Von Rudi Dümpert
Mit der doch sehr überraschenden zweiten Niederlage in Folge, der ersten daheim in dieser Saison, gegen den Aufsteiger ASV Burglengenfeld wurde der Zwei-Spieltage-Tabellenführer TSV Aubstadt ins Mittelmaß der Bayernliga Nord durchgereicht. Wer die ersten drei Siege in Hof, gegen FCE Bamberg und in Weiden gesehen hat, kann diesen Qualitätsverlust kaum nachvollziehen. Die wegen des Kräfteverschleißes durch die englischen Wochen auf drei Positionen veränderte Mannschaft wirkte zwar willig, aber auch kraftlos, matt und ausgelaugt, als wäre sie vier Stunden mit dem Bus angereist und nicht der frisch und frech aufspielende Neuling. Die Frische sollte die Entscheidung bringen, hatte der TSV-Coach Francic im Vorfeld (für seine Mannschaft) eingefordert. Es war in der Tat die Frische, aber auf Seiten der Oberpfälzer.
Die spielten zwar ein ganz einfaches System, das mit viel Laufarbeit verbunden war: Das Motto hieß stören, zerstören und kontern. Hinten eine Viererkette, aus der sich nach Bedarf Philipp Sander als klassischer Libero zurückfallen ließ. Davor der Rest der Mannschaft, die sich nach Balleroberung gut zur Hälfte an den immer gefährlichen Gegenattacken beteiligte. Besonders defensiv war das keineswegs und mauern schon gar nicht. Auffallend nicht nur wegen seiner nur geschätzten einen Meter fünfzig Körpergröße, agierte Alexandros Dimespyra, der erst ein paar Tage zuvor aus der dritten griechischen Liga zum ASV gestoßen war: Ein ständiger Unruheherd und kaum vom Ball zu trennen.
Bei den Abschtern schienen alle guten Tugenden der ersten fünf Spiele dahin. Sie kamen schwer in die Gänge und zeigten sich beeindruckt, wenn nicht gar überrascht von dem Gegner, der erst ein Spiel gewonnen hatte. Bei der ersten dicken Chance (18.) dann das alte Lied: Nach einer Ecke brachten gleich drei Spieler den Ball nicht über die Linie. Mit den Gedanken vielleicht noch in der Trinkpause, ließen sie zum dritten Mal im dritten Spiel in Folge einen Gegentreffer zu, wie man ihn drei Jahre oder länger von einer Aubstädter Hintermannschaft nicht gesehen hatte. „Ich begreife nicht, dass meine langen Leute in der Innenverteidigung wieder überhaupt nicht eingegriffen haben“, zeigte sich Francic ungehört. Innenverteidiger Stefan Schnaus hatte keine Mühe, den Kopfball in die Maschen zu setzen – zum Tor des Tages. Denn aus dem Spiel heraus ließen die Gastgeber dann nichts mehr anbrennen, obwohl es einige Male lichterloh brannte.
Als Hümmer Dellinger bediente und der nur noch den ASV-Keeper Marco Epifani vor sich hatte, klappte es mit der Ballannahme nicht. Und zunehmend waren die Aubstädter im Rückwärtsgang gefordert, weil die Gäste Lunte rochen und nachsetzten, während ihnen im Vorwärtsgang immer weniger einfiel. Die einfachsten Zuspiele, die sonst blind gelingen, wurden zum Problem. Das zuvor selbst erarbeitete Selbstvertrauen schmolz im Brutofen Schulstadion dahin wie Butter in der Sonne. Für die gesamte Mannschaft traf die Zeugnisbemerkung „sie bemühte sich“ zu: In der Schule aufbauend gemeint, im Beruf vernichtend.
Nach der Pause wechselte Francic Martin Thomann und Christoph Rützel ein, der freilich mit hohem Kraftaufwand spielt, aber noch nie in vier Jahren beim TSV Aubstadt nicht in der Startelf nominiert worden war. Dem Patienten TSV Aubstadt ging es aber auch fortan kaum besser. Der Betäubungszustand der ersten Halbzeit hatte sich zwar in eine Art Aufwachphase gewandelt. Wachphase war das aber noch keineswegs und an ein Verlegen auf die Normalstation nicht zu denken. Im Gegenteil: Nach einer ASV-Ecke (48.) entstand ein Tohuwabohu vor dem TSV-Tor, wäre das 0:2 schon möglich gewesen. Julian Grell wusste erst hinterher besser, dass drei Meter halblinks vor dem Tor selber schießen besser gewesen wäre als auf Verdacht quer zu legen, wo niemand war. Und als Dimespyra (58.) wieder einmal alle genarrt hatte, mit seinem körperlichen Nachteil als Vorteil, musste TW Christian Mack sein ganzes Können aufbieten und den Ball aus dem Winkel holen.
In den Schlussminuten („Es war ein sehr intensives Spiel bei tropischen Temperaturen“, O-Ton ASV-Trainer Matthias Bösl) vergaben beide Mannschaften eine Ergebniskorrektur, die Gäste einen höheren Sieg. Während die Gastgeber durch Thomann (90., Super-Schuss in den kurzen Winkel) und Rützel (90.+1, Direktabnahme einer Kopfballvorlage von Köttler) doch tatsächlich noch alles hätten drehen können, hätte nicht Marco Epifani so weltmeisterlich gerettet. „Es war ein glücklicher Sieg“, befand Gästetrainer Bösl vor lauter Höflichkeit, wobei ihm noch nicht einmal der total angefressene Francic beipflichten mochte.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2015 09:55 Uhr