Die in der Regionalliga antretenden Gäste aus Unterfranken gingen als eindeutiger Favorit in die Partie, wenngleich sie einige Ausfälle zu beklagen hatten. Mit Lukas Billick, Luis Zwick und Malik McLemore mussten gleich drei Akteure angeschlagen passen. Zudem erhielt Routinier und Goalgetter Adam Jabiri eine Pause und Nico Rinderknecht fehlte auch verletzungsbedingt. Dafür war der Jugendspieler Robin Zeitler mit von der Partie und durfte direkt als rechter Innenverteidiger in der 3er-Kette beginnen. Schnüdel-Coach Tobias Strobl wusste um die eigenen Gesetze des Pokals: „Wir wollen so dominant und aktiv auftreten wie in der Liga und wenige Konter zulassen. Wir brauchen eine konzentrierte Leistung, sonst wird es schwer.“
Sein Kontrahent vom SV Friesen, Armin Eck, hatte weitaus größere Personalsorgen. Für ihn sei der Zeitpunkt dieses schönen Spieles ziemlich ungünstig, da viele seiner Spieler aufgrund von Urlaub, Beruf oder Verletzung nicht zur Verfügung standen. Mit Lukas Mosert und Max Schülein fielen zwei wichtige Säulen verletzungsbedingt aus. Innenverteidiger Jonathan Müller musste aufgrund einer Erkrankung pausieren, die noch nicht ganz ausgeheilt war. Nichtsdestotrotz freute er sich auf das Spiel und hatte einen klaren Auftrag an seine Mannschaft. „Meine Jungs sollen dieses Spiel gegen einen spannenden, höherklassigen Gegner einfach genießen, sich zeigen und sich messen. Es ist wichtig keine Angst zu haben und mutig aufzutreten. Wir sehen das Spiel als ordentliche Trainingseinheit mit Wettkampfcharakter und wollen dann schauen, was am Ende rauskommt“, so der Friesener Übungsleiter.
Schweinfurts Lamar Yarbrough behauptet den Ball gegen Friesens Andreas Bauer.
Lukas Köhn
Die Friesener Mannschaft um Abwehrchef Andreas Baier kam der Forderung ihres Trainers nach und agierte mutig, indem die Viererkette des 4-2-3-1-Systems sehr hoch stand. Dadurch, dass Heim-Angreifer Rico Nassel die Schweinfurter ruhig aufbauen ließ und erst kurz vor der Mittellinie die Innenverteidiger der Gäste anlief, machten die Gastgeber das Feld kompakt und hatten somit Zugriff in den Zweikämpfen. Dementsprechend war es für die favorisierten Gäste schwierig, sich zwingende Torchancen zu erarbeiten. Schweinfurt spielte in einer 3-5-2-Formation und baute folglich mit drei Innenverteidigern das Spiel auf, wobei besonders Lamar Yarbrough stets den Blick in die Tiefe hatte und versuchte seine Vorderleute mit präzisen, flachen Zuspielen in die Spitze oder auf die Außenbahnen in Szene zu setzen. In der 14. Minute konnten die 05er ihre erste dicke Torchance verbuchen, als eine Flanke von Edin Hyseni Meris Skenderovic fand. Dieser traf die Kugel jedoch nicht voll und so konnte Friesens Schlussmann Tobias Bauerschmidt seinen Schuss aus sieben Metern entschärfen. Ab der 20. Minute erhöhten die Schnüdel merklich das Tempo und auch ihr schnelles Kurzpassspiel durch das Zentrum gewann an Präzision, was dazu führte, dass sich in den folgenden Minuten mehrere Tormöglichkeiten für die Unterfranken ergaben. So scheiterten Jannik Schuster, Florian Pieper und Meris Skenderovic allesamt am glänzend aufgelegten SV-Torwart Tobias Bauerschmidt, der an diesem Tag unüberwindbar schien. Alles andere verteidigte die Friesener Mannschaft im Kollektiv mit viel Leidenschaft weg und wurde mit zunehmender Spieldauer immer mutiger, woraus beinahe die Führung resultierte. Zunächst näherte sich Lukas Pflaum mit einem Distanzschuss dem gegnerischen Gehäuse an und auch Rico Nassel konnte Schweinfurts Keeper Bennet Schmidt mit einem satten Linksschuss prüfen. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte auf einmal Friesens Rico Nassel die Riesenchance zum Führungstreffer auf dem Fuß, als der Ball im Sechzehnmeterraum bei ihm landete und er plötzlich frei vor dem Torwart stand. Seinen Schuss mit rechts konnte er jedoch nicht im Netz unterbringen und so hieß es zur Halbzeit weiterhin 0:0, was zu diesem Zeitpunkt genauso verdient wie überraschend war.
