"Die Mannschaft arbeitet sich gerade aus dem kleinen Tal heraus. Wir dürfen aber nun nicht wieder den Fehler machen und meinen, es geht alles von alleine", warnte Thorsten Schirmer vor dem Spiel gegen Kickers Selb. Gegen die Porzellanstädter waren erneut die Grundtugenden des Fußballs gefragt. "Da kommt kein typischer Aufsteiger", wusste Thorsten Schirmer schließlich um die namhaften Kicker in den Reihen des Liganeulings, auch wenn der Liganeuling durch den Ausfall von Vaclav Heger und Petr Rehak vor allem in der Defensive geschwächt war und zudem auf Spielmacher Kevin Winter verzichten musste. Spielertrainer Martin Damrot musste daher zwangsläufig rotieren und der angeschlagene Fernando Redondo dafür auf die Zähne beißen. Die Favoritenrolle wiesen die Neudrossenfelder aber dennoch von sich, auch wenn sich die Personalsituation bei den Hausherren zumindest etwas entspannte. Levin Pauli und Jahn Löhrlein standen wenigstens wieder zur Verfügung, nachdem Lukas Schelenz und Bas Peeters passen mussten. Aufgrund der Personalsituation wären die Gäste aber bereits mit einem Unentschieden zufrieden. Gästetrainer Martin Damrot warnte seine Elf jedenfalls davor, den Gegner alleine nach dem Tabellenstand einzuordnen: "Wir müssen defenisv diszipliniert auftreten. Wer sich vom Tabellenplatz täuschen lässt, der ist auf dem Holzweg. Wenn wir so spielen wie gegen Feuchtwangen, dann wird es ein Debakel für uns geben." Vergangene Woche ließen sich die Porzellanstädter noch eine 2:0-Führung nehmen und musste sich mit einem Punkt begnügen. Das hatte mehrere Einzelgespräche unter der Woche zur Folge gehabt.
Waldemar Schneider leitet in der Anfangsphase den nächsten Angriff ein.
Thomas Nietner
Das zeigte Wirkung - und was für eine. Auch wenn Neudrossenfeld gleich die erste Möglichkeit verzeichnete, überrannten die Gäste die Grün-Weißen in den ersten fünf Spielminuten förmlich. Die Porzellanstädter störten früh und pressten hoch. Vor allem Daniel Sedlacek, Danny Wild und Marco Siniawa erreichten sofort Betriebstemperatur, so dass gleich die ersten beiden Angriffe saßen. Neudrossenfeld wurde eiskalt geduscht. Zwei Mal steckten die Gäste den Ball durch, zwei Mal waren Danny Wild und Marco Siniawa frei vor der Kiste. "Wir haben vor dem Spiel eigentlich noch einmal alles angesprochen und auf die individuelle Klasse der Selber hingewiesen. In den ersten fünf Spielminuten wurden wir dennoch förmlich überrannt", sorgte sich Markus Taschner zu jenem Zeitpunkt an der Seitenlinie, nachdem ein regelrechter Taifun über den Weinberg hinweggezogen war. Nach dem furiosen Start der Gäste musste man sich ernsthaft um die Grün-Weißen sorgen, aber Jahn Löhrlein hatte im Gegenzug die richtige Antwort parat und brachte die Hausherren per Dropkick wieder zurück in die Partie. In der Folge konnten die Gastgeber das Geschehen beruhigen und die Partie weitgehend ausgeglichen gestalten. "Wir konnten uns zum Glück wieder freischwimmen", atmete Markus Taschner auf. Die besseren Torchancen hatten aber bis dato weiter die Gäste. Allen voran Danny Wild und Daniel Sedlacek stellten die TSV-Abwehr immer wieder vor viel Arbeit. Pech hatte der Ex-Hofer, als er nach gut einer halben Stunde nur die Querlatte traf. In jener Phase waren die Porzellanstädter dem dritten Treffer näher als der Vorjahresdritte dem Ausgleich - auch weil die Gästeabwehr kaum etwas anbrennen ließ. Zumindest bis zur 45. Spielminute. Als die Gäste gedanklich schon beim Pausentee waren, legte Jahn Löhrlein seinen zweiten Treffer nach und brachte die Heimelf endgültig wieder zurück in die Partie. Wer hätte das nach fünf Spielminuten gedacht? "Da sind wir unkonzentriert und leisten uns noch einen individuellen Fehler", ärgerte sich derweil Martin Damrot über den Ausgleich.
