Der FC Sand im Sommer 2014! Peter Heyer trifft" Daniel Rinbergas legt auf. Über außen setzen Florian Gundelsheimer oder Danny Schlereth immer wieder zu unwiderstehlichen Sturmläufen an. Kommt der Gegner doch einmal zur Entfaltung, räumen Stefan Wasser und René Finnemann mit Wucht und Geschick alles ab. Ein Jahr später steht von den sechs Genannten nicht einer auf dem Platz. Der Neu-Bayernligist hat seine Korsettstangen verloren. Sie sind langzeitverletzt (Heyer und Rinbergas), haben den Verein verlassen (Finnemann und Wasser) oder plagen sich mit Blessuren aus der Vorbereitung herum (Gundelsheimer und Schlereth).
Statt der Leistungsträger tummeln sich Sven Tropper und Dominik Schmitt - vor Jahresfrist noch bei der U23 des FC 05 Schweinfurt - oder Dinis Ribeiro, der nach einem Kreuzbandriss noch lange nicht wieder bei 100 Prozent ist, in der Startelf des FC Sand. Und das eine Liga höher, wo die Gegner deutlich stärker als im Aufstiegsjahr sind. Die Folgen waren am Dienstagabend mehr als deutlich zu sehen. Im Heimspiel gegen die SpVgg Bayern Hof standen sich 90 Minuten lang ein Bayernligist und eine Mannschaft, die dem Papier nach auch in der Bayernliga zu Hause ist, gegenüber. Die Gäste waren in allen Belangen besser, eigentlich sogar weit deutlicher als es das 3:0 ausdrückt.
Der überragende Martin Holek bittet zum Tanz.
Marco Heumann
Dabei hatten die Gastgeber nach einem abgewehrten Schuss von Thorsten Schlereth, den Dinis Riberio im Nachfassen nicht an Andreas Schall im Bayern-Kasten vorbeibrachte, nach 35 Minuten sogar so etwas wie die erste größere Chance der Partie, aber die übertünchte ein wenig, was Bernd Eigner in den 34 Minuten zuvor nicht entgangen war. "Wir hatten keinerlei Durchschlagskraft nach vorne", urteilte der erfahrene Sander Coach. "Es gelang uns einfach nicht, die Bälle einmal festzumachen und für Entlastung zu sorgen." Stattdessen gab es kaum eine Kombination über mehr als zwei Stationen, sodass die Hofer immer wieder flott nach vorne spielen konnten. Das taten sie meist mit langen Bällen. Ein sicherlich probates Mittel. Schließlich misst der neue Tschechen-Stürmer Martin Holek nahezu zwei Meter. Zunächst jedoch biss er sich an Dominic Leim, der aufmerksam verteidigte, immer wieder die Zähne aus. Der ebenfalls ellenlange Innenverteidiger dirigierte diesmal eine Art verkappte Dreierkette, die Bernd Eigner in Ermangelung von Außenverteidigern aufgeboten hatte. Zwar agierte Florian Pickel auf der linken Seite eher defensiv, rückte aber kaum einmal in die letzte Linie zurück, sodass aus dem 4-2-3-1 nahezu ein 3-3-3-1 wurde, in dem Florian Pickel versuchte, den Hofer Florian Thierauf aus dem Spiel zu nehmen. Der agierte als eine Art hängender Rechtsaußen im Hofer 4-3-1-2 - ein ebenso mutiges wie offensives System. Umgestellt hatte Coach Miloslav Janovsky nicht nur die Ausrichtung, sondern auch das Personal. Andreas Knoll und Nico Schmidt mussten auf die Bank Platz nehmen. Für sie rückten Cosim Adrian Ichim als Innenverteidiger und Harald Fleischer auf der linken Abwehrseite neu ins Team. Vor allem die Hereinnahme des Routiniers und Kapitäns entpuppte sich dabei als echter Glücksgriff. Nach 37 Minuten erkämpfte sich der Ex-Bamberger den Ball und chippte ihn über die Sander Abwehr hinweg zu Martin Holek. Vor allem Dominic Leim, der zu hoch stand und zudem in der Vorwärtsbewegung war, sah dabei nicht allzu gut aus. Martin Holek jedoch ließ sich nicht zwei Mal bitten. Technisch mehr als geschickt nahm er den Pass aus der Luft an und ließ Dominik Biemer aus spitzem Winkel mit einem Schuss mit viel Gefühl keine Chance. Ein Treffer, der zwar aus heiterem Himmel und in einer Phase, als der FCS endlich ein wenig ins Rollen zu kommen schien, fiel, aber dennoch verdient war. Hof war einfach cleverer, körperlich robuster und technisch stärker - ein echter Bayernligist eben.
