Wenn nicht jetzt, wann dann? Gegen Garching musste ein Dreier her. Denn im Umfeld wurden bei den Gelb-Schwarzen bereits die ersten Stimmen laut, die Liga sei eine Nummer zu groß für die Saalestädter. Um dies zu Widerlegen und für eine Trendwende zu sorgen, war gegen Garching unbedingt ein Dreier notwendig. Alleine schon um nicht ganz den Anschluss an das hintere Mittelfeld aus den Augen zu verlieren. Dafür musste die Elf von Miloslav Janovsky aber unbedingt ihre Defensivprobleme endlich in den Griff bekommen. 16 Gegentreffer: Nur die Schießbude aus Seligenporten kassierte bislang mehr Tore. Aber erneut musste Miloslav Janovsky dabei ohne Verteidiger Tomas Krbecek auskommen. Wenigstens meldete sich Außenverteidiger Andreas Knoll wieder rechtzeitig fit. Für ihn musste Alexander Bareuther auf die Bank. Auf der fand sich etwas überraschend auch Spielmacher Eduard Root wieder. Für ihn stand Neuzugang Felix Strößner in der Startelf. Der ehemalige Bayreuther sollte auf dem rechten Flügel für Schwung sorgen. Bei den Gästen fehlte neben Markus Baki Neuzugang Florian Wenninger. Für ihn begann Georg Ball. Für VfR-Coach Daniel Weber kein Grund zur Sorge: "Wir haben Selbstvertrauen gegen Rosenheim getankt. Sicherlich will uns Hof gleich unter Druck setzen und in die Schranken weisen. Das wird sicherlich ein heißer Tanz."
Alassane Kane (gelb) kommt nicht an Daniel Suck vorbei.
Thomas Nietner
Und den Hofer Bayern war anzumerken, dass sie durchaus gewillt waren, den Schalter wieder umzulegen. Doch so engagiert die Saalestädter zu Werke gingen, so wenig stimmt die Abstimmung untereinander: Da ein falscher Laufwerk, da ein Stellungsfehler. So verwunderte es nicht, dass nicht jeder Ball seinen Adressaten fand. Entsprechend blieb es bei guten Ansätzen. So überstanden die Gäste unbeschadet und machten es bei ihrem ersten Angriff besser als die Heimelf. Als Dennis Niebauer im Strafraum frei zum Schuss kam, konnte Schlussmann Andreas Schall zwar den ersten Versuch noch parieren, aber beim Nachschuss war der Hofer dann machtlos. Die Hofer Abwehr stand wie gelähmt daneben. Den Rückstand wollte man dabei unbedingt vermeiden. Für das Selbstvertrauen war dies natürlich wenig förderlich. Auf der Gegenseite spielte der Treffer den Gästen in die Karten. So konnten weiter tief stehen und aus einer sicheren Deckung mit vereinzelten Nadelstichen für Torgefahr sorgen. "Wir haben wenig am Spiel teilgenommen, aber waren sicher gestanden", war Gästecoach Daniel Weber dennoch zufrieden. Miloslav Janovsky dagegen weniger: "Der Ballbesitz ist nicht alles. Das ist eine optische Täuschung." So war es auch: Die Heimelf hatte zwar mehr vom Spiel, aber weniger Torchancen. Dabei betrieben die Saalestädter einen hohen Aufwand. Letztendlich belohnten sie sich aber dafür nicht, weil der letzte Pass eben nie ankam. Die Hofer machte es oft zu kompliziert, suchten zu selten den Torabschluss oder verzettelten sich in der sicheren VfR-Deckung. Von der Geradlinigkeit der letzten Saison war unter den Augen des früheren Teamkollegen Maximilian Krauß wenig zu sehen. Auch Felix Strößner konnte bei seinem Startelfdebüt nicht in seine Fußstapfen treten. In der Hofer Offensive stimmten die Laufwege oftmals nicht. Einzig Martin Holek wusste daher für Torgefahr zu sorgen. Aber auch dem Torjäger klebte das Pech an den Fußballstiefeln. "Die haben die Scheiße aktuell einfach an den Haken", bemerkte dies auch Gästespieler Florian De Prato. Die Erklärung hierfür hatte Miloslav Janovsky: "Wir haben aktuell nicht die Nerven, den Kopf hoch zu nehmen und den nächsten Mann anzuspielen." Die Oberbayern konterten da schon besser. Einziges Manko: Es kam dabei nichts Zählbares heraus. Zum Ärger von Gästecoach Daniel Weber, der einst mit Fürstenfeldbruck schon auf der Au zu Gast war: "Wir haben in der ersten Hälfte drei dicke Kontermöglichkeiten." Nur nutzen konnten die Gäste keine davon, denn Andreas Schall im Tor der Gastgeber hatte im Unterschied zu einigen seiner Teamkollegen einen blendenden Tag erwischt. So wäre bis zur Halbzeit sogar der Ausgleich drin gewesen. Aber irgendwie wollte der Ball auch bei unübersichtlichen Situationen nie einem Hofer so recht vor den Fuß springen. Und auch bei Standardsituationen ging nichts.
