Größer könnten die Unterschiede kaum sein, denn während die Gäste aus dem Passauer Vorort ums nackte Überleben in der Regionalliga Bayern kämpfen, wollen die Würzburger Kickers innerhalb der nächsten drei Jahre in die dritte Liga aufsteigen. Ein Unterfangen, dass mit dem Auftaktsieg bei der Reserve des FC Bayern München gut startete. Die Gäste konnten aber ebenfalls punkten und knöpften dem 1.FC Nürnberg 2 zu Hause beim 1:1 einen Punkt ab. Doch von vornerein war klar, wer hier als Favorit in dieses Spiel gehen würde, weshalb der Gästetrainer Mario Tanzer seine Elf auch in einem 5-4-1-System auflaufen ließ. Mit der Fünferkette erinnerte er an unsere Nachbarn aus den Niederlanden, die dieses System immer wieder bei der Weltmeisterschaft praktizierten. Dagegen agierte der neue Kickers-Trainer in einem 4-2-3-1-System, dass vor allem auf die schnellen Außenspieler ausgerichtet war. Zudem hatte er auf Lukas Billick verzichtet, der ja erst zwei Wochen auf dem Dallenberg zu Hause ist und deshalb eine Pause bekam. Für ihn agierte Niklas Weißenberger auf der zentralen defensiven Position.
Der agile Steven Lawerenz gewinnt das Laufduell gegen Benedikt Buchinger (im Hintergrund).
Thilo Wilke
Schon Sekunden nachdem Anpfiff wurde klar, wie dieses Spiel hier ablaufen würde. Die Würzburger Kickers agierten sofort spielstark und übernahmen das Kommando, während die Gäste ihre beiden Defensivreihen tief in der eigenen Hälfte formierten. So erinnerte diese erste Halbzeit an so manche Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft, als sich die unterlegenen Gäste oftmals auf das Kontern beschränkten, während der Weltmeister nach Ideen suchte. Auch die Kickers waren, ähnlich wie Deutschland, später in der zweiten Halbzeit erfolgreich, aber der Reihe nach. Kapitän Amir Shapourzadeh hatte die erste Möglichkeit, als sein Schussversuch abgeblockt wurde. Dagegen konterte Michael Pillmeier auf der Gegenseite gefährlich, jedoch wurde er in letzter Sekunde von ehemaligen Bremer Clemens Schoppenhauer gebremst. Die erste Großchance hatten die Hausherren nach einer Flanke von Christian Demirtas, die Steven Lawerenz aber nicht verwerten konnte. Doch auch schon die anschließende Ecke ergab die nächsten gute Möglichkeit, als diesmal Niklas Weißenbergers Schuss abgeblockt wurde und wieder gab es Ecke. Diesmal kam Christopher Bieber frei zum Kopfball, doch Gästetorwart Werner Resch konnte mit Hilfe seiner Defensive den Ball klären, sodass es weiter torlos blieb. Von Minuten zu Minute wurden die Gäste aber besser, was vor allem auch an deren kämpferischen Einsatz lag. Kickers-Trainer Bernd Hollerbach schickte deshalb seine Ersatzspieler fünf Minuten vor dem Pausetee schon zum Aufwärmen, denn es häuften sich die Abspielfehler. So waren es wieder Standardsituationen, die für Gefahr vorm Schaldinger Tor sorgten. Nahezu jeder ruhende Ball wurde dabei gefährlich. So auch kurz vor der Pause, als erst Marco Haller nach einem abgeblockten Ball am Schaldinger Schlussmann scheiterte. Daraufhin landete nach einer Ecke der Ball wieder bei Haller, der mit seiner Flanke Sturmtank Christopher Bieber fand, welcher auf Clemens Schoppenhauer ablegen wollte, doch der Innenverteidiger rutschte knapp am Ball vorbei. Kurz darauf war es eine Freistoßflanke, die auf dem Kopf von Christopher Bieber landete, doch die Defensive der Gäste konnte kurz vor der Torlinie klären, sodass es mit einem 0:0 in die Halbzeitpause ging.
Drei Mal geballte Faust nach der Führung: Steven Lawerenz (li.), Manuel Duhnke und Adam Jabiri (re.).
Thilo Wilke
Überraschend kamen die Schaldinger besser aus der Pause, sodass Michael Pillmeier den Kickers-Schlussmann Robert Wulnikowski prüfte. Auch zehn Minuten später gab es eine kritische Situation für die Rothosen, als Pillmeier von Christian Demirtas am Trikot gezogen wurde und im Strafraum zu Fall ging. Eine schwierige Entscheidung, bei der man sowohl auf Elfmeter, als auch auf Weiterspielen hätte entscheiden können. Schiedsrichter Christian Dietz entschied sich auf Letzteres und lag damit wahrscheinlich richtig. Übrigens jener Christian Dietz, der in der vergangenen Saison das Eröffnungsspiel zwischen dem 1.FC Schweinfurt 05 und den Würzburger Kickers leitete, als die Rothosen im Willy-Sachs-Stadion überraschend mit 1:3 unterlagen. Doch diesmal lief es anders, auch weil Trainer Bernd Hollerbach die richtigen Entscheidungen traf. Mit Manuel Duhnke und Sebastian Fries brachte er zwei neue Spieler, die sofort für neuen Schwung sorgten. Auch Adam Jabiri rechtfertigte später seine Einwechslung mit dem Tor, doch vorerst hatte sein Team weitere Chancen. Niklas Weißenberger köpfte neben das Tor und auch Clemens Schoppenhauer hatte nach einer Flanke kein Glück. So war es bezeichnend, dass der Treffer fiel, als sich die meisten Zuschauer schon auf ein torloses Unentschieden einstellten. Eine Flanke von Sebastian Fries fand in Christopher Bieber den richtigen Abnehmer, welcher wiederum Manuel Duhnke mustergültig bediente, damit dieser erfolgreich abschließen konnte. Die Erleichterung war den Spielern der Kickers anzusehen, denn gleich im ersten Heimspiel pilgerten 1610 Zuschauer in die Flyeralarm-Arena. Doch es kam sogar noch besser, als Steven Lawerenz bei einem Konter den eingewechselten Adam Jabiri bediente und dieser abgezockt vollendete. So wurde es am Ende sogar noch ein 2:0, mit dem auch Trainer Bernd Hollerbach im Nachhinein zufrieden war.
So waren es am Ende die Einwechselspieler, die dieses Spiel zu Gunsten der Würzburger Kickers entschieden. Auch Trainer Bernd Hollerbach zeigte sich daraufhin sehr zufrieden, jedoch wusste auch er um die Schwere der Aufgabe. Auch Gästetrainer Mario Tanzer lobte seine Elf, die dem haushohen Favoriten lange Zeit das Leben schwer machten.
Spielbericht eingestellt am 15.07.2014 23:26 Uhr