Von vfr-fussball.net, Peter Wagner
Am Samstagnachmittag hat unsere Erste Mannschaft den TSV Buchbach hochverdient geschlagen. Vor allem in Halbzeit eins ein eindrucksvoller Auftritt von Schwarz-Weiß.
VfR-Dompteur Daniel Weber war es schon fast unangenehm bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Anton Bobenstetter, Webers Pendant auf Buchbacher Seite und seines Zeichens extrem fairer Sportsmann, schwärmte von den ersten 45 Minuten der Garchinger, als wäre er ein Fan der Schwarz-Weißen, nicht der Trainer des eben bezwungenen Gegners.
Mindestens vier bis fünf zu null hätte der VfR zur Halbzeit gegen seine Mannschaft führen müssen und gut bedient fühle er sich am Ende mit dem Ergebnis auch. Weber relativierte sogleich, er wäre schon zufrieden gewesen, wenn es denn zum Pausentee noch 2:0 für seine Jungs gestanden hätte.
Und danach hatte es eigentlich auch ausgesehen. Der VfR mit der besten Halbzeit seit dem legendären Sieg gegen 1860 im Grünwalder vor zwei Jahren. Leidenschaftlich warfen sich unsere Jungs in die Zweikämpfe, zu jeder Zeit mindestens einen Schritt schneller als der Gegner. Beweglicher waren Sie sicherlich auch, vor allem im Kopf. Eine Fünferkette hatte Weber in der Verteidigung verordnet und die stand wie eine eins. Buchbach quasi ohne Spielanteile, geschweige denn mit irgendwelchen Bestrebungen in Richtung Garchinger Kasten und Daniel Maus. Wenn der Ball in den eigenen Reihen lief, rückten dann immer wieder die brandgefährlichen Außenverteidiger mit nach vorne. Spitze in diesem Bereich, der pfeilschnelle Daniel Suck, der einen Sahnetag erwischt hatte. Über seine rechte Seite – die ihm offensichtlich viel besser liegt als die andere Flanke, die er früher oft beackern musste – entstanden auch prompt die ersten beiden Regionalliga-Tore für Garching in dieser Saison. Zunächst hatte Florian De Prato mit einem Zuckerpass halb Buchbach und womöglich noch zwei bis drei Nachbardörfer überspielt. In der Packing-Statistik dürfte De Prato nach Samstag jedenfalls irgendwo zwischen Toni Kroos und unendlich liegen. Suck war inzwischen mal wieder über rechts entwischt, nahm die Vorlage auf und legte vom Sechzehner ab. Neuzugang Manuel Eisgruber stand irgendwo jenseits des 11er-Punkts und dort goldrichtig, schoss sich aufgestauten Frust vom Leib und netzte ein. 1:0 nach 16 Minuten, Garching im Freudentaumel.
Für den Torschützen Eisgruber – offensichtlich ein Volltreffer unter den Sommer-Transfers – hätte es auch schon der zweite Jubel sein können. Kurz vorher hatte der Ex-Pipinsrieder das Leder bereits mit ordentlicher Wucht aus 16 Metern in den rechten Torwinkel gezimmert. Schiedsrichter Markus Pflaum allerdings, hatte vorher irgendeine Regelwidrigkeit erkannt. Welche, bleibt wohl sein Geheimnis. Sei’s drum, der VfR hatte ja noch weitere Gelegenheiten und den blendend aufgelegten Daniel Suck auf Rechts.
Die Lernkurve der Gäste war anscheinend noch im flachländischen Bereich unterwegs, denn quasi mit dem Angriff nach dem Führungstreffer wieder das gleiche Bild. Daniel Suck auf seinem Flügel so alleine, dass einige Zuschauer begannen vor Vereinsamung bei Jung-Erwachsenen zu warnen und wieder mit dem richtigen Blick für seinen Mitspieler. Flanke auf Mario Staudigl, Kopfball, 2:0. Fassungslosigkeit auf den Rängen. Bei den Buchbachern wuchs die Angst vor einer deftigen Blamage beim Aufsteiger. Die Garchinger ungläubig ob der Dominanz ihrer Elf. Wer das Vorbereitungs-Desaster gegen 1860 II gesehen hatte (0:5 und dabei noch richtig gut weggekommen), hatte jedenfalls vor dem Spiel keine allzu großen Wetten auf den VfR abgegeben.
