Von sva01.de
Der Run auf das Abenteuer Regionalliga ist am Untermain ungebrochen. Exakt 2.547 Zuschauer waren bei bestem Fußball-Wetter ins Stadion am Schönbusch gekommen und beehrten das Projekt Wiederaufstieg mit einer prächtigen Kulisse. Nicht mitwirken wollte allerdings Gegner SV Seligenporten. Das gerade erst unter glücklichen Umständen der Hölle des Direktabstiegs entronnene Team von Roger Prinzen spielte einfach nur unterkühlt – fast möchte man sagen: mit spartanischer Leidenschaftslosigkeit – seinen Stiefel herunter und landete mittels dieser „Tugenden“ am Ende einen verdienten 2:0-Sieg.
Dabei konnten die Weiß-Blauen die Anfangsphase für sich verbuchen und wähnten sich spätestens in der siebten Minute dem Führungstreffer nah. Bei einer Großchance der Viktoria hatte zunächst Janis Häuser den Innenpfosten anvisiert, der Nachschuss von Grünewald konnte gerade noch auf der Linie geklärt werden. Wer dies als Fanal für eine Viktoria-Offensive wertete, sollte sich aber geirrt haben, denn just ab diesem Zeitpunkt griffen die Rädchen in der Maschinerie des Gastes ineinander, der fortan, von der etwas zu sehr auf Abstand bedachten Viktoria-Defensivabteilung weitgehend unbehelligt, sein ebenso kombinationssicheres wie unaufgeregtes Spiel in die Breite aufziehen konnte. Ballsicher, selten schnell und direkt – die Klosterer lauerten geduldig auf die Lücken in der Viktoria-Defensive, die sich nun auftaten und ihnen die ersten Chancen ermöglichten. So streifte ein Schuss von Herzel in der 17. Spielminute den Außenpfosten und ein an diesem Tag sehr gut aufgelegter Peter Neuberger bewahrte wenig später mit einer Glanzparade gegen einen frei stehenden Gästespieler sein Team vor einem Rückstand. In der 25. Spielminute klingelte es dann doch im Kasten der Viktoria. Nach einem Freistoß von rechts stieg Bastian Herzner hoch und ließ das Leder über den Scheitel rutschen. Unhaltbar für Neuberger schlug es links unten ein. Der Führungstreffer war Wasser auf die Mühlen des Gastes, der nun Spielkontrolle und „Ball laufen lassen“ endgültig zum Selbstzweck erklärte. Nur einmal verloren die Rot-Weißen in der ersten Hälfte noch die Facon, als Björn Schnitzer sich über links schön durchsetzen konnte, auf Häuser ablegte, der wiederum zu Aydin weiterleitete. Dessen Abschluss wurde zur sicheren Beute von Seligenportens Keeper Bogner.
Fehlbarkeit der Klosterer beharrlich ignoriert
Jochen Seitz hatte in der Pause gewechselt und anstelle von Gökhan Aydin Roberto Desch gebracht, um die Mitte dicht zu bekommen, die er in der ersten Hälfte als Achillesferse in der Viktoria-Defensive ausgemacht hatte. Das 0:2, das schon drei Minuten nach Wiederanpfiff alle weiß-blauen Pläne konterkarierte, wurde von dieser Maßnahme allerdings nicht tangiert, fiel es doch nicht aus dem Spiel heraus, sondern erneut nach einem Standard. Eine Ecke von rechts brachte Kramer per Kopf trotz Bedrängnis „irgendwie“ über die Linie. Die Viktoria in der Folge bemüht, doch ohne nennenswerte Torchancen. Dabei ließen die Rot-Weißen durchaus jene Anfälligkeit in der Defensive erkennen, aufgrund derer man 76 Gegentreffer in der Liga hinnehmen musste. Die Viktoria war allerdings außerstande, sich dies zunutze zu machen. Andererseits: Hätten die Klosterer in der 63. Minute Killerinstinkt bewiesen, so wäre das Rückspiel am Montag fast nur noch Formsache gewesen. Der Ball führende Kapitän Simon Schmidt war nahezu als letzter Mann ausgerutscht, woraufhin Mosch mutterseelenallein auf das Tor von Neuberger zusteuerte. Dieser konnte glänzend parieren, doch wie heißt es so schön: „Den kann man auch mal machen“. Aber auch die Viktoria hatte noch die große Chance auf eine Resultatsverbesserung, als Roberto Desch in der Schlussminute mit einem Schuss am Pfosten scheiterte.
Während Coach Roger Prinzen die Entscheidung „als nach wie vor offen“ bezeichnete (großzügige Auslegung der Fakten oder Zweckpessimismus?), gab sich sein Gegenüber Jochen Seitz realistisch und gleichermaßen kämpferisch: „Die Situation ist extrem schwierig, aber aufgeben werden wir uns nicht.“ Muss die Viktoria auch nicht. Sie sind zwar extrem lässig und abgezockt, die Klosterbrüder, aber auch sie kochen nur mit Amateur-Wasser und leben aus dem eigenen Gemüsegärtchen, wie Coach Roger Prinzen abschließend so nachdrücklich wie glaubhaft versicherte…
Spielbericht eingestellt am 06.06.2017 09:57 Uhr