Erst die Hose, dann das Hemd, dann den ganzen Kerl: Sven Wieczorek (re.) reißt den eingewechselten Nico Schmidt zu Boden.
Marco Heumann
Das zeigten die Bayern auch nach dem Wechsel. "Wir hatten uns einiges vorgenommen", blickte Bernd Eigner auf die ersten Minuten in Halbzeit Zwei zurück, die so ganz anders liefen, als es sich die Sander vorgestellt hatten. Statt selbst Druck zu machen, gerieten sie unter selbigen. Statt Wirbel durch Florian Pickel, der für den völlig wirkungslosen und überforderten Dinis Ribeiro von links nach vorne gerückt war, und mehr Stabilität hinten durch die Einwechslung von Daniel Krüger und die Rückkehr zu einer echten Viererkette, gab es zwei Schockmomente. Zunächst in der 48. Minute nach einem Einwurf, der von der Sander Hintermannschaft so schlecht verteidigt wurde, dass am Ende der Fehlerkette Thomas Sturm keine Mühe hatte, aus kurzer Distanz das 0:2 zu erzielen. Endgültig verloren wurde die Partie dann nur fünf Minuten später auf Höhe der Mittellinie. Da grätschte der kurz vor der Pause verwarnte Andre Karmann ebenso ungestüm wie unnötig nach einem Ball. Folge: Die Gelb-Rote Karte und eine Sander Unterzahl! Die zweite im zweiten Spiel! "Da machst du nichts mehr", brachte Bernd Eigner es auf den Punkt. Sieben Minuten später tanzte Martin Holek dann die gesamte Sander Hintermannschaft inklusive Dominik Biemer sehenswert aus. Das 0:3 und der Moment der Erlösung für Sven Tropper. Der eigentlich aus der U23 des FC 05 Schweinfurt als Ergänzungsspieler gekommene Youngster, der plötzlich Stammspieler sein muss, durfte vom Platz. Dass für ihn mit Julian Klauer ein Akteur aus der Kreisliga-Zweiten sein Bayernliga-Debüt 2015/2106 feiern durfte, ist ein Sinnbild für die Sander Start-Probleme. Der Kader ist eindeutig zu dünn, um den Anforderungen in der neuen Liga zu genügen. Gegen Bayern Hof standen spätestens nach dem 0:3 elf bessere Hofer zehn teilweise hoffnungslos überforderten Sandern gegenüber. Einzig Dominik Biemer, der in Schlussphase einige Male ein noch höheres Resultat verhinderte und mit Abstrichen der stets bemühte und engagierte Florian Pickel genügen den Ansprüchen in der fünfthöchsten Klasse. "Wir müssen so schnell wie möglich was tun", forderte Bernd Eigner mit Blick auf die nicht vorhandenen Möglichkeiten zu reagieren nach dem Spiel. Gegen Hof saßen mit dem ebenfalls eingewechselten Christopher Gonnert und Julian Klauer zwei Ergänzungsspieler und mit Daniel Krüger, Florian Gundelsheimer und Josef Pickel drei eigentlich angeschlagene Spieler auf der Bank. Da personelle Besserung aus den eigenen Reihen mit Blick auf die Langzeitausfälle Daniel Rinbergas und Tobias Krines, von Peter Heyer ganz zu schweigen, und die Faserrisse von Danny Schlereth und Dominik Rippsten eher nicht in Sicht ist, wird es wohl auf neue Spieler hinauslaufen. Zwei an der Zahl hätte Bernd Eigner gerne. Das Minimum will man nicht weiter Spiele wie gegen Hof erleben.
Am Wochenende wartet nämlich - erneut im Seestadion - schon der nächste mehr als unangenehme Gegner. Zwar ist der SC Feucht ein Mitaufsteiger. Aber von der hohen Qualität der Mittelfranken konnte sich Bernd Eigner am Samstag beim knappen 1:0 der Mannschaft von Klaus Mösle bei Don Bosco Bamberg schon einmal ein Bild machen. "Die haben das richtig gut hingekriegt", lobt der Sander Coach den kommenden Kontrahenten gegen den es eigentlich nicht noch einmal eine Doppelnull in Sachen Tore und Punkte geben sollte, will man sich nicht vom Saisonbeginn an im Keller der Tabelle festsetzen.
Spielbericht eingestellt am 21.07.2015 22:31 Uhr