Schnüdel-Stürmer Meris Skenderovic im Eins-gegen-Eins mit Daniel Schütz von Friesen.
Lukas Köhn
Der zweite Durchgang begann ähnlich wie der erste. Schweinfurt dominierte und diktierte das Spiel, ohne dabei wirklich zwingend vor dem Tor zu werden. Eine kleine Unachtsamkeit in der Defensive konnten die Gastgeber für einen schnellen Konter nutzen, der aber nicht abgeschlossen werden konnte. Da das Ergebnis für Gäste-Coach Tobias Strobl keine Zufriedenheit darstellte, reagierte er Mitte der zweiten Hälfte mit einem Vierfachwechsel, der schließlich den Grundstein für den Auswärtserfolg bilden sollte. Mit der Einwechslung von Kristian Böhnlein, Kevin Fery und Daniel Adlung gewann die Gäste-Mannschaft an Sicherheit und Effizienz in ihren Aktionen. Die Schnüdel ließen den Ball in ihren eigenen Reihen laufen und den Frankenwäldern fehlte es an Zugriff in den Zweikämpfen, wodurch sie immer weiter Richtung eigenen 16er gedrückt wurden und Entlastungsangriffe immer seltener wurden. So kam es, wie es sich andeutete und der 1. FC Schweinfurt ging in der 77. Minute in Person von Kristian Böhnlein mit 0:1 in Führung. Eine wunderbare Halbfeldflanke nickte der 31-jährige Routinier, der sträflich freistand, aus sechs Metern unter die Latte in die Maschen. Es dauerte nicht viel länger und so machte Florian Pieper in der 78. Spielminute den Deckel drauf, als er einen von David Grözinger gefühlvoll gechippten Ball aus dem Mittelfeld gekonnt verarbeitete und den herauseilenden Tobias Bauerschmidt zum 0:2 überlupfte. In der Folge merkte man, dass der Wille der grandios kämpfenden Gastgeber gebrochen war und Schweinfurt die restlichen Minuten locker herunterspielte. Den Schlusspunkt durfte der eingewechselte Kevin Fery setzen, der den Ball überlegt einschob, nachdem sich seine Mitspieler über die linke Seite hervorragend durch kombinierten. Thomas Haas konnte sich an der Grundlinie gegen seinen Gegenspieler durchsetzen und behielt die Übersicht für seinen Kollegen.
Kevin Fery (schwarz) verfolgt Maximilian Graf (grün).
Lukas Köhn
Über weite Teile der Partie war der SV aus Friesen gut im Spiel und konnte mit den Gästen aus der Regionalliga mithalten. Gerade in der ersten Halbzeit kamen ihnen die vielen Fouls und Unterbrechungen zugute, um durchschnaufen zu können. Durch einen herausragenden Tobias Bauerschmidt wurden sie mehrmals im Spiel gehalten. Mit zunehmender Spieldauer und der Hereinnahme von Schweinfurts Stammspielern schwanden die Kräfte und die Qualität der Gäste blitzte immer mehr auf. So setzten sich die Unterfranken schlussendlich verdient durch und auch die Höhe des Sieges geht absolut in Ordnung. Für beide Teams gilt es nun, schnellstmöglich zu regenerieren und sich wieder auf den Ligaalltag zu konzentrieren, wo es für Schweinfurt zu Hause gegen Eichstätt weitergeht. Der SV Friesen empfängt daheim die Sylvia Ebersdorf im Derby und will die positive Energie diese Pokalspiels mitnehmen, sodass man am Wochenende ebenfalls mit Leidenschaft, Kampf und Laufbereitschaft überzeugen kann.
Spielbericht eingestellt am 25.08.2021 10:24 Uhr