Nachdem sich in der 2. BFV-Hauptrunde des Toto-Pokals vor wenigen Wochen die SpVgg Selbitz und der FC Schweinfurt 05 jeweils auswärts durchsetzen konnten (Selbitz 3:1 bei Ligakonkurrenten und Schweinfurt 2:0 in Kleinrinderfeld), empfing heute der Bayernligist im Achtelfinale den favorisierten Regionalligisten aus Unterfranken. Angesichts des Tabellenstands in der Liga, kam das Pokalspiel für beide Mannschaften nicht unbedingt gelegen. Denn sowohl die Oberfranken aus Selbitz als auch die favorisierten Schweinfurter Gäste stecken wenige Spieltage vor dem Ende der Hinrunde jeweils im hinteren Tabellendrittel fest und haben vor diesem Hintergrund aktuell wohl andere Sorgen. Jedoch wollten beide Teams die Begegnung Ernst nehmen und nach jeweils sechs sieglosen Partien dazu nutzen, durch einen Erfolg im Pokal Selbstvertrauen für den Ligaalltag zu tanken. Schließlich warten bereits am kommenden Wochenende für Selbitz gegen die SpVgg Weiden und für Schweinfurt bei der Reserve des FC Augsburg schon wieder sehr schwere Aufgaben. Vor diesem Hintergrund gaben beide Trainer dem einen oder anderen Ersatzspieler eine Chance von Beginn an. Während SpVgg-Coach Sven Lauterbach auf Murat Gedik (beruflich verhindert), Christopher Kuhnlein (Achillessehnenverletzung) und kurzfristig auch noch auf Ricardo Persigehl verzichten musste, konnte sich "Schnüdel"-Trainer Gerd Klaus den Luxus leisten, unter anderem mit Peter Heyer, Daniel Mache und Max Schebak bewusst, gleich mehrere Akteure zu schonen. Für den Selbitzer Coach war dies aber noch lang kein Grund für veränderte Vorzeichen und Anlass von der defensiven Ausrichtung abzurücken: "Wir sind krasser Außenseiter im Spiel gegen einen Regionalligisten. Natürlich haben wir nichts zu verlieren und in einem Spiel kann immer viel passieren. Auch wenn es für unseren engen Kader eine zusätzliche Belastung ist, täte uns ein Sieg aber sicherlich sehr gut." Ein eher taktisch geprägtes Spiel erwartete dagegen sein Gegenüber Gerd Klaus: "Wir sind natürlich leicht favorisiert. Auch trotz einiger Wechsel sollte es aber langen. Wir werden jetzt aber nicht auf Teufel komm raus, drauf losstürmen. Ich erwarte daher eher ein von Taktik geprägtes Spiel als einen offenen Schlagabtausch. Wichtig ist und bleibt für uns aber in erster Linie die Liga!".
Kevin Winter im Duell gegen FC-Kapitän Florian Hetzel.
Nietner T.
Bereits wenige Sekunden nach dem Anstoß gab die Spielvereinigung den ersten Warnschuss auf das Schweinfurter Tor und zeigte damit, dass man sich an diesem Tag nicht kampflos ergeben würde. Doch der Regionalligist zeigte sich davon wenig beeindruckt und riss das Spielgeschehen an sich. Die Gastgeber standen wie erwartet tief und waren darauf bedacht, kompakt in der Abwehr zu stehen und lauerten auf einzelne, schnelle Kontermöglichkeiten. Beim "Schnüdel" waren vor allem der umsichtige Michael Krämer sowie Kevin Fery und Florian Gräf um einen geordneten Spielaufbau bemüht. Dem zentralen Mittelfeldspieler Kevin Fery war auch die erste gute Möglichkeit der Begegnung vorbehalten, doch sein 20-Meter-Freistoß klatsche in der zwölften Spielminute nur an den Pfosten. Der Regionalligist blieb aber weiter am Ball und ließ der Spielvereinigung nur wenige Möglichkeiten zum Durchschnaufen. Bereits früh wurden die Gastgeber gepresst und unter Druck gesetzt. Der Bayernligist kam daher kaum ins Spiel und musste auf Fehler der Schweinfurter hoffen. Ein solcher schlich sich dann auch Mitte der ersten Hälfte ein, doch SpVgg-Stürmer Markus Bächer, der einen Querpass in der FC-Abwehr ablaufen konnte, brachte das runde Leder nicht am guten FC-Schlussmann Christopher Pfeiffer vorbei. Das Glück, das dem Bayerligisten vorne im Abschluss fehlte, hatte man dagegen wenig später vor dem eigenen Tor, als bei einem Fery-Kopfball erneut der Pfosten für die Spielvereinigung rettete. Doch das Glück sollte den Gastgebern nicht ewig hold sein, zu sehr drückten die Gäste nun auf die Führung. Nachdem der Schnüdel das Tempo erhöhte und sich dadurch auch mehr Räume boten, kam die Spielvereinigung schließlich etwas ins Schwimmen. Ein Missverständnis zwischen Torwart Sascha Prell und Innenverteidiger Rico Raithel wusste FC-Stürmer Michael Kraus für seine Farben zu nutzen. Er sprintete zwischen die beiden zögernden Spieler und bediente seinen freistehenden Mannschaftskollegen Simon Häcker in der Mitte, der locker zur verdienten Führung einschob. Ein vermeidbarer Gegentreffer für die Heimelf. Doch noch wollten die Gastgeber die Partie nicht abhaken: Sebastian Hermann versuchte es kurz vor dem Seitenwechsel nochmals mit einem satten Fernschuss, den Pfeiffer aber klären konnte. Die Gäste gingen so mit einer verdienten Führung in die Halbzeitpause.