Martin Holek (gelb) kommt zwar vor Florian Mayer zum Abschluss, der Ball streift jedoch knapp am langen Pfosten vorbei.
Thomas Nietner
Bei den Hofer Bayern war noch ordentlich Sand im Getriebe. Gerade im Spielaufbau tat sich die Heimelf schwer. Da fand der Ball auch nach dem Seitenwechsel nicht seinen Bestimmungsort. Und auch die Balleroberung klappte nicht wie man sich das vorstellte. Die Bemühungen liefen oft ins Leere, so dass sich für die Gäste dadurch Räume in der Hofer Defensive ergaben. So konnten die Oberbayern oftmals aussichtsreich vor das Hofer Tor kommen. Doch Andreas Schall war es zu verdanken, dass die Partie dennoch bis zum Ende spannend blieb. Eine starke Parade da, eine starke Eins-gegen-eins-Situation hier: Auf den Hofer Schlussmann war Verlass. Auf seine Vorderleute dagegen weniger. Nach dem verletzungsbedingten Wechsel von Ludvig Tuma kam auch mit Angreifer Thomas Stock nicht mehr Zug zum Tor zustande. Vielmehr biss man sich weiterhin die Zähne an der starken VfR-Deckung um Silas Göpfert und Florian Mayer aus. Das Garchinger Tor schien wie vernagelt und dann wenn fischte Gästekeeper Daniel Maus, der sich durch einen Rangelei mit Martin Holek den Unmut des Hofer Publikums zugezogen hatte, die Bälle aus dem Strafraum. "Wir hätten schon früher den zweiten Treffer machen müssen", kreidete Daniel Weber seiner Elf die schwache Chancenauswertung an. Dennoch hätte er eigentlich das Spiel auch in der Schlussphase ganz entspannt anschauen können, denn die Hofer fanden keinen Weg, gezielt Druck aufzubauen. Erst in der 88. Spielminute sorgte der eingewechselte Stefan De Prato für die Entscheidung. Bei seinem Flachschuss ins lange Eck war auch Andreas Schall dieses Mal machtlos.
Nikolaos Salassidis (weiß) wirft sich in den Flankenball von Felix Strößner.
Thomas Nietner
Garching sahen die Hofer Bayern auf Augenhöhe. In der Tabelle trennen die Teams mittlerweile neun Punkte. Während die Oberbayern sorgenfrei die nächsten Partien angehen können, müssen die Hofer Bayern langsam punkten. Zwar bleibt das Umfeld weiter ruhig, doch die Janovsky-Elf scheint die Zeit wegzurennen. Auch nach sieben Spieltagen wirkt die Mannschaft alles andere als eingespielt, die Mechanismen greifen noch nicht. Da kommen schwere Zeiten auf die Gelb-Schwarzen zu, die sich durch individuelle Fehler oder Unkonzentriertheiten hinten in Bedrängnis bringen und vorne zu umständlich agieren. So war selbst gegen Mitaufsteiger Garching nichts zu holen. Dabei war der Aufsteiger sicherlich nicht der stärkste Gegner, der sich noch auf der Au vorstellen wird. Doch eine solide Abwehrleistung und ein taktisch disziplinierter Auftritt reichten den Gästen zum zweiten Auswärtserfolg.
Spielbericht eingestellt am 19.08.2016 23:36 Uhr