Dass Webers Wunsch nach dem 2:0 Pausenstand nicht in Erfüllung ging, lag lediglich an einem kleinen Fauxpas von Freistoß-Flüsterer Florian De Prato. Der war mit einem seiner Zauberfüße unglücklich ausgerutscht, leider in letzter Abwehrreihe. Gäste-Kapitän Petrovic kam so in der 41. Minute frei vor Goalie Daniel Maus zum Abschluss und brachte den Gastgebern in Erinnerung, dass in der Regionalliga die meisten Fehler bitter bestraft werden.
Auch nach dem Seitenwechsel Garching weiter mit viel Kontrolle über das Spiel. Florian Wenninger, der vor der Saison aus Schweinfurt gekommen war, beackerte das Mittelfeld als renne er um sein Leben. Und das tat der wohl auffälligste Akteur unter den Neuzugängen 90 Minuten lang ohne Unterlass. Ebenfalls positiv aufgefallen ist der neue Mann links hinten, Markus Baki. Der äußerst robuste Ex-Geretsrieder trieb mit seinem aggressiven Zweikampf-Verhalten die Buchbacher immer wieder zur Verzweiflung. Schade, dass die neue Nummer 3 nicht die Gelegenheit hatte, mal den Torabschluss zu suchen. Man sagt dem jungen Mann Schussgeschwindigkeiten nach, die mehr nach Autobahn klingen, als nach Fußballplatz. Und wir sprechen hier nicht über die rechte Spur…
Der vierte unter den Neuzugängen in der Startelf war Giovanni Goia. Die Nummer 7 arbeitete fleißig im Mittelfeld und wusste mit tollem Zweikampf-Verhalten und enormer Beweglichkeit zu punkten. In der 75. Minute spielte der 24-jährige, der aus Rain/Lech gewechselt war, den Ball mal wieder zu Daniel Suck, der weiter zu Mario Staudigl, dieser zu Neu-Kamerad Wenniger und der mit sehenswertem Rückspiel zu Dennis Niebauer. Der Kapitän stand nach diesem Bilderbuch-Angriff sowas von frei vor dem Buchbacher Kasten, dass er das Runde wahrscheinlich mit bloßer Willenskraft ins Eckige gedrückt bekommen hätte. Er benutzte trotzdem den Fuß und erzielte damit das 3:1 für den VfR Garching.
Das dürfte es gewesen sein, dachten wohl die meisten der 630 Zuschauer im Stadion am See, schließlich war der VfR drückend überlegen und hätte gut und gerne noch zwei weitere Treffer erzielen können. Daniel Suck z.B. hatte nach einer guten Stunde und famosem Solo die Möglichkeit, sich an seinem Sahnetag in die Torschützenliste einzutragen. Er scheiterte letztlich am blendend aufgelegten Buchbacher Schlussmann. Und das war bei weitem nicht die einzige Garchinger Großchance.
Aber die Zuschauer mussten doch noch zittern. Die bis dahin chancenfreien Gäste witterten nach dem Genickschlag auf einmal Morgenluft. Schwer zu begreifen, aber Buchbach begann nach 75 Minuten tatsächlich auf einmal damit, Fußball zu spielen. Damit hatten die Hausherren überhaupt nicht gerechnet und waren zunächst mal mit dem Herausschlagen von Bällen aus der eigenen Gefahrenzone beschäftig. Dies gelang soweit mit akzeptablem Erfolg, bis in der ersten Minute der Nachspielzeit ein „Murmeltor“, so Daniel Weber später, alles nochmal spannend machte. Maximilian Bauer war wohl zuletzt am Ball, als nach schlecht geklärter Ecke etwa 44 Beine versuchten, den Ball irgendwie noch zu erwischen und dieser am Ende hinter Daniel Maus im Gehäuse lag. 3:2 und noch ein paar Minuten Nachspielzeit auf der Uhr.
Es folgte das, was immer folgt, wenn eine Mannschaft verdammt knapp vor Ende aus dem Nichts den Anschluss macht. Buchbach warf alles nach vorne, Torwart inklusive. Der Schiedsrichter machte alles außer abzupfeifen. Und Daniel Weber an der Seitenlinie nahm für mindestens 4 Minuten die klassische Abpfiff-Einforderungs-Haltung der Fußballtrainer-Gilde ein – zwei seitlich ausgestreckte Arme, angezogene Schultern und vor allem verständnisloser Blick. Erlöst wurde der Coach dann aber doch noch und lief mitsamt den jubelnden Reservisten auf den Platz zu seinen Auftakt-Siegern.
Spielbericht eingestellt am 17.07.2016 21:04 Uhr