Von Daniel Ruppert, Fränkischer Tag, infranken.de
Etwas länger als drei Monate hatte die SpVgg Jahn Forchheim kein Pflichtspiel mehr bestritten, dennoch erwartet man vom letztjährigen Tabellendritten gegen das Schlusslicht einen Sieg. Um die Rote Laterne - gleichbedeutend mit dem einzigen direkten Abstiegsplatz der Bayernliga Nord - abzugeben, hatte Würzburg in der Winterpause nicht nur sieben Spieler ausgetauscht, sondern auch den Gegner analysiert. "Sie haben uns im Test bei Quelle Fürth beobachtet", erzählte Jahn-Coach Michael Hutzler.
Jahn-Zusatztest auf Kunstrasen
Die Folge: WFV-Trainer Marc Reitmaier ließ die Partie auf dem kleinen Kunstrasen austragen, um die Räume für den spielstarken Gast eng zu machen. "Ich hatte das vermutet, weil sie alle Testspiele auf Kunstrasen bestritten haben und kommendes Wochenende bei Don Bosco Bamberg ebenfalls auf diesem Belag spielen werden", erklärte Hutzler, der seine Jungs deshalb am Mittwoch noch auf den neuen Kunstrasen zum Duell mit Kreisligist ASV Weisendorf gebeten hatte.
Ein Remis zwischen den beiden abstiegsgefährdeten Teams der Taktik-Füchse war also gewissermaßen programmiert.
Würzburger FV - SpVgg Jahn Forchheim 1:1
Zunächst ging Reitmaiers Plan auf. Die Unterfranken standen tief und waren auf Konter aus. Als ein Jahnler im Spielaufbau einen Fehlpass spielte, war Ricardo Borba zur Stelle, bediente Adrian Istrefi, der zum 1:0 traf (23.). Nach dem Gegentor war es für die Gäste natürlich noch schwerer, Lücken zu finden. "Die Würzburger haben gekämpft wie die Löwen und viele kleine Fouls gemacht", sagte Hutzler.
So hatte die Sportvereinigung zwar mehr Spielanteile, doch die größeren Chancen verzeichnete der Gegner. Vor allem bei Standards besaßen die Hausherren Lufthoheit. "Da hat es in unserem Sechzehner jedes Mal lichterloh gebrannt", räumte Hutzler ein. Auf der anderen Seite fanden die Gäste kein Mittel. Einzig Kapitän Maximilian Bauernschmitt schoss den Ball wenige Minuten nach dem Rückstand knapp über die Latte des FV-Tores.
Nach dem Wechsel hoch und weit
In der zweiten Halbzeit ließ Hutzler schneller nach vorne spielen oder, wie er es unumwunden zugab: "Hoch und weit". Tatsächlich kam Forchheim dadurch zu Möglichkeiten. Der für Timo Strohmer eingewechselte Tim Basener setzte sich gegen zwei Gegenspieler durch, zog ab und drosch den Torwart-Abpraller an den Pfosten. Adem Selmani und Thomas Roas bei einem Konter hatten ebenfalls kein Glück.
Immerhin bewies Jahn-Keeper Tugay Akbakla Nerven, als er den allein auf ihn zulaufenden Borba nach außen drängte und Hayri Özdemir Zeit verschaffte, um zu klären. Der 19-Jährige hielt seine Vorderleute im Spiel und die nutzten das. Als sich Senad Bajric mit dem Fuß am Ball im Würzburger Strafraum drehte, wurde er von Tom Lorenz gefoult. Bauernschmitt nahm sich die Kugel und versenkte zum 1:1-Endstand (84.).
"Wir wollten gewinnen, haben alles dafür investiert, aber unsere spielerischen Vorteile sind leider verpufft", analysierte der 46-Jährige, der dennoch froh war, den Abstand auf das Schlusslicht konstant gehalten zu haben. "Zu Hause gegen Regensburg II spielen wir auf einem größeren Platz und wollen drei Punkte holen", lautet seine Parole.
Sand holt Forchheim ein
Durch das 4:1 des FC Sand beim SV Erlenbach ist der Aufsteiger, bei dem Jahn-Co-Trainer Christian Michl kommende Saison die zweite Mannschaft übernimmt, punktemäßig mit Forchheim gleichgezogen. Immerhin bleibt Erlenbach dadurch mit drei Zählern Abstand in Reichweite. Tabellenführer Großbardorf hat sich in Eltersdorf ein torloses Remis leisten können.
Spielbericht eingestellt am 29.02.2016 15:49 Uhr