Von Stefan Specht
Der im Abstiegskampf so dringend benötigte Dreier war für den Fußball-Landesligisten Kickers Selb zum Greifen nahe, gegen Türkspor Nürnberg gab er jedoch einen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand und musste am Ende sogar froh sein, mit einem 2:2-Remis wenigstens noch einen Punkt mitgenommen zu haben. „Leider bringen wir uns mit zwei nachlässigen Abwehraktionen binnen zwei Minuten um den Lohn“, war der Selber Spielertrainer Martin Damrot nach dem Schlusspfiff sichtlich bedient.
Beiden Mannschaften war der Erfolgsdruck spürbar anzumerken. Auf holprigem Untergrund ging spielerisch wenig zusammen und so kam die erste Selber Möglichkeit eher durch Zufall zustande. Ertac Tonka scheiterte aus guter Position an Torhüter Liridon Hasani. Wenig später hätte sich das frühe Stören des häufig keineswegs ballsicheren Gegners fast bezahlt gemacht. Maximilian Christls Flachschuss strich knapp am Pfosten vorbei.
Die Nürnberger versuchten zwar, nach vorne zu spielen, kamen bis zur Pause aber nur zu einer aussichtsreichen Torannäherung. Das Chancenplus lag auf der Seite der Kickers, die sich in der 38. Minute auch mit dem Führungstreffer belohnten. Ein Freistoß von rechts wurde Richtung Tor verlängert, wo Tonka einen Tick schneller am Ball war als Hasani und an ihm vorbeispitzelte. Der gleiche Spieler hätte kurz darauf nachlegen können, legte sich alleine auf das Tor zulaufend den Ball aber zu weit vor.
Nach dem Seitenwechsel erwischten die Selber einen Auftakt nach Maß. Eine als Flanke gedachte Hereingabe von Tonka senkte sich ins lange Eck. Danach beschränkten sie sich allerdings darauf, ihren Vorsprung zu verwalten, und taten dies zudem oft ohne die nötige Konsequenz. Die Gäste witterten Morgenluft und rissen die Kickers mit einem Doppelschlag jäh aus ihren Siegesträumen. Erst vollendete der eingewechselte Ismail Yüce eine maßgenaue Flanke per Flugkopfball und nur etwas mehr als eine Minute später hatte Mustafa Dogmus freie Bahn und schob an Jonas Lang vorbei zum Ausgleich ein.
Die Heimelf wirkte durch diesen Rückschlag sichtlich verunsichert und hätte in der 70. Minute sogar in Rückstand geraten können. Erst in der Schlussphase, wo beide Seiten die Entscheidung suchten und sich nicht mit einem Punkt zufrieden geben wollten, besann sie sich wieder auf das Fußballspielen. Allerdings musste zunächst Alexander Seidel vor dem Tor in höchster Not retten. Fast im Gegenzug parierte Türkspor-Keeper Hasani mit den Fingerspitzen einen Schuss von Can Bafra. Kurz vor Schluss verhinderte Schiedsrichter Marius Heerwagen eine gute Selber Gelegenheit, indem er auf Freistoß entschied, anstatt Vorteil laufen zu lassen.
„Am Ende war die Enttäuschung groß“, beschrieb Kickers-Coach Damrot die Selber Gefühlslage nach 95 Minuten Abstiegskampf. Für ihn hat der eine Zähler jedoch auch etwas Positives: „Wir konnten unseren Vorsprung auf die Relegationsplätze etwas ausbauen.“ Nichts desto trotz ist am Mittwoch im Nachholspiel gegen den BSC Woffenbach ein Sieg Pflicht. „Hier müssen wir nachlegen“, bringt Damrot die Vorzeichen auf den Punkt und wünscht sich eine Verbesserung der Personalsituation. „Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Verletzungen von Fabian Bösel und Maximilian Christl nicht schwerer sind.“
Spielbericht eingestellt am 25.04.2022 09:45 Uhr