Die Situation vor dem Spiel: Die Gäste um Trainer Shqipran Skeraj stehen derzeit mit der besten Offensive und stabilsten Defensive souverän an der Tabellenspitze, hatten allerdings bis dato fast ausnahmslos Gegner aus der unteren Tabellenhälfte. Eine Tabellenregion, zu der auch der Baiersdorfer SV zählt. Knapp über dem Strich zum direkten Abstieg liegt das Team von Thomas Luckner auf dem Relegationsplatz. Immer wieder holten die Hausherren ein paar Zähler, doch speziell die 3:4-Niederlage vor einer Woche beim nun Vorletzten, VfL Frohnlach, dürfte noch schwer im Magen liegen. Gelingt die Trotzreaktion ausgerechnet im heutigen Derby?
Beim frühen Freistoß des Baiersdorfer SV von der Strafraumgrenze hatte ATSV-Torwart Michael Kraut seinen Mitspieler Ferdinand List (Nr. 19) kurzerhand auf die Torlinie beordert - beide mussten nicht eingreifen.
Benjamin Hofmann
Obwohl die Favoritenrolle dermaßen klar verteilt war, suchte der Baiersdorfer SV eine komplett andere Strategie, als sich rein auf die Defensive zu beschränken und tatsächlich schienen die Gäste davon etwas überrascht. Die Hausherren warteten auf die Ansage und dann begann das Pressing – teils tief in der Spielfeldhälfte des Favoriten. Eines machte dieser jedoch neben ansehnlichem, schnellem Kombinationsfußball besser: Während Nico Geier kurz nach Spielbeginn einen Freistoß aus gut 18 Metern zentraler Position noch vollkommen harmlos über das Gehäuse der Gäste setzte, zirkelte Sebastian Glasner das Leder rund zehn Minuten später aus ähnlicher Position an der Mauer vorbei in den Winkel. Der Bann schien gebrochen und direkt im nächsten Angriff erhöhte Sebastian Marx am zweiten Pfosten mit „Köpfchen“, als ein Freistoß von Kevin Guerra durchgerutscht war. Tatsächlich hatte der Favorit nun blutgeleckt und spielte sich förmlich in einen Rausch. Über die Flügel oder zentral war das Team von Shqipran Skeraj überlegen und hätte bereits Mitte der ersten Halbzeit deutlich höher führen können. Die Hausherren gaben sich zwar nicht auf, sie bemühten sich teilweise ansehnlich, aber ihre Angriffe verpufften – und das meist ohne Abschluss. Entweder pflückte Torwart Michael Kraut die ungenauen Flanken herunter oder Innenverteidiger Michael Kammermeyer war zur Stelle. Dass der 31-Jährige an diesem Tag nicht nur für die unliebsame Arbeit zu gebrauchen war, stellte er mit einem langen Ball aus der eigenen Hälfte unter Beweis. Dieser fand genau in den Laufweg von Tim Ruhrseitz, der die Kugel anschließend in vollem Lauf gekonnt mitnahm und zum 0:3 in die Maschen jagte.
Thomas Luckner (weißes Shirt), Trainer des Baiersdorfer SV, hatte heute Einiges zu notieren.
Benjamin Hofmann
Genau wie zu Spielbeginn gehörten die ersten Minuten dem Baiersdorfer SV und dieser hatte gar den ersten Abschluss zu verzeichnen. Nach Flanke zog Christian Kraus vor dem Strafraum volley ab, doch der war alles andere als einfach zu nehmen. Erneut brauchten die Gäste eine Viertelstunde, um in die Partie zu finden. Zwar konnte der Baiersdorfer SV kaum einmal in den Strafraum der Gäste eindringen, doch offensiv bekam man von den Gästen ebenfalls nur wenig zu sehen, bis: Ein schneller Konter und Hakim Graine tauchte plötzlich mit dem Ball am Fuß im Strafraum aufgetaucht, blickte noch kurz zu seinem Mitspieler, um dann doch trocken ins kurze Eck abzuschließen. Das war zugleich der Startschuss für einige Wechsel auf beiden Seiten, aber am Spielverlauf änderte sich kaum etwas – die Gäste wollten immer weiter nachlegen. Doch eine defensive Nachlässigkeit wusste der Baiersdorfer SV dann doch zu nutzen, als sich Maximilian Kundt zentral durchgemogelt hatte und auch im direkten Duell erfolgreich blieb. Ein richtiger Weckruf war das, allerdings nur für den ATSV Erlangen, der nun sehr eindrucksvoll nochmal um jeden Ball kämpfte und per Doppelpack innerhalb von zehn Minuten nach dem Gegentreffer Wiedergutmachung betreiben konnte: Abermals rutschte ein Freistoß von Kevin Guerra durch, sodass wieder Sebastian Marx am zweiten Pfosten leichtes Spiel hatte – die exakte Kopie des 0:2. Nur wenige Sekunden später hebelte Hakim Graine mit einem gekonnten Heber aus dem Fußgelenk die Abwehrkette des SV aus und Labeat Ferizi markierte den Endstand von 1:6.
An der Außenbahn versucht sich Kevin Guerra (re.) im Duell gegen Max Schmitt, doch Letzterer klärt zum Einwurf.
Benjamin Hofmann
Ein in dieser Höhe verdienter Sieg für den ATSV Erlangen, dessen Schonzeit nun endgültig vorbei ist. Mit dem 1. SC Feucht gastiert am nächsten Samstag der erste Verfolger beim Team von Shqipran Skeraj. Für den Baiersdorfer SV folgen nun weitere Begegnungen, bei denen die Favoritenrolle dem Gegner zuzuschieben ist: Doch vielleicht gelingt eine Überraschung gegen die Teams aus dem ersten Tabellendrittel wie FC Lichtenfels, TSV Neudrossenfeld oder SG Quelle Fürth?
Spielbericht eingestellt am 26.08.2017 00:29 Uhr