Von Rudi Dümpert
Beinahe hätte dieses hochklassige Fußballspiel der Bayernliga Nord wirklich einen unglücklichen Verlierer bekommen. Dann fiel in der 90. Minute doch noch der verdiente Ausgleich für den TSV Aubstadt gegen die zuvor sieben Mal in Folge siegreiche SpVgg Bayern Hof. 28 sehr gute Fußballer, zwei sehr gute Mannschaften und ein sehr umstrittener Schiedsrichter sorgten dafür, dass für solch ein klasse Spiel sehr wenige Zuschauer viel Beifall nickend nach Hause gingen. Vielleicht hatten sie nicht nur den ehemaligen, sondern auch den zukünftigen Regionalligisten aus Oberfranken gesehen. Und eine leidenschaftlich fightende und sich gegen manche schwer nachvollziehbare Schiedsrichterentscheidung wehrende Aubstädter Mannschaft. Es wäre wirklich schade um dieses Riesen-Fußballspiel gewesen, wenn es durch die Wechselwirkung von umstrittener Entscheidung, Zuschauer-Reaktion und Gegenreaktion mit entschieden worden wäre.
„In den ersten 35 Minuten sind wir einfach nicht ins Spiel gekommen“, befand Hofs Trainer Miroslav Janovsky. „Euer Trainer muss vor einer Woche in Großbardorf sehr gut aufgepasst haben. Er wusste jedes Mal, wenn wir unser System wechselten, sofort ein Antwort, so dass keine geplante Überraschung für euch klappte.“ Ja diese erste Halbzeit hatte wahrlich mit einem von den Hofern vorgelegten Wahnsinnstempo begonnen, das die Abschter aber jederzeit mitgehen konnten, bis diese Mischung von Tempo und Hektik allmählich raus war. Den ersten Torschuss überhaupt gab der TSV-Defensive Zarko Poznic in der 31. Minute ab, volley um Millimeter am Tor vorbei. Noch gefährlicher war Martin Holeks Schuss, der den TSV-Keeper Felix Reusch zu seiner ersten von drei, vier Riesen-Paraden zwang. Dieser tschechische Torjäger, ein feiner Techniker mit der nötigen Robustheit und Schusstechnik ausgestattet, forderte die volle Konzentration der TSV-Abwehr.
Weil die Gäste auf solche Gegenwehr stießen und die Gastgeber sich an solchen Spitzenmannschaften immer gern hoch ziehen, entwickelte sich ein giftiger und galliger Schlagabtausch auf hohem Niveau, ohne Tore – bis zur 67. Minute. Unverdient war die Hofer Führung zu dem Zeitpunkt nicht. Aber aus dem Spiel heraus war dieser TSV-Abwehr nicht zu beizukommen. Und nachdem trotz unproportionaler Verteilung gelber Karten in Relation zum Spielgeschehen den Einheimischen einfach nicht beizukommen war, musste ein Elfer herhalten, den man geben kann, weil ein Kontakt von Kirsten zu Krauß da war. Der ihn wollte und bekam. Damit schien das Spiel entschieden. Die Bayern hatten sich bis dahin als der stärkster Gegner seit langem in Aubstadt präsentiert: Vorne diesen Martin Holek, siehe oben. In der Mitte Antreiber Christian Schraps und der allgegenwärtige Ales Ivasko. Und hinten vier kompromisslose Schränke von Fußballern. Da war immer von Aubstadt mit seinen langen Kerlen die Rede: Hof hatte noch längere und vor allem noch mehr davon. Und im Tor ein richtiges Reflex-Phänomen mit Andreas Schall, der einfach unbezwingbar schien. Ob Aubstadt gegen diese robuste, technisch und taktisch bestens präparierte Truppe, zurück kommen könnte, war nach deren Dominanz von jener 35. bis zu dieser 67. Minute nicht zu erwarten.
Doch dann kam die große Phase der durch drei Auswechslungen runderneuerten Francic-Elf, die den Oberfranken einen leidenschaftlichen Fight lieferte und sich Torchancen erarbeitete, die sogar zu einem Dreier gereicht hätten. Auch, weil die Gäste zuvor noch zwei Mal am überragenden TSV-Schlussmann Reusch gescheitert waren. Denn jetzt bekamen die Abschter irgend woher (Francic: „Natürlich vom Training“) die dritte Luft, kämpften, kombinierten, schossen und köpften aus allen Lagen: Jens Trunk aus 16 Metern an die Latte, Zarko Poznic per Flugkopfball, den Schall gegen seine Flugrichtung noch klärte, weil er wie Neuer den Arm noch hoch riss, und Schebak: Alles Schall und Rauch.
Dann (90.) konnte Fortuna nicht mehr anders: Martin Thomanns Flanke erwischte Julian Grell mit dem Kopf - aber auch Schall mit der Hand – und im Nachsetzen Grell mit dem Fuß: 1:1. „Ich glaube, das Chancenverhältnis war 4:3“, bemerkte der Bayern-Coach Janovsky, sagte aber nicht für wen. „Und ich glaube, wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass wir zu Recht da vorne sind. Zu Regionalliga sage ich gar nichts. Dazu bin ich zu klein.“ Insgesamt vier Punkte gegen diese starken Hofer, Josef Francic? „Ja, ich bin schon ein bisschen stolz auf meine Jungs, wie sie heute die technischen Unterschiede kompensiert haben.“
Spielbericht eingestellt am 31.10.2015 21:22 Uhr