Robert Kurz, stellvertretender Abteilungsleiter des BSC Erlangen, ließ wieder Andrea Berg über die Lautsprecher des Stadions an der Schallershofer Straße erklingen, denn "immer wenn ich Andrea Berg aufgelegt habe, hat der BSC nicht verloren", so der abergläubige Funktionär. Verlieren wollte auch Manni Dedaj nicht, der genau wie sein Pendant Harald Gerstner aus dem Vollen schöpfen konnte und seine besten elf Pferde im Stall aufbot. Durch zehn Punkte in vier Spielen hatte der BSC in den letzten vier Wochen seinen Teil dazu beigetragen, um aus der heutigen Begegnung ein Spitzenspiel zu machen. Ohne Druck, aber trotzdem heiß wollte der Tabellen-Vierte an die Sache gehen, schließlich sei in dieser Liga jeder zu schlagen, auch der Spitzenreiter aus Hersbruck. Harald Gerstner indes wäre schon mit einem Punkt zufrieden und wollte auf keinen Fall verlieren. "Es wird ein offensiv geführtes Spiel, beide Teams haben fantastische Offensiv-Reihen. Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft und denke, dass wir mit 3:1 die Oberhand
behalten werden."
Markus Theil gegen Drei. Der Hersbrucker Angreifer wurde immer wieder gedoppelt, konnte sich aber auch hier befreien.
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Fatih Aslan
Mit seiner Vermutung nach dem offensiv geführten Spiel sollte Coach
Gerstner Recht behalten, denn der BSC legte los wie die Feuerwehr und
erspielte sich durch aggressives Forechecking im Mittelfeld ein
Chancenplus, das die gefährlichen Angreifer Jakub Dydowicz, Süleyman
Yilmaz aus aussichtsreichen Positionen oder Vassilios Skordas und
Miodrag Ivkovic mit guten Schüssen aus der zweiten Reihe nicht in Tore ummünzen konnten. Häufig scheiterten sie am guten Keeper Martin Tschinkel, der seinen Platz zwischen den Pfosten von Aushilfskeeper Lehneis wieder übernommen hatte. Hätten die Büchenbacher Stürmer bei den Fernschüssen nachgesetzt, wäre es vermutlich in den ersten Minuten zur Führung der Hausherren gekommen, denn Tschinkel hatte mit den krummen Aufsetzern von Miodrag Ivkovic große Mühe und konnte meist nur nach vorne abklatschen. FC-Coach Harald Gerstner bot nicht in bewährter 4-5-1-Taktik auf, sondern stellte mit einem 4-4-2 Andre Distler an die Seite von Berkan Caglar. Der dritte Offensivmann Markus Theil kam vorwiegend über rechts und zog immer wieder nach innen. Der Tabellenführer brauchte eine Zeit, um sich an diese Umstellung zu gewöhnen, denn anfangs drückte der BSC. Manni Dedaj hatte seine Mannen gut auf das Spiel eingestellt und auch die neu formierte Viererkette mit den Innenverteidigern Gerhard Dorn und Arment Destani machte den Hersbrucker Angreifern das Leben schwer. Das 4-2-3-1 der Hausherren wurde im Zentrum von Vassilios Skordas gesteuert, der die
pfeilschnellen Außenbahnen Süleymann Yilmaz und Florian Clausnitzer in
Szene setzte. Mitten in diese Sturm- und Drangphase des BSC setzte der
Tabellenführer fast den ersten Nadelstich, doch nach traumhaftem
Anspiel von Captain Volkan Örker und der klasse Volley-Abnahme von
Yavuz Akpinar vereitelte Oldie Dietmar Hartlehnert per Glanzparade die
Führung der Gäste. Anschließend nahm wieder der BSC das Heft in die
Hand und erspielte sich weitere Großchancen, welche aber durch Süleyman
Yilmaz entweder fahrlässig (25.) oder unglücklich nach einer
missglückten Flanke (35.) nicht den Weg ins Tor fanden. Hersbruck
probierte es mit Schüssen aus der zweiten Reihe oder suchte Markus
Theil, der in der ersten Hälfte bei Bojan Zagorcic gut aufgehoben war.
In einer guten ersten Hälfte passierte nicht mehr viel und so ging es
mit einem etwas schmeichelhaften 0:0 für Hersbruck in die Halbzeitpause.
Aus dem Gewühl raus kommt der Ball zu Berkan Caglar (Nr. 10), doch der vergibt diese gute Möglichkeit kläglich!
