Von Stefan Specht
So groß bei den Kickers Selb die Vorfreude auf das erste Heimspiel im Thomas-Lang-Waldstadion nach fast fünf Monaten war, so groß war nach dem Schlusspfiff die Enttäuschung über die durchaus vermeidbare 0:2-Niederlage gegen den SC Großschwarzenlohe, durch die der einst komfortable Vorsprung auf die Relegationsplätze auf vier Punkte zusammengeschrumpft ist. „Es war ein fußballerisch mäßiges Spiel, bei dem der gewinnt, der das 1:0 macht, und so ist es gekommen“, ärgerte sich der Selber Teammanager Martin Damrot maßlos über verschenkte Zähler. Der entscheidende Unterschied lag in der Effektivität beim Torabschluss, wo die Kickers durch das Auslassen einiger Großchancen das Nachsehen hatten.
Zu Beginn der Partie sah es danach aus, als würden die Platzherren eine andere Körpersprache an den Tag legen als eine Woche vorher bei ihrem schwachen Auftritt in Schwaig. Torgefahr entstand dabei jedoch nur nach einer Standardsituation. Die anfängliche Aggressivität war allerdings nur von kurzer Dauer. Die Gäste hielten dagegen und übernahmen die Initiative. Bei ihrer ersten Möglichkeit hatten sie schon den Torschrei auf den Lippen, doch Sebastian Kräftner vergab aus kurzer Distanz eine Hundertprozentige mit einem Kullerball, den Alexander Seidel vor der Torlinie mühelos annehmen konnte.
Erst nach einer knappen halben Stunde befreite sich die Heimelf wieder aus ihrer Umklammerung und verschaffte sich Vorteile. Es folgen bittere zwölf Minuten für Ertac Tonka. Zunächst setzte er einen Nachschuss an das Außennetz des leeren Gästetores (28.), dann scheiterte er alleine vor dem starken SC-Keeper Nikolai Sauernheimer mit einem Heber (38.) und nur kurz darauf zielte er zu zentral auf den gegnerischen Schlussmann. „Wir hätten in der ersten Halbzeit in Führung gehen müssen“, verstand Damrot die Welt nicht mehr.
Nur wenige Sekunden waren im zweiten Durchgang gespielt, da trat der eingewechselte Maximilian Christl mit einer Einzelleistung in Aktion. Damit hatten die Kickers aber für lange Zeit ihr Pulver verschossen. Wie das Torschießen – verbunden mit dem nötigen Glück – funktioniert, zeigten die hingegen Gäste in der 61. Minute. Mit einem abgefälschten Abschluss von der Strafraumgrenze, der sich über den Selber Torwart Jonas Lang hinweg ins Netz senkte, brachte sie Tobias Grätz in Front. Eine viertel Stunde später legten die gnadenlosen SC’ler noch einen drauf. Sie profitierten von einem Ballverlust des Gegners in dessen Hälfte und Fabian Schälls Distanzkracher schlug platziert im Eck ein.
Unmittelbar nach dem darauffolgenden Anstoß hätte Fabian Bösel die Platzherren ins Spiel zurückbringen müssen, doch erneut landete ein Kickers-Nachschuss nicht im verwaisten Tor. Auf der Gegenseite hatte Grätz gleich zwei Mal die große Gelegenheit, für die Vorentscheidung zu sorgen (82./83.), vergab aber gegen Lang. Die Selber bliesen zur Schlussoffensive und Bösel hatte ein weiteres Mal den Anschlusstreffer auf dem Fuß. Alleine vor dem Tor zögerte er aber zu lange, so dass Sauernheimer diese klare Chance entschärfte. Ansonsten blieben sie jedoch immer wieder an der vielbeinigen Gästeabwehr hängen oder schlossen zu harmlos ab. Zu allem Überfluss handelte sich Eduard Root in der Nachspielzeit auch noch einen folgenschweren Platzverweis ein. Das Fazit dieser auf überschaubarem Niveau stehenden Partie ist somit ein Fall für das Phrasenschwein: Wenn du vorne nicht triffst, kannst du kein Spiel gewinnen.
Spielbericht eingestellt am 17.04.2022 18:24 Uhr