Aschaffenburg oder Hof? Nur eine der beiden fränkischen Traditionsmannschaften kann voraussichtlich in der kommenden Saison in der Regionalliga spielen. Den Grundstein hierfür wollten beide Teams möglichst schon im Hinspiel legen. Ein Tor gaben daher beide Trainer ihren Mannschaften als Vorgabe mit auf den Weg. Dass die Hofer durchaus schlagbar war, war Jürgen Baier noch bestens in Erinnerung. In der abgelaufenen Spielzeit konnte der damalige Trainer des Bayernligisten SV Erlenbach mit seinem Team gegen die Hofer mit 5:1 gewinnen und dem Aufstiegsaspiranten damit die höchste Saisonniederlage zufügen. Baier wusste also auf was es ankam: „Wir müssen bei Hof Kraus und Holek in den Griff bekommen. Das sind gute Jungs, aber wir haben auch etwas dagegen zu setzen.“ Die 3:5-Pleite im Saisonfinale gegen Ingolstadt 2 war dagegen schon vergessen. Wenigstens hatte der Gästecoach aus dem letzten Spiel keine personellen Verluste zu beklagen. So schenkte der Gästecoach erneut der Elf vom vergangenen Wochenende das Vertrauen. Für den angeschlagenen Stammkeeper Pavao Vugdelija stand daher wieder der zuletzt überzeugende Peter Neuberger zwischen den Pfosten. Anders die Ausgangslage bei den Gastgebern: Nachdem Florian Rupprecht erkältet passen musste, rutschte Thomas Stock in die Startelf. Miloslav Janovsky musste sein Mittelfeld umstellen: Thomas Stock begann als Angreifer, Martin Holek spielte auf der Zehn und Eduard Root dahinter auf der Sechs. Für Jürgen Baier war dennoch klar: "Jeder Gegner ist schwer und muss erst einmal bezwungen werden. Hof ist nicht umsonst so weit gekommen. Wir müssen alles geben und Hof zu Fehlern zwingen. Wir müssen möglichst ein Tor erzielen und hier den richtigen Willen zeigen."
Die Gäste um Fabian Galm (weiß) waren gegen stürmende Hofer - hier Florian Thierauf - vor allem in der ersten Hälfte gefordert.
Thomas Nietner
Den richtigen Willen zeigte aber in erster Linie von Beginn an die Heimelf, die sich nicht vor dem Regionalligisten verstecken wollten, sondern mutig vorne drauf ging. Die Umstellungen erwiesen sich bei den Gastgebern nicht als Nachteil. Im Gegenteil: Insbesondere Eduard Root interpretierte seine neue Rolle offensiv und erzeugte aus dem Mittelfeld heraus viel Druck. Maximilian Krauß, auf den die Gäste ein besonderes Auge geworfen hatten, blieb in der Anfangsphase erst einmal etwas außen vor. Viel ging daher über die rechte Seite und Florian Thierauf. Martin Holek hatte nach gut zehn Spielminuten die erste dicke Chance zur Führung. Aber aus der Nahdistanz scheiterte der Angreifer am starken Viktoria-Schlussmann Peter Neuberger. Mit dem Publikum im Rücken wurden die Hofer Bayern nun stärker, so dass sie das Spielgeschehen weitgehend in die Hälfte der Gäste verlagern konnten. Der Aschaffenburger-Plan, die Heimelf zu Fehlern zu zwingen ging nicht auf. "Wir waren nicht dynamisch genug und zu weit weg vom Gegner", haderte Gästecoach Jürgen Baier und sprach von einer "schwachen ersten Hälfte." An was es lag? "Vielleicht an der Busfahrt", flüchtete sich der ehemalige Erlenbacher in Galgenhumor. Doch seine Elf überstand die erste Hälfte trotzdem ohne Gegentor. Denn trotz der Hofer Überlegenheit wurde die Janovsky-Elf vor dem Gästetor nicht zwingend. Der letzte Pass in den Strafraum kam nicht. Was aber auch an der guten Innenverteidigung der Gäste um Kapitän Simon Schmidt lag. Gegen die groß gewachsenen Saalestädter hatten die Mainfranken Schwerstarbeit zu leisten. "Die erste Hälfte ging klar an uns", sah nicht nur Harald Fleischer aber dennoch klar im Vorteil vor der Pause. Dennoch erinnerte das torlose Remis etwas an das Großbardorf-Spiel vom Wochenende. Auch hier konnte die Janovsky-Elf kein Kapital aus der Überlegenheit schlagen. Auf der Gegenseite hätte es dagegen kurz vor dem Seitenwechsel ohne Ansatz fast geklingelt: Daniel Cheron zog einfach mal ab. Sein Schuss klatschte auf die Latte. Hof hatte Glück, dass die Gäste nicht mit einem Sonntagsschuss in Führung gingen. Doch Hof hatte die Warnung verstanden: Aschaffenburg konnte auch anders.