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Fatih Aslan
Beide Übungsleiter vertrauten ihrer Anfangsformation und schickten jeweils
die gleiche Elf aufs Feld. Beide Mannschaften hatten im ersten
Durchgang eine gute Partie geboten und ein ordentliches BOL-Spiel
abgeliefert. Wäre es ein Boxkampf, so hätte man von gezielten Angriffen
aus einer guten Deckung sprechen können. Es war ein Spiel, bei dem
vermutlich das Team gewinnt, das das berühmt berüchtigte erste Tor
erzielt. Und es war der Tabellenführer! Gerade mal zehn Minuten im
zweiten Durchgang waren gespielt, als Andre Distler für den ersten
Jubel der Gäste sorgte. Voran gegangen war ein Abspielfehler im rechten
Mittelfeld, den Berkan Caglar aufnahm und Andre Distler wunderbar frei
spielte. Dieser wuchtete den Ball aus kurzer Entfernung in die Maschen
und ließ Keeper Hartlehnert keine Chance. Das Bollwerk war geknackt,
der BSC zeigte sich geschockt, denn bis dato stand die Abwehr um den
überragenden Gerhard Dorn bombenfest. Manni Dedaj hatte genug gesehen
und holte nach 58 Minuten den unauffälligen Dydowicz vom Feld und
brachte Tobias Weber in die zentrale Spitze. Das war eine Maßnahme, von
der sich der FC Hersbruck nicht beeindrucken ließ; der Tabellenführer
agierte wesentlicher cleverer als im Durchgang eins, spielte die
Souveränität einer Spitzenmannschaft aus und wartete auf Fehler der
Gastgeber. Andreas Schimpfhauser bestrafte einen solchen Fehler der
Büchenbacher Hintermannschaft, welche sich nach einem Freistoß im
Tiefschlaf befand. Ganz ruhig konnte der Stürmer den Keeper umspielen
und in der 55. Minute das zweite Tor seiner Farben erzielen. Der
Spielverlauf der ersten Hälfte war auf den Kopf gestellt und auf
einmal führte der Gast, dem die Halbzeitansage von Trainer Gerstner
wohl gut getan hat, denn die Zweikämfe wurden nun enger geführt und die
Aktionen entschlossener abgeschlossen. Büchenbach gab jedoch nicht auf
und wurde in der 62. Minute für die Mühe belohnt: Nachdem Tschinkel
einen Torschuß von Süleyman Yilmaz zur Ecke gelenkt hatte, konnte er
den anschließenden Kopfball von Spielführer Skordas nicht abwehren,
welcher über ihn hinweg im langen Eck einschlug. Der Gastgeber schöpfte
nochmal Hoffnung und Manni Dedaj, der zwischenzeitlich für Markus
Binder ins Spiel gekommen war, stellte seine Mannschaft auf 4-3-3 um.
Das ergab Freiräume für Hersbruck, welche die schnellen Angreifer
geschickt auszuspielen wussten. Markus Theil war auf der rechten Seite
durchgebrochen und konnte von Gerhard Dorn mit einem harmlosen Foul als
letzter Mann gestoppt werden: Konsequenz Rote Karte! Ab diesem Zeitraum rückte der Unparteiische aus Dinkelsbühl immer mehr ins Visier der
erzürnten Büchenbacher Fans und Funktionäre, die schon eine ganze Zeit
mit dem Referee haderten. Nach einigen gelben Karten für reklamierende
Spieler der Heimmannschaft folgte der nächste Aufreger: Markus Theil
war nach Zuspiel von Berkan Caglar durch und markierte
abseitsverdächtig den entscheidenden Treffer zum 3:1. Das Spiel wurde
hitziger, aber nicht unfair, denn es blieb fast ausschließlich beim
Verbalen, doch Grund genug für Referee Rommelsbacher, um Arment Destani mit einer weiteren roten Karte sowie Manni Dedaj und Miodrag Ivkovic mit gelb/rot vom Platz zu schicken. Eine vorherige weitere Großchance von Markus Theil, der den Ball aus sieben Metern an die Latte hämmerte, blieb dabei eine Randnotiz, denn Schiedsrichter Rommelsbacher beendete das Spiel nach 89 Minuten, da der BSC nur noch sechs Feldspieler plus Torwart auf dem Platz hatte.
Spielbericht eingestellt am 24.10.2010 11:42 Uhr