, war allein das Verdienst von Luca Bieber, der gegen Ivanov (48.) und König (62.) zweimal überragend parierte. Aus heiterem Himmel kam es daher nicht, dass Ansbachs Goalgetter Patrick Kroiß mit einem Doppelschlag (64., 66.) die Angelegenheit auf seine Art regelte. Der zweifache Torschütze Janis Häuser, der sich in der 60. Minute ohne Fremdeinwirkung verletzte, musste von der Bank aus miterleben, wie die von ihm herausgeschossene Führung von Patrick Kroiß quasi im Handumdrehen annulliert wurde. Bei beiden jeweils mit langen Bällen eingeleiteten Angriffen fungierte eine in Überzahl befindliche Viktoria-Defensive nur als ein besserer Begleitschutz für Kroiß, ohne dass dieser dafür groß in die Trickkiste greifen musste. Die verbleibenden 25 Minuten brachte Ansbach über die Zeit, da die Viktoria angesichts des Rückstands ähnlich zerfahren und kopflos wirkte wie der vollautomatische Roboter, den sich die Stadt zwecks der Pflege des neuen Rasens angeschafft hat, wenn sein Sensor ein Hindernis erspürt.
Da das jüngst Erlebte nicht gerade Anlass zu üppiger Rede gab, beließ es Viktoria-Coach Jürgen Baier in der anschließenden Pressekonferenz denn auch bei wenigen Worten: „Wieder eine Enttäuschung zu Hause. Eigentlich haben wir das Spiel im Griff gehabt. Wir haben dreimal schlecht verteidigt und drei Tore bekommen.“
Da sich die Viktoria seit geraumer Zeit am freisten in der Fremde fühlt, wenn keine Augen voll unerbittlicher Erwartung auf ihr ruhen, kann man ihr leicht Hoffnung machen: In einer Woche kann man beim Tabellensechsten SC Eltersdorf wieder klammheimlich und von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt drei Punkte stehlen…
Spielbericht eingestellt am 08.08.2016 12:34 Uhr