Mit unterschiedlichen Gemütslagen gingen die Kontrahenten ins direkte Duell: Neudrossenfeld nach der deutlichen Niederlage zwar etwas verunsichert, aber mit dem festen Vorsatz, Wiedergutmachung zu betreiben. Bamberg wollte die positive Energie des späten Siegtreffers und das Selbstbewusstsein des Erfolges in Fürth mit in die Partie nehmen. Ersetzen mussten die Gastgeber ihren Toptorschützen Maximilian Großmann krankheitsbedingt sowie Maximilian Vetter, dafür war Felix Popp wieder mit dabei, der seine Rot-Sperre abgesessen hatte. Bei Neudrossenfeld hat Sebastian Lattermann noch kein Spielrecht, Hannemann, Engelhardt, Mehlhorn und Ruß sind verletzt.
Direkt vor den Augen von Bambergs Trainer Michael Hutzler führen Tobias Linz (re.) und Hannes Greef ihren Zweikampf.
Markus Schütz
Nach nur kurzem Abtasten nahm die Partie sofort Fahrt und Tempo auf. Die erste dicke Chance der Partie hatten die Bamberger nach fünf Minuten, als Lukas Schmittschmitt stark mit der Hacke auf den eingelaufenen Marc Reischmann durchsteckte und der plötzlich aus kurzer Distanz freie Schussbahn hatte. Allerdings konnte ein Gäste-Abwehrspieler noch so entscheidend stören, dass Reischmann den Ball knapp neben das Gehäuse setzte. Neudrossenfeld legte sichtbar Wert darauf, kompakt aufzutreten und spätestens ab der Mittellinie in die Zweikämpfe zu kommen. Für Gefahr vor dem Bamberger Tor sorgte Daniel Gareis, der sich sieben Meter vor dem Gehäuse in einen Eckball warf, den Ball aber knapp am langen Pfosten vorbeiköpfte. Keine zehn Minuten gespielt und weiter ging es mit Strafraumszenen: Von Tobias Linz eingesetzt zog Tobias Ulbricht zentral in Richtung Gästetor und zog aus 16 Metern ab, aber Torhüter Tobias Grüner entschärfte den Abschluss mit einer starken Parade. Es sollte nicht seine letzte gewesen sein. Insgesamt hatten die Bamberger bis dahin mehr Ballbesitz und immer wieder den Vorwärtsgang eingelegt. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde holten sich die Gäste mehr Anteile und zeigten zudem, dass sie in der Lage sind, nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Dann folgten die entscheidenden Minuten der Partie: Zunächst ließ Tobias Ulbricht per Kopf aus kurzer Distanz die dicke Möglichkeit zur Führung liegen. Nach Görtler-Flanke scheiterte er am prächtig reagierenden Tobias Grüner. Beinahe im Gegenzug fehlte nach einem Bamberger Ballverlust im Spielaufbau die Absicherung, nach einem weiten Ball lief Stefan Kolb alleine aufs Tor zu. Nachdem er Torhüter Dellermann ausgespielt hatte, sah es so aus, als würde er noch von einem Verteidiger abgelaufen werden - kam aber dennoch irgendwie aus etwa zehn Metern zum Abschluss. Kurz vor der Linie ging der Ball an die Hand bzw. den angelegten Arm von Robin Renner. Schiedsrichter Steigerwald zögerte nicht und zeigte auf den Elferpunkt - und schickte den Bamberger Sechser mit Rot vom Feld. Die Szene wurde im Folgenen heiß diskutiert - wie so viele Situationen rund um die Handspiel-Regelung in der Vergangenheit. Stefan Kolb trat jedenfalls an und verwandelte mit etwas Glück zum 0:1, denn Fabian Dellermann war mit den Fingerspitzen noch am Ball. Bamberg schüttelte sich kurz - zeigte sich dann aber wenig beeindruckt und ging mit der veränderten Situation prima um. Patrick Görtler versuchte es aus 20 Metern, scheiterte hier aber ebenso an Grüner wie zwei Minuten später, als er von halblinks abzog, aber auch diesen wuchtigen Abschluss lenkte der Neudrossenfelder Keeper stark über die Latte. Das Leder hätte ansonsten im Dreieck eingeschlagen. Eine tolle erste Halbzeit fand ihren Abschluss mit einem Konter der Gäste, aber auch Fabian Dellermann stellte seinen Können unter Beweis, als er einen Abschluss von Yannick Podgur entschärfte.
