Zum Auftakt in die neue Saison fanden sich Vertreter fast aller Vereine der Landesliga Nordost in der Memmelsdorfer Schmittenau ein, denn mit dem Nachbarschaftsduell zwischen dem heimischen SVM und dem Bezirksliga-Meister FC Eintracht Bamberg startete an diesem Donnerstag die neue Saison. Ein mit Spannung erwartetes Duell zweier Teams, denen in diesem Spieljahr durchaus einiges zuzutrauen ist. Die Hausherren bewiesen bereits in den vergangenen Spielzeiten, dass eine Platzierung im oberen Tabellendrittel drin ist, einige Zu- und Abgänge veränderten den Kader allerdings und so sollte das Derby gewissermaßen auch als Standortbestimmung herhalten. Da passte es gut, dass die Violetten aus der Domstadt keineswegs der typische Aufsteiger sind, nach einer bärenstarken Saison kehrte der FCE sofort in die Landesliga zurück, vergrößerte den Kader vor allem in der Breite und setzt auch im neuen Jahr auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Doch für Michael Hutzler und den Großteil seines Kaders stellt die Landesliga Nordost Neuland dar und so durfte man gespannt sein, welche Mannschaft bei angenehmen Temperaturen und einem bestens präparierten Rasenplatz ihrem Leistungsoptimum am nächsten kommen würde.
Clever schiebt Patrick Görtler (re.) seinen Körper zwischen Ball und Gegner, Dominik Römer (li.) scheint vorbei zu fliegen.
Hendrik Kowalsky
Vor rund 800 Zuschauer tasteten sich beide Teams zunächst ab, die Hausherren im 3-4-3-System besetzten vor allem das Zentrum mit ihren zweikampfstarken Leistungsträgern wie Markus Saal oder Kapitän Michael Wernsdorfer, dahinter sorgte der aus Sand hinzugestoßene Daniel Krüger auf ungewohnter Position im Abwehrzentrum für Ordnung. Vorne lauerte wie gewöhnlich Dominik Sperlein (Schütz) auf Anspiele in die Tiefe, die erste Torchance hatte nach vier Minuten aber Dominik Römer. Denn nach einer nur unzureichend geklärten Freistoßflanke fiel das Leder dem Außenstürmer vor die Füße, aus acht Metern Torentfernung brachte Römer den Ball aber nur unplatziert und schwach auf das Gehäuse des FCE. Der Aufsteiger probierte es angesichts einiger Ausfälle in einem sehr offensiven 3-5-2-System, vor allem die Außenbahnen pressten schon frühzeitig, Lukas Schmittschmitt fungierte hinter der Doppelspitze um Kapitän Maximilian Großmann als Ballverteiler. Zum Erfolg führte diese Herangehensweise in der Anfangsviertelstunde derweil nicht, die Memmelsdorfer standen ebenso kompakt wie gefestigt und ließen in der eigenen Gefahrenzone nichts anbrennen. Auf der Gegenseite ging es vor allem nach Fehlern im Bamberger Aufbauspiel häufig schnell, so auch in Minute 18, als Dominik Römer eine Flanke von links noch am rechten Strafraumeck erreichen konnte. Gegen die aufgerückte Gastmannschaft hatte der aus Höchberg gekommene Flügelspieler viel Platz und brachte das Leder scharf in den Fünfmeterraum, wo Dominik Sperlein per Hacke zum 1:0 für den SVM einschoss! Ein ganz feiner Treffer des Goalgetters, technisch sauber fälschte Sperlein das Leder ins kurze Eck ab und setzte den FCE damit weiter unter Druck. Die Schützlinge von Michael Hutzler riskierten schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Partie recht viel und leisteten sich hin und wieder folgenschwere Ballverluste, ein solcher führte auch in der 28. Minute zur Großchance für die Vitzthum-Elf. Denn nachdem die Hausherren einen Bamberger Diagonalball im Zentrum abfangen und Toyin Ogunjimi per Steilpass auf die Reise schicken konnten, erreichte der schnelle Mittelfeldspieler den Ball knapp vorm herausstürzenden Keeper Fabian Dellermann und wurde vom Torhüter gefoult, Schiedsrichter Thomas Ehrnsperger entschied zu Recht auf Strafstoß. Daniel Krüger nahm sich der Sache an, in der Bayernliga als geübter Schütze vom Punkt eigentlich eine Bank, scheiterte jedoch an Dellermann, der seinen "Patzer" gleich wieder wett machte und die Gäste im Spiel hielt. Am Grundtenor der Partie änderte das jedoch nichts, die Hutzler-Elf versuchte schnell in die Spitze zu spielen, biss sich aber weiterhin die Zähne an der gut sortierten Memmelsdorfer Hintermannschaft aus, während der SVM bei Tempogegenstößen stets gefährlich blieb. Neun Minuten vor Ende des ersten Durchgangs spielte Markus Saal einen Traumpass in den Lauf des gestarteten Sperlein, der Gegenspieler Marc Reischmann abschüttelte und frei auf Dellermann zulief, der Torhüter ging siegreich aus dieser Szene hervor und parierte den Flachschuss des pfeilschnellen Stürmers. Zwei Minuten vor dem Pausenpfiff dann endlich einmal ein gefährlicher Abschluss des FCE, zuvor war lediglich Felix Popp per Kopfball dem Kasten von Lars Medem näher gekommen - Patrick Görtler zielte nach Einwurf von Tobias Linz aus zwölf Metern aber links am Tor vorbei und somit blieb es zur Pause bei der knappen 1:0-Führung für dem SVM.
Gabriel Jessen (li.) hält seinen Memmelsdorfer Gegenspieler Thomas Kamm (re.) mit ausgestrecktem Arm auf Distanz und kann das Leder zu einem Mitspieler bringen.
Hendrik Kowalsky
Im zweiten Durchgang intensivierte Eintracht Bamberg die Bemühungen, deutlich bissiger gingen die in weiß gekleideten Gäste nun in die Zweikämpfe und leisteten sich auch weniger technische Unzulänglichkeiten als noch vor der Halbzeit. Das aus dem Vorjahr gewohnte, saubere und schnelle Passspiel des Teams von Michael Hutzler war alsbald zu erkennen, Memmelsdorf ließ sich ein Stück weit tiefer fallen und war um konsequentes Verteidigen bemüht. Die erste klare Möglichkeit des zweiten Durchgangs vereinte jedoch erneut der SVM für sich und diesmal zappelte der Ball in der 62. Minute auch im Netz. Gerade drei Minuten war Christopher Sowinski auf dem Platz, da zog der Mittelfeldmann über rechts das Tempo an und flankte schließlich in den Sechzehner zu Dominik Sperlein, der ganz überlegt entgegen der Laufrichtung von Keeper Dellermann zum 2:0 für Memmelsdorf einschob! Die Roten schienen auf die Siegerstraße einzubiegen, sechs Zeigerumdrehungen nach seinem zweiten Streich hätte Sperlein die dritte Bude folgen lassen können, sogar müssen. Wieder einmal öffnete ein gut getimter Steilpass der durchgestarteten Nummer Zehn das Feld, clever ging Sperlein an Dellermann vorbei, vermochte es im Anschluss jedoch nicht, das Leder aus fünf Metern ins leere Tor zu schieben und traf stattdessen den Pfosten. Und wie es im Fußball manchmal so ist, in der 70. