Von Andreas Schales
Mehmet Scholl ist ein erfolgsverwöhnter Mensch. Über Niederlagen redet er nicht gerne. Den Kommentar nach der 1:2 (0:1)-Heimniederlage des FC Bayern München II gegen den FC Memmingen überließ er seinem Co-Trainer Sören Osterland.
Der musste bei der Pressekonferenz einräumen, dass die Memminger den „kleinen Bayern“ die letzten Meisterschaftshoffnungen geraubt haben. „Neun Punkte Rückstand auf Sechzig sind wohl nicht mehr aufzuholen“, meinte er und versuchte auf kritische Nachfragen hin gleich die Kurve zu kriegen, dass nicht in erster Linie Ergebnisse für die junge Mannschaft zählen, sondern die Ausbildung: "Und da sehen wir Trainer Fortschritte."
Außerdem hätten die Bayern-Jungspunde ja auch schließlich gegen eine Memminger Mannschaft mit gestandenen Spielern verloren. Was wiederum FCM-Trainer Esad Kahric so nicht stehen lassen wollte. „Auch wir sind ein Ausbildungsverein, aber mit viel bescheideneren Möglichkeiten als der FC Bayern“, verwies der Bosnier auf die zahlreichen jungen Kräfte, die bei ihm jetzt nach der Winterpause immer größere Fortschritte machen. So wie Florian Makoru der nach dem Pausenrückstand von Kevin Ruiz (21) in Szene gesetzt wurde und den 1:1-Ausgleich machte.
Der erst 19-jährige Makoru konnte seine Schnelligkeit ausspielen, was gegen die Bayern-Abwehr nicht ganz einfach war. Seine Gegenspieler waren immerhin mit Stefan Buck ein gestandener Profi und Emre Can, der sich beim Sieg gegen den 1. FC Nürnberg, auch schon seine Bundesliga-Sporen verdiente. Dass die Scholl-Truppe auf gut 20 Eckbälle kam und deutlich mehr Spielanteile hatte, blieb am Ende nur ein Vermerk für die Statistik.
Memmingen stand tief, ließ nur wenig zu, hatte die besseren Chancen und machte denn auch das entscheidende Tor. Stefan Heger, der kurz zuvor mit einem Alleingang gescheitert war, köpfte weiter zu Matthias Bader, der den Ball über die Linie bugsierte (78.). Bader ist mit 28 Jahren zugegebenermaßen einer der gestandenen „Alten“ beim Fußballclub. Der andere an diesem Abend war Harald Holzapfel, der vorsichtshalber ausgetauscht wurde, nachdem er signalisierte, dass er Probleme hat. Wegen Bader und Holzapfel waren die zahlreichen prominenten Spione im Sportpark Heimstetten vermutlich nicht da. Eher wegen den Bayern-Newcomern Pierre Emile Hojbjerg oder Patrick Weihrauch, der die Bayern mit dem ersten gelungenen Angriff auch in Führung gebracht hatte (40.). Ein Auge werden Ralf Rangnick (Sportdirektor von RB Salzburg und Leipzig), „Scout“ Dieter Hoeneß, Spielerberater Ludwig „Wiggerl“ Kögl und Aalens Sportdirektor Markus Schupp auch auf Memmingens junge Garde geworfen haben.
Dass Alexander Hack beispielsweise unter ständiger Beobachtung steht, ist kein Geheimnis. Kein Wunder, dass die FCM-Verantwortlichen selbst schon mit den Spielern für die nächste Saison Nägel mit Köpfen machen. „Bei den meisten sieht es gut aus“, sagt der Vorsitzende Armin Buchmann zu den Vertragsverhandlungen. Der Vereinschef hat gerne Planungssicherheit. Die ist nach dem Husarenstreich bei Bayern II wieder ein Stück weiter. Zum einen sollte sich die Frage nach dem Klassenerhalt nicht mehr stellen. Und zum anderen, weil mit dem besiegten Gegner ein Zuschauermagnet auch für die nächste Runde schon wieder sicher ist.
Spielbericht eingestellt am 25.04.2013 16:35 Uhr