Zog die Aufmerksamkeit der Gästeabwehr um Simon Schmidt stets auf sich: Martin Holek.
Thomas Nietner
Das zeigten die Mainfranken nach der Halbzeitpause. Jürgen Baier hatte seine Elf in der Kabine offenbar wachgerüttelt. Und prompt hätte der Regionalligist in Führung gehen müssen. Doch der eingewechselte Ugur Albayrak brachte das Kunststück fertig, das Leder wenige Meter vor dem leeren Tor über die Latte zu schießen. Was für ein Brett! "Den muss er natürlich machen", fand Jürgen Baier klare Worte. Glück für Hof. Und weiter ging es. Aber nun war die Partie nicht nur interessanter, sondern auch ausgeglichener. Denn auch die Gäste spielten im zweiten Durchgang mit und hatten sogar die klareren Möglichkeiten. Denn den Hofer Abschlüssen fehlte bis dahin die Genauigkeit. Erst Maximilian Krauß, der im Spielverlauf seinen Gegenspielern immer häufiger entwischte, änderte dies: Nach einem mustergültigen Konter über Andreas Knoll machte der Hofer Youngster der torlosen Spiel ein Ende. Aus halblinker Position nagelte der 19-Jährige den Ball in das lange Eck. Viktoria-Schlussmann Peter Neuberger war gegen den Strahl machtlos. Jetzt schien die Heimelf auf der Siegerstraße. Zumindest fünf Spielminuten. Dann verpasste Salvatore Bari den Aufstiegsträumen der Heimelf einen Dämpfer. Denn nachdem der für den angeschlagenen Jiri Bertelmann eingewechselte Andreas Schall einen Freistoß nur nach vorne abwehren konnte, stand der Aschaffenburger goldrichtig. Eine Situation, die Miloslav Janovsky wurmte: "Da sind wir 3:1 in Überzahl und bekommen den Ball nicht weg." Was viele Hofer aber viel mehr erzürnte: Zuvor spielten die Gäste den Ball nicht ins Aus, als ein Spieler verletzt auf dem Rasen liegen blieb. Erst durch ein Foul, das letztendlich zum Ausgleich führte, wurde die Spielunterbrechung quasi erzwungen. "Wenn da wirklich ein Spieler lag, kann ich mich nur dafür entschuldigen. Da hätten wir den Ball rausspielen müssen", so Jürgen Baier nach der Partie. Zwar eine faire Entschuldigung des Gästetrainers, aber davon konnte sich Hof nichts kaufen, der Traum von der Regionalliga erhielt einen ordentlichen Dämpfer. Die Gäste kannten dagegen nach dem Ausgleich kein Halten mehr: Da war er also der ersehnte Auswärtstreffer. Acht Spielminuten vor dem Abpfiff schien alles auf ein Remis hinauszulaufen. "Das wäre ideal gewesen", wusste der Viktoria-Coach. Aber da gab es ja noch Torjäger Martin Holek. Der baumlange Angreifer hatte etwas gegen die Punkteteilung und zirkelte in der letzten Spielminute einen Freistoß über die Mauer ins Gästetor. Die Au stand Kopf! "Das späte Gegentor war natürlich bitter. Vor allem nach dem Spielverlauf. Bis dahin war es ein offenes Spiel", haderte Gästespieler Daniel Cheron. Während Miloslav Janovsky feststellte: "Wir waren am Ende etwas glücklicher, aber wir haben auch viel investiert."
Ackerte vorbildlich: Thomas Stock.
Thomas Nietner
Mit einem knappen Vorsprung gehen die Hochfranken nun in das Rückspiel am kommenden Freitag. Der späte Holek-Treffer versetzt die Janovsky-Elf in die glückliche Lage, dass den Gelb-Schwarzen sogar schon ein Unentschieden zum Aufstieg reicht. Für schwache Nerven war die Partie aber dennoch nichts. "Es war ein typisches Playoff-Spiel mit Emotionen, Pech und Glück. Da war alles dabei. Auch leider viele Fouls und Ballverluste", zeigte sich der Hofer Coach sichtlich bewegt nach der Partie. Doch der 41-Jährige wollte die Bälle vor dem Endspiel bewußt flach halten. Der Druck liege nun vielmehr bei Aschaffenburg. Für seine Elf gibt es jetzt nur zwei Sachen: "Schlafen und essen." Denn die beiden jüngsten Spiele haben viel Kraft gekostet. Dazu ist der Einsatz von Jiri Bertelmann am Freitag fraglich. Ob Florian Rupprecht binnen drei Tagen wieder bei Kräften ist zudem auch. Miloslav Janovsky hat daher schon so eine Vorahnung: "Am Samstag habe ich geschwitzt und am Freitag werden wir wieder schwitzen. Aschaffenburg kann gut kicken, das wird bis zur letzten Minute spannend."
Spielbericht eingestellt am 24.05.2016 23:42 Uhr