Vor Simon Kollmer (re.) kann der Schütze des Goldenen Tores für Neudrossenfeld, Stefan Kolb, den Ball per Kopf verlängern.
Markus Schütz
In der Anfangsphase des zweiten Durchganges gab es zwar kaum Torraumszenen, aber ein klares Bild: Bamberg hatte auch in Unterzahl viel Ballbesitz, die Neudrossenfelder standen tief und gingen mit der Führung im Rücken nach vorne wenig Risiko. Tobias Linz' Linksschuss parierte Grüner und auf der Gegenseite hätte Hannes Greef für das beruhigende 0:2 sorgen können, wenn nicht müssen. Ein Zuspiel an den Fünfer setzte er im Fall allerdings über das Gehäuse. So ging die Partie in die letzten 20 Minuten. Zum Auftakt der Schlussphase schepperte das Neudrossenfelder Aluminium: Der fast perfekt getretene 22-Meter-Freistoß von Lukas Schmittschmitt krachte ans Lattenkreuz, da fehlten nur Zentimeter und diesmal wäre auch der starke Tobias Grüner chancenlos gewesen. Den zurückprallenden Ball fasste Patrick Görtler ab, aber er wurde geblockt. Der FC Eintracht Bamberg machte weiterhin Druck und versuchte es variabel: Oft über die Außen, aber immer mal wieder auch mit langen Bällen auf den Wandspieler Tobias Ulbricht. Neudrossenfeld klärte meist konsequent und wurde von Minute zu Minute kompromissloser, konnte sich aber kaum befreien. Denn dafür verloren sie gewonnene Bälle immer wieder zu schnell. Gerade in dieser Phase merkte man in den Hinterköpfen dann wohl doch die Verunsicherung nach dem 0:4 von letzter Woche. Eigentlich hätte sich der Gast gerade in dieser Phase Ballbesitz herholen müssen, den dann breit und sicher ausspielen oder in die gegnerische Hälfte verlagern müssen, damit die Bamberger mit einem Mann weniger einiges an Kraft für die Balleroberung oder eben die Rückwärtsbewegung hätten lassen müssen. Gab es bei eigenem Ballbesitz dann Räume, um in Überzahl umzuschalten, so wurden diese Situationen nicht konsequent genutzt. Das war die eine Seite der Medaille, die andere war allerdings, dass der FC Eintracht Bamberg eine geschlossen starke Leistung und angesichts des nicht einfach zu bespielenden Untergrunds eine gute Ballsicherheit zeigte und so die Unterzahlsituation kaum spürbar werden ließ. Also konzentrierte sich der Gast in erster Linie auf die Verteidigung, um den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. Dies gelang dann auch. Weil nämlich zum einen Tobias Grüner eine weitere Parade auspackte und den schönen Schlenzer von Marco Schmitt gerade noch um den Pfosten kratzte. Und weil der Abschluss von Patrick Görtler, der sich zuvor wuchtig durchtankte, aus spitzem Winkel drüber ging.
Bambergs Stoßstürmer Tobias Ulbricht (weiß) hält sich vor der Ballannahme Gegenspieler Levin Pauli vom Leib.
Markus Schütz
Zunächst einmal war es ein spannendes und kurzweiliges Spiel mit Emotionen und vielen Torraumszenen und Zweikämpfen. Der Sieg der Neudrossenfelder war dabei in der Entstehung freilich glücklich: Bamberg hatte mehr Spielanteile und ein Chancenplus. Aber den Gästen war vor allem wichtig, geschlossen aufzutreten, dagegenzuhalten und kämpferisch zu überzeugen. Effektivität und Kompaktheit vor Schönheit. Und sie haben ihr Ziel erreicht. "Wie, ist heute egal!", so Trainer Werner Thomas nach der Partie. Herausragender Gästeakteur war Hüter Tobias Grüner, der einiges entschärfte. Die Bamberger zeigten eine spielerisch, läuferisch und kämpferisch sehr starke Leistung und hätten definitiv etwas Zählbares verdient gehabt. Zumal sie über eine Stunde in Unterzahl spielen mussten und mit großem Aufwand dafür sorgten, dass dieser numerische Nachteil nicht offenbar wurde. Im Gegenteil. Ein kleiner Trost dürfte für den Gastgeber die Tatsache sein, dass er den direkten Vergleich für sich entschieden hat (Hinspiel 2:0 gewonnen), der auf Landesebene bei Punktgleichheit zweier Mannschaften zum Tragen kommt.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2019 20:33 Uhr