Nach dem gegen Fürth geglückten Experiment, mit einer Fünferabwehrkette zu agieren, ließ SV-Coach Florian Schlicker davon nicht ab. Auf der anderen Seite war Trainer Dieter Kurth gezwungen, zu ändern, da Mino Kayser krankheitsbedingt nicht trainieren konnte und auch Matthias Heckenberger aus dem gleichen Grund erst seit Donnerstag wieder bei der Mannschaft war. Für Kayser rückte daher Manuel Hiemer in die Startelf. Hiemer durfte dabei neben Böhnlein auf der Sechserposition auflaufen, Root rückte für den eine Position nach hinten geschobenen Ex-Seligenportener Stolz als zweite Sturmspitze nach vorne.
Patrick Schwesinger im Duell mit Marius Strangl.
Andreas Bär
Die schon in der Vorwoche praktizierte Fünferkette der Seligenportener stellte die Altstädter vor immerwährende Probleme. Über die beiden hoch verteidigenden Außenverteidiger, die beiden aus einer defensiven Grundhaltung heraus agierenden zentralen Leute Christ und Worst, sowie die extrem laufintensiv spielenden Nagy und Schwesinger, verschafften sich die Gäste fast über die komplette Spielzeit eine Überzahl im Mittelfeld. Die Altstädter konnten aus der guten Vorstellung in Illertissen das Selbstvertrauen nicht mitnehmen und wirkten von Beginn an in der Offensivbewegung phlegmatisch und wenig inspiriert. Da die Seligenportener vor dem Pausentee bis zum Strafraum passabel agierten, danach aber keinen Druck auf die gut stehenden Innenverteidigung der Altstädter ausüben konnte, entwickelte sich ein Kampfspiel im Mittelfeld. Viele kleine Stockfehler bestimmten die Szenerie, offensiv war nur wenig geboten. Die Hausherren hatten ihre beste Szene vor dem Pausentee, als Manuel Hiemer nach einem schönen Sololauf Dominik Brunnhübner zu einer Glanzparade zwang (28.). Auf der anderen Seite verfehlte im Gegenzug Pascal Worst nach einem feinen Doppelpass mit Marco Christ. Das war es dann schon mit der offensiven Herrlichkeit beider Seiten. Klar war aber auch: Seligenporten kam wesentlich besser ins Spiel, nutzte die sich auftuende Überzahl im Mittelfeld aus, ohne aber dabei wirklich zwingend zu wirken.
Kopfballduell von Stefan Kolb gegen Patrick Nagy und Patrick Schwesinger.
Andreas Bär
Das sollte sich nach der Pause ändern: Die Altstädter hatten Anstoß, einen fahrigen Rückpass Manuel Hiemers lauschte Rico Röder ab. Nach einem kurzen Sololauf bediente er Patrick Nagy mustergültig, der gegen die in der Offensivbewegung befindliche Defensive der Altstädter leichtes Spiel hatte und Keeper Arkenberg clever überchippte - keine 30 Sekunden nach der Pause krönte er damit die gute SV-Vorstellung. Die Altstädter Umstellung auf ein 4-5-1 war verpufft, noch ehe sie wirklich praktiziert wurde. Glück hatten die Hausherren, deren Offensivbewegung weiterhin lethargisch und drucklos blieb, dass Schiedsrichter Schultes nach einem an Ascherls Hand prallenden Ball (65.) sein Arbeitsgerät stumm ließ. Die dickste Möglichkeit, den Sack vorzeitig zuzumachen, hatte Rico Röder. Der agile Ex-Erlanger tauchte blank vor Arkenberg auf, legte aber ab, anstatt selbst abzuschließen. Das Problem dabei: Es war kein Stürmer mitgelaufen (75.). Drei Minuten später die einzige Aktion des zuletzt blendend aufgelegten Ex-Klosterers Dominik Stolz, als er nach Heckenbergers Ball Dominik Brunnhübner überköpfte, das Leder aber nicht mehr zu greifen bekam. In den Schlussminuten hätte der auffällige Stephan König seinen guten Kurzauftritt krönen können. Der wuchtige Sturmtank kam nach einem feinen Doppelpass mit Röder zum Abschluss, verfehlte aber knapp (88.). In der Nachspielzeit hätte sich das fast noch gerächt, doch Ascherl zielte nach einer Vorlage von Russ knapp drüber - symptomatisch, dass mit den beiden Defensivkräften die stärksten Altstädter auch offensiv den größten Akzent setzten.
Seligenporten kann nach zwei Siegen in Folge nun aufatmen und die Blicke nach vorne richten. Positiv neben der funktionierenden Systemumstellung: Neuzugang Nagy findet sich immer besser zurecht und auch der aus der Kreisklasse gekommene Patrick Schwesinger (er stellte den letztjährigen Drittligastammspieler Marius Strangl immer wieder vor Probleme) ist angekommen. Wenn dann mit Mario Mosch ein weiterer Neuzugang zum Team stößt, dürfte der Abstiegskampf bald Vergangenheit sein. Auf der anderen Seite stehen die Altstädter in Bamberg gewaltig unter Druck. Dort muss man gewinnen, will man nicht schon in der noch immer frühen Saisonphase mittendrin im Abstiegskampf enden.
Spielbericht eingestellt am 30.08.2014 19:32 Uhr