Von Rudi Dümpert
„Es war eine enge Kiste“, verblüffte Aubstadts Trainer Josef Francic den TV-Reporter am Beginn des Interviews nach diesem berauschenden Entzaubern des Regionaliga-Absteigers FC Eintracht Bamberg in seinem ersten Heimspiel der Bayernliga-Nord-Saison. Und als der verwundert die Stirn runzelte, fügte er schlitzohrig hinzu, „bis zur Halbzeit.“ Eng war diese Kiste aber nur deshalb, weil seine Spieler nach dem frühen 1:0 nicht weitere drei Hochkaräter im Tor der Domstädter unterbrachten – was sich ja hin und wieder rächen soll. Die Francic-Schützlinge brachte dies aber überhaupt nicht aus dem Gleichgewicht. Auch nicht, als sie bereits 15 Sekunden nach dem Anpfiff hätten in Führung gehen können. Da setzte Schebak die Vorlage von Dellinger übers Tor. Seine zweite Chance nach Flanke von David Bauer nutzte er aber und bestätigte seinen Trainer, dass er neu in die Startelf gerückt war. Mit ihm sind die Abschter noch ein Stück gefährlicher und unberechenbarer. Offensiver geht freilich nicht mehr, selbstbewusster aber auch nicht.
So viel vorweg: Mit der Eintracht in Sachen sich gemeinsam gegen die Niederlage aufbäumen, war es nicht weit her bei den Oberfranken. Ganze drei Szenen in 90 Minuten ergaben vage Halbchancen: Als der bärenstarke TSV-Innenverteidiger Köttler im Strafraum einen Ball weggrätschte und FC-Coach Norbert Schlegel Elfmeter reklamierte, wurde er noch nicht mal von den eigenen Spielern unterstützt. Als Alessane Kanes Kopfballaufsetzer über Torwart Reusch hinweg, aber auch über die Latte strich. Und als Köttler beim Pressschlag den Ball an Kane verlor, der aber die langen Beine nicht so schnell sortieren konnte, um den Ball sauber an Reusch vorbei zu bringen. „Das war eindeutig zu wenig“, befand Schlegel hinterher, „so darf man in der Regionalliga, in der Bayernliga und auch tiefer nicht spielen.“ Er war maßlos enttäuscht. „Wer in Hof gewinnt (und Hof dann in Sand gewinnt), der muss stark sein. Mehr als warnen kann man nicht.“ Womit verpassten die Grabfelder eine beruhigende Pausenführung: Als Grell, Schebak und Thomann (24.) binnen drei Sekunden jeder mal aus ein paar Metern den Ball einfach nicht im FC-Tor unterbrachten. Als FC-Verteidiger Schäffler einen Thomann-Knaller für seinen geschlagenen Keeper Ivkic von der Linie kratzte. Und als Schebak nach feiner Kombination über Thomann und Grell den Ball aus zwölf Metern über die Latte setzte. Wesentlich effektiver wurde es sofort nach dem Seitenwechsel, obwohl Schlegel gleich zwei Wechsel vorgenommen hatte. Nur wenige Sekunden waren gespielt, da „begleiteten meine Spieler den Gegner beim Tore-Schießen“, O-Ton Schlegel: Grell zu Schebak, der zu Thomann und 2:0 (46.). Verwirrung pur dann beim 3:0 (53.) wenig später, als nach einer Trunk-Flanke ein Bamberger Verteidiger Julian Grell den Ball vor die Füße köpfte und der TSV-Kapitän zum ersten Mal einnetzte. Dabei traf er die Kugel nicht einmal wie gewollt, steckte sie so aber zwei Verteidigern samt Torwart Ivkic durch den kollektiven Hosenträger. Natürlich waren jetzt Räume da, weil sich die Gäste endlich ein bisschen aufbäumten. Im Umschaltspiel brannte es aber immer lichterloh am und im Gäste-Strafraum. Als Trunk von Jerundow, dem eifrigsten aller Bamberger, dort regelrecht umgerissen wurde, blieb die Pfeife stumm. „Dann kam die Krönung“, so der frustrierte Fußballlehrer Schlegel, der einst 59 Bundesliga- und 257 Zweitligaspiele für Nürnberg, Saarbrücken und Hartha BSC bestritt. Es ging um einen lumpigen Einwurf. Weil den die Aubstädter, nicht die Bamberger ausführen durften, machten sie auf beleidigt und „begleiteten“ nicht einmal mehr. Leicht warf zu Grell, der umspielte noch den Tormann und schob zum 4:0 ein. Der eingewechselte Sascha Bäcker wollte es ganz frech machen, als es nach einem Handspiel Gelb-Rot für Schraufstetter (83.) und Elfmeter für Aubstadt gab und setzte ihn einen Meter über den Balken. Er verhinderte dadurch, dass der TSV nach zwei Spieltagen Tabellenführer gewesen wäre. „So wie wir uns präsentiert haben, geht das Ergebnis auch in dieser Höhe als leistungsgerecht in Ordnung“, urteilte Schlegel. Und Francic: „Wir haben unsere Art Fußball zu spielen durchgesetzt. Unsere Tore sind trotz der ausgelassenen Chancen zur richtigen Zeit gefallen. Die sechs Punkte zum Einstieg in die Saison sind natürlich Gold wert.“
Spielbericht eingestellt am 23.07.2015 15:07 Uhr