Bei der Auslosung zur zweiten Runde im Landespokal wurden bei den Saasern alle Träume wahr, als die Münchner Löwer gezogen wurden. Wobei es ja eigentlich keine richtige Auslosung war, denn der Bezirksligist hatte die Möglichkeit, seinen Wunschgegner anzugeben. Und nachdem die Grötsch-Elf nach dem Sensationssieg gegen Aschaffenburg der einzige, verbliebene Kreispokalsieger (in Regensburg stand die Entscheidung noch aus) war, wurde der Wunsch schnell Wirklichkeit. Das öffnete dem Bezirksligisten Tore, besonders die des Hans-Walter-Wild-Stadions, in das die Bayreuther bereits gegen Aschaffenburg gerne einzogen wären. Zu diesem Zeitpunkt wurde das aber von der Kommune wegen des frisch verlegten Rasens noch nicht genehmigt, doch jetzt stand der Austragung im Sportpark nichts mehr im Wege. Das erforderte vom Verein in Coronazeiten einen organisatorischen Kraftakt, den die Lerchenbühler gerne stemmten. Rein sportlich war der „Höhepunkt der letzten 20 Jahre“ ganz schwer einzuordnen, weil niemand wusste, mit welcher Besetzung der Drittligist tatsächlich antreten würde. BSC-Trainer Adrian Grötsch versprach aber erneut einen aufopferungsvollen Auftritt im Kampf „David gegen Goliath“ und freute sich unabhängig vom möglichen Ergebnis auf das Duell.
Bodenkampf aufgenommen: Mike Hofmann (re.) lässt nicht locker.
Hans Wunder
Bereits vor dem Anpfiff war den Saasern, die bereits 2500 Karten im Vorverkauf abgesetzt hatten, die Freude anzumerken, den Traditionsverein zu empfangen. Die Löwen kamen mit einer jungen Truppe, die Elfmeterkiller Tim Tscheuschner im BSC-Tor von der ersten Minute an einheizte. Greilinger und Linsbichler, der die Latte traf, hatten die frühe Gästeführumg auf dem Fuß. Die Bayreuther gingen allerdings mit der Aschaffenburg-Taktik an die Sache heran. Hinten engagiert kämpfen und nach vorne Nadelstiche setzen, wenn möglich. Wenn die Grötsch-Elf über die Mittellinie kam, setzte unter den 2700 Besuchern ein Raunen ein - das anschwoll, wenn der Außenseiter in Strafraumnähe kam. Beim 23-Meter-Freistoß von Hannes Greef (9.) witterte das Publikum schon einen Treffer. Doch Torwart Kretschmar ging auf Nummer sicher und faustete das Leder ins Seitenaus. Allerdings hatten diese Angriffe Seltenheitswert. "Man hat natürlich gesehen, dass die Löwen auch ganz gute Jungs in der Abwehr haben", meinte BSC-Trainer Adrian Grötsch. Und deren Kollegen in der Offensive schnürten den Bezirksligisten immer mehr ein. "Die haben uns laufen lassen und irgendwann ergeben sich eben die Lücken", stöhnte Sturmroutinier Markus Walther. Allerdings ging der Gästeführung ein Ballverlust der Saaser im Mittelfeld voraus. Lorenz Köferl wurde steil geschickt und ließ Keeper Tscheuschner beim Flachschuss zum 0:1 (26.) keine Chance. Danach konnten sich die Bayreuther nicht mehr richtig befreien und so zerplatzte die Hoffnung, den knappen Rückstand in die Kabine zu nehmen. In der Phase kurz vor der Pause avancierte der groß gewachsene TSV-Stürmer Tim Linsbichler zum entscheidenden Mann. Erst köpfte er nach Linksflanke zum 2:0 (43.) ins rechte Eck und dann versenkte er die Kugel nach einem weiteren BSC-Ballverlust zum 0:3 (45.) neben den langen Pfosten.
Im Tiefflug: Mike Hofmann (li.) und Julian Bell.
Hans Wunder
Im zweiten Abschnitt war Spielern und Beobachtern klar, dass die Saaser nun ein kleines Wunder benötigen würden, um die Partie wieder spannend zu gestalten. Doch nach dem Auftritt der Altstädter gegen Bielefeld an gleicher Spielstätte, die einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt hatten, blieb zumindest etwas Resthoffnung. Freilich sah es nach einer Wende zunächst überhaupt nicht aus. Die Gäste ließen die Kugel in ihren eigenen Reihen laufen und hätten durch Deichmann (49.) und Knöferl (55.) durchaus nachlegen können. Danach gab es viel Leerlauf auf beiden Seiten, denn die Trainer nutzten die Gelegenheit, weiteren Kickern Spielpraxis zu verschaffen. Richtig aufregend wurde es erst wieder, als Gästespieler Marco Mannhardt mit der Sohle voraus in den Zweikampf ging (82.) und dafür glatt Rot sah. "Und das bei dem Spielstand", war auf der Löwen-Bank durchwegs Kopfschütteln und Unverständnis zu sehen. Mit einem Mann mehr witterten die Gastgeber nun die Chance, zumindest den Anschlusstreffer zu markieren. Beim anschließenden Freistoß, den Steven Hofmann knapp über den Balken (84.) jagte, fehlte nicht fiel. Anschließend probierte es der Saaser Mittelfeldmann mit einem weiteren Torabschluss bei jeder Menge Rückenlage - entsprechend weit rauschte die Kugel am Tor (85.) vorbei. Vielleicht hätte ein Treffer noch einmal für Aufregung im Stadion gesorgt. So aber trudelte die Partie dem Schlusspfiff entgegen - mit dem verdienten und herzlichen Beifall des Publikums wurden die BSC-Kicker trotzdem bedacht.
Hannes Greef (li.) will den Ehrentreffer.
Hans Wunder
Dass der Auftritt im Sportpark wohl ein einmaliges Erlebnis sein würde, war den Lerchenbühlern schon vorher klar. Auch wenn es mit der Überraschung oder einem spannenden Spiel nicht klappte, haben sie viel Achtung und Respekt dazugewonnen. Viel Achtung haben sich auch die Löwen, die jetzt in der nächsten Runde stehen, in den letzten Serie erworben. Freilich hatte man den Eindruck, dass das dem "Trainer des Jahres der 3. Liga" nicht gut bekommen ist.
Spielbericht eingestellt am 18.08.2021 23:30 Uhr