Prell hält auch den nächsten Elfmeter.
Nietner T.
Auch nach dem Seitenwechsel anfangs das gleiche Bild: der FC machte das Spiel, die Spielvereinigung stand tief in der eigenen Hälfte. Doch Chancen blieben vorerst einmal Mangelware, bis SpVgg-Stürmer Markus Bächer knapp an einer Flanke von Arancino vorbeirutschte, aber damit wenigstens ein Lebenszeichen der Selbitzer abgab. Die Schweinfurter erhöhten daraufhin wieder das Tempo und pressten die Gastgeber früh. Nur Schlussmann Sascha Prell nahmen sie noch nicht ernsthaft unter Beschuss. Mitte der zweiten Hälfte hatten vielmehr die Gastgeber die größeren Möglichkeiten auf ihrer Seite, doch erneut hatte Markus Bächer kein Fortune im Abschluss. Das Spiel gestaltete sich spätestens jetzt wieder offen. Die Spielvereinigung glaubte nun offensichtlich wieder an ihre Chance, nachdem die Gäste vor allem in der ersten Hälfte vergessen hatten, den sicher geglaubten Sieg einzutüten und auch Michael Kraus in der Schlussphase aus aussichtsreicher Position für die Gäste vergab. An Kräfteschonung war in der intensiven Partie nun nicht mehr zu denken. Selbitz drückte in den letzten Spielminuten mit allen Mitteln auf den Ausgleich. Vor allem SpVgg-Spielmacher Kevin Winter trieb seine Elf nun mit mutigen Dribblings nach vorne. Den Ausgleich besorgte allerdings wenige Minuten vor dem Abpfiff sein Teamkollege Giorgio Arancino nach einer herrlichen Flanke von Fabian Elbl per Kopf. Selbitz stand Kopf! Die Gastgeber hatten sich mit einer couragierten Leistung in der zweiten Hälfte ins Elfmeterschießen kämpfen können, nachdem auch noch Gästeakteur Simon Snaschel Sekunden vor dem Ende die letzte FC-Chance vergab. Im anschließenden Elfmeterschießen avancierte SpVgg-Keeper Sascha Prell schließlich zum Held des Tages. Gleich drei Elfmeter (Krämer, Fery und Thomann) konnte der routinierte Schlussmann der Selbitzer halten und sorgte damit für eine kleine Pokalsensation. Als der Torwart den letzten und entscheidenden Elfmeter von Martin Thomann parieren konnte, war der Jubel der Selbitzer grenzenlos. Unter einer Jubeltraube begruben die Mannschaftskollegen ihren Helden.
Dank einer couragierten Leistung in der zweiten Hälfte hatte sich die Heimelf das Elfmeterschießen redlich verdient. Die favorisierten Schweinfurter hatten es bis dahin und insbesondere in der ersten Hälfte versäumt, die Partie für sich zu entscheiden, nachdem sie die Begegnung über weite Strecken klar bestimmten. Der Einzug ins Pokalviertelfinale gibt den zuletzt glücklosen Selbitzern sicherlich das notwendige Selbstvertrauen für die schwere Aufgabe gegen die SpVgg Weiden am kommenden Sonntag. Die Gäste werden in Augsburg sicherlich wieder mit einer anderen Elf auflaufen und hoffen dort auf ein Erfolgserlebnis.
Spielbericht eingestellt am 03.10.2013 20:36 Uhr