Vom Tabellenbild her war es ein ungleiches Duell, das am Freitagabend bei Flutlicht auf der Jakobshöhe angepfiffen wurde. Auf der einen Seite der FC Eintracht Münchberg, der eine kleine Siegesserie starten konnte und derzeit im Topform ist, wie Trainer Markus Bächer bestätigte: Zurzeit läuft einfach alles perfekt. Die Mannschaft ist nicht nur kämpferisch top, vor allem hat sie sich auch im spielerischen Bereich weiterentwickelt.“ Trotzdem rückte er den Klassenerhalt in den Vordergrund, was in Anbetracht der Tabellenführung und der guten Rolle, die seine Mannschaft in der vergangenen Rolle gespielt hat, reichlich nach Understatement klingt. Dieses Ziel dürfte eher zu dem Aufsteiger aus der Wagnerstadt passen. Die Lattermann-elf konnten die lange Durststrecke mit dem 2:1-Senastionssieg in Stadeln zwar beenden, müssen sich aber weiter nach der Decke strecken. Zumal zahlreiche Ausfälle große Löcher in den Kader gerissen haben und kaum Verstärkungen von oben zu erwarten sind, nachdem das Regionalligateam morgen zum Oberfrankenderby in Bamberg antritt. Allerdings konnte Stürmer Felix Landgraf bei Bayreuth wieder mitwirken.
Völlig unbedrängt: Felix Landgraf besorgt die SpVgg-Führung.
Hans-Jürgen Wunder
Dass die Altstädter keine Geschenke verteilen, machte Moritz Taglieber nach einer Minute deutlich, als er Jonas Köhler im Mittelfeld rustikal abräumte. Allerdings fiel die Spvgg-Führung wenig später aus heiterem Himmel. Der Pass auf Felix Landgraf war zwar nicht schlecht, aber Torwart Jonas lang hatte aufgepasst und den kürzeren Weg zum Ball - und schlug 30 Meter vor seinem Kasten ein Luftloch, so dass der Bayreuther in seinem Rücken völlig unbedrängt zum 1:0 (15.) einschieben konnte. Die Gastgeber machten danach zwar nichts mehr nach vorne, standen aber defensiv zunächst gut und liessen nur der Lang-Freistoss zu, der deutlich über den Kasten segelte. Allerdings folgte die ominöse, schwache Viertelstunde, die Trainer Sebastian Lattermann schon öfters bei seinen Schützlingen bemängelt hatte. Felix Back leistete sich einen Fehlpass auf der linken Seite und dann zeigte Münchberg, warum sie vorne stehen. Denn gegen die luftige Altstädter Abwehr hatten Thorsten Lang am Strafraum zu viel Platz und zirkelte das Leder zum 1:1 (29.) ins Netz. "Trotzdem standen noch neun Mann hinter dem Ball", ärgerte sich Lattermann, und hatte wenig später noch mehr Grund dazu. Denn nun wankte Bayreuth wie ein Boxer nach einem Wirkungstreffer und als Lucas Köhler 20 Meter vor dem Kasten ins Dribbling kam, narrte er gleich mehrere Gegenspieler einschließlich Torwart und schob zum 1:2 (31.) ein. Doch damit nicht genug. Der Torhunger der Gäste war jetzt geweckt und die Brüder Köhler hätten schnell nachlegen können. Jonas scheiterte aus fünf Metern und Lucas köpfte knapp vorbei. Aber es gab ja noch "Toto" Lang, der einen Pass, der eigentlich für den Kollege gedacht war, kaltblütig zum 1:3 (45.) aus 13 Metern verwertete. "Eigentlich hatten wir unter der Woche besprochen, dass wir in einer Schwächephase die Schotten dicht machen", haderte der SpVgg-Coach.
Wenn Lucas Köhler (re.) antreten konnte, bekam die Heimelf Probleme.
Hans-Jürgen Wunder
Die Altstädter hätten wohl selbst nicht gedacht, wie schnell sie die Möglichkeit zum Anschlusstreffer erhalten. Es war nicht einmal eine Minute nach Wiederanpfiff gespielt, da stand Luis Grasser alleine vor dem Eintracht-Torwart, zögerte aber zu lange und verlor die Kugel. Und wenig später schlich sich Felix Landgraf in den Rücken der Abwehr, war aus acht Metern ebenfalls zu unentschlossen und wurde geblockt. Auf der anderen Seite versäumte es die Bächer-Elf allerdings, den Deckel drauf zu machen - als etwa Lucas Köhler alleine vor dem Torwart stand und der Ball von der Linie gekratzt wurde. "Es war die Phase, da hätte es 2:3, aber auch 1:4 stehen können", pflichtete Gästecoach Markus Bächer bei. Dass seine Mannschaft den Sack nicht zumachte, hätte sich fast gerächt. Denn als Verteidiger Moritz Richter den Ball schon im Seitenaus wähnte, das entsprechende Signal aber nicht kam, marschierte Theo Prendke alleine auf den Münchberger Kasten und hatte mit Landgraf im Zentrum sogar noch einen möglichen Verwerter. Aber die Kugel kam zu ungenau und das Schicksal nahm für Bayreuth seinen Lauf. Torwart Sebastian Alt kam gegen David Wich zu spät und senste ihn außerhalb des Strafraum um. Damit hatte der Referee keine Wahl und zeigte den roten Karton. Die Gastgeber spielten zwar weiter munter nach vorne, waren hinten in Unterzahl aber völlig offen und beim 1:4 (79.) hätten sowohl Vorbereiter Thorsten Lang als auch Schütze Lucas Köhler, der letztlich nur einschieben musste, vollstrecken können. Damit war die Luft raus - zumindest bei der Frage, wer den Platz als Sieger verlassen würde.
Am Ende konnte Theo Prendtke (vorne) nichts mehr ausrichten.
Hans-Jürgen Wunder
Das Ergebnis täuscht etwas darüber hinweg, dass die Altstädter lange auf Augenhöhe waren. Allerdings fehlt dem Aufsteiger in kritischen Phasen etwas die Cleverness - sowohl vorne wie hinten. Deutlich weiter ist da die Eintracht, die sich auch von einem Rückstand nicht beeindrucken lässt. "Aber nach der Pause sind wir meist zunächst nicht auf dem Platz", fand Markus Bächer dann doch noch das Haar in der Suppe.
Spielbericht eingestellt am 30.09.2023 00:37 Uhr