Zweite Chance, zweite Tor: Marco Siniawa erzielt das zwischenzeitliche 2:0 für die Gäste.
Thomas Nietner
Nach dem Halbzeitpfiff startete die Partie damit wieder von Null. Anders als im ersten Abschnitt waren die Grün-Weißen dieses Mal aber von Beginn an da. Die Taschner-Elf übernahm im zweiten Durchgang die Spielkontrolle und bestimmte weitgehend das Spielgeschehen. Die Neudrossenfelder waren dabei dem dritten Treffer näher als die Gäste, die nicht mehr ganz so druckvoll agierten wie vor dem Seitenwechsel. Wenn es aber schnell nach vorne ging, mussten TSV-Kapitän Steffen Taubenreuther und Co. stets auf die Selber Offensivkräfte aufpassen. Auf der anderen Seite fehlte den Grün-Weißen vor dem Tor der Gäste das notwendige Glück und mitunter eine Fußspitze - so wie Jahn Löhrlein. Der TSV-Angreifer hatte nach einer Stunde den dritten Treffer auf dem Fuß. Aber die Grün-Weißen ließen in der Folge nicht locker und stellten die Gästeabwehr weiter auf dem Prüfstand. "Beide Seiten sind ein hohes Tempo gegangen und haben mit offenen Visier gespielt. Die Partie kann daher auch 5:4 ausgehen", fieberte Markus Taschner an der Seitenlinie mit. Das Spiel stand stets auf Messers Schneide. Während Levin Pauli in der Schlussviertelstunde noch an Gästekeeper Armin Maisel scheiterte, traf Fernando Redondo mit einem Hammer aus der zweiten Reihe nur das Neudrossenfelder Torgehäuse. Mit einem Unentschieden wollte sich die Heimelf aber nicht begnügen und suchte bis zum Schluss den Weg nach vorne. Das zahlte sich aus. Der eingewechselte Stefan Kolb leitete mit dem letzten Angriff in der Schlussminute den Siegtreffer ein. Den Schuss des Ex-Altstädters wehrte der Gästetorwart noch ab, ehe Joker Tjark Gerull im zweiten Versuch tatsächlich den Ball noch über die Torlinie bugsierte. "Ein Slapsticktor", ärgerte sich Martin Damrot über den Lucky Punch der Hausherren. In letzter Minute hatten sich die Porzellanstädter die Butter noch vom Brot nehmen lassen.
Spielkontrolle: Mikel Seiter (grün) bleibt gegen Marco Siniawa am Ball.
Thomas Nietner
"Letztendlich war Selb sicherlich individuell besser, während wir uns mehr als Team ausgezeichnet haben", sah Markus Taschner am Ende den größeren Willen bei seiner Mannschaft. Das wurde letztendlich in der Schlussminute noch belohnt. Neudrossenfeld setzt seinen Aufwärtstrend weiter fort. Im dritten Spiel hintereinander treffen und punkten die Grün-Weißen dreifach. Dieses Mal musste sich die Taschner-Elf aber gegen den Aufsteiger gewaltig strecken. Denn nach dem furiosen Start sprach zwischenzeitlich nicht viel für einen Heimsieg. Der schnelle Anschlusstreffer erwies sich letztendlich als Rettungsanker für die Grün-Weißen. Nach einer starken ersten Hälfte waren auch die Gäste dem Sieg am Ende nicht fern.
Spielbericht eingestellt am 20.09.2019 23:20 Uhr