Von Stephan Landgraf
Was für eine Energieleistung am Ende einer anstrengenden Woche und bei subtropischen Temperaturen von 35 Grad: Der Fußball-Bayernligist FC Amberg hat sich am Samstag vor 304 Zuschauern beim Würzburger FV mit 2:0 (0:0) den ersten Sieg in dieser Saison durch die Treffer von Michael Plänitz (60.) und Tobias Wiesner (85.) geholt. „Unser Team hat Willensstärke bewiesen“, freute sich Sportlicher Leiter Bernd Scheibel nach dem Schlusspfiff. Recht hatte er, denn wie schon eine Woche davor beim 1:1 beim Regionalliga-Absteiger Viktoria Aschaffenburg punkteten die Vilsstädter trotz einer über 30-minütigen Unterzahl. Dieses Mal sah Frank Lincke eine erneut umstrittene rote Karte (57.).
„Wir dürfen nicht in Schönspielerei sterben“, hatte FCA-Trainer Timo Rost vor der Partie bei den Unterfranken von seiner Elf gefordert. Von ihm taktisch hervorragend eingestellt, setzte sie diese Vorgabe perfekt um. Die Gelb-Schwarzen beschränkten sich in Würzburg darauf, aus einer gut gestaffelten Abwehr heraus die entsprechenden Nadelstiche zu setzen und überließen dem Gegner, im Vergleich zum 0:3 vom Mittwoch gegen Aubstadt, mehr Spielanteile. „Die Jungs haben das perfekt umgesetzt“, lobte Scheibel seine Mannschaft und den Coach dann auch.
Rost musste bei den Unterfranken auf den rotgesperrten Keeper Matthias Götz verzichten, für ihn bot Christopher Sommerer eine erneut tadellose Leistung. Ebenso fehlte kurzfristig der beruflich verhinderte Alexander Konjevic, für ihn kam Julian Ceesay in der Innenverteidigung zu seinem ersten Bayernliga-Einsatz in dieser Saison – „er hat seine Sache sehr gut gemacht und Stabilität in unsere Abwehr gebracht“, bewertete Scheibel dessen Auftritt. Andreas Graml, nach seiner Rot-Sperre aus der letzten Spielzeit erstmals wieder spielberechtigt, saß zunächst auf der Bank. Ansonsten schickte Rost die gleiche Startelf ins Rennen wie am Mittwoch.
Würzburgs Trainer Christian Graf baute seine Truppe gegenüber dem 0:0 gegen Haibach auf zwei Positionen um: Wojtek Droszcz stand erst gar nicht im Kader, Patrick Hofmann saß zunächst auf der Bank. Für sie durften Fazdel Tahir und Johannes Lotter von Beginn an ran.
Trotz der Hitze entwickelte sich auf der Sepp-Endres-Sportanlage ein gutklassiges Bayernliga-Spiel, in dem sich der WFV als ebenbürtiger Gegner präsentierte. Amberg überließ den Gastgebern über weite Strecken den Ball und präsentierte sich, anders als am Mittwoch, gut geordnet. Zudem funktionierte das Umschaltspiel bei Ballgewinn um einiges besser als zuletzt.
Die erste dicke Chance hatte dann auch der FCA nach 13 Minuten, als nach einem Schnell ausgeführten Freistoß Christian Knorr alleine vor WFV-Torhüter Jan-Peter Grunz auftauchte, der gerade noch klären konnte. Das 1:0 auf dem Fuß hatte schließlich André Karzmarczyk nach 22 Minuten: Er hob den Ball aus 18 Metern stramm über Grunz hinweg. Das Leder klatschte an die Unterkante der Latte und sprang, so zumindest die Meinung des Referees Tobias Fenkl, von dort aus vor der Torlinie wieder auf. „Der Ball war dahinter“, sah Scheibel diese Situation und hatte damit wohl auch Recht.
Die ersten Würzburger Lebenszeichen gab es erst nach 35 Minuten, als Sommerer einen Schuss von Michael Dellinger erst im Nachfassen unter Kontrolle brachte, und in der 45. Minute, als bei einem Tahir-Freistoß der am langen Pfosten lauernde Vladimir Slintchenko nur um Zentimeter verpasste. Ansonsten ließen die Gelb-Schwarzen überhaupt nichts zu. Eine weitere dicke Möglichkeit hatte schließlich der FC Amberg durch Tobias Wiesners Kopfball kurz vor dem Seitenwechsel, doch Grunz parierte reaktionsschnell.
Nach dem Seitenwechsel dauerte es bis zur 57. Minute, ehe es die nächste erwähnenswerte Szene gab – eine für Amberg bittere jedoch. An der Seitenauslinie im Mittelfeld stieg Frank Lincke bei einem Zweikampf gegen Dellinger zwar hart, aber fair, ein. Lincke traf Ball und Gegner, der unglücklich in einen Wassereimer trat und in die Bande stürzte. Dellinger zog sich eine Schnittwunde am Arm zu und musste daher ausgewechselt werden. „Selbst die Würzburger gestanden ein, dass Frank den Ball getroffen hat“, kommentierte Ambergs Sportlicher Leiter diese Situation.
Eine Situation, aus der aber die Vilsstädter Kapital schlugen, die nach dem umstrittenen Platzverweis noch enger zusammenrückten. Bei einer Hereingabe von Christian Knorr stand Kapitän Michael Plänitz genau richtig und köpfte aus elf Metern unhaltbar zum 1:0 (60.) ein. Klar, dass Würzburg in Unterzahl den Druck erhöhte und durch Hofmann (67.), einem Freistoß von Tahir (72.) und des eingewechselten Shawn Hilgert (84.) seine Möglichkeiten auf den Ausgleich hatten. Aber entweder fehlte die Genauigkeit oder FCA-Schlussmann Sommerer klärte.
Und wie so oft wurde das Auslassen selbst bester Chancen bestraft. Einen blitzsauberen Konter vollstreckte Tobias Wiesner (85.) mit dem schönsten Tor des Tages, einer Volleyabnahme aus zentraler Position, zum 2:0-Endstand. „Durchaus verdient“, sagte Scheibel. „Dadurch haben wir endlich das nötige Selbstvertrauen für die nächsten Partien getankt. Es war eine deutliche Leistungssteigerung erkennbar. Die Feinabstimmung wird immer besser.“
Spielbericht eingestellt am 19.07.2014 22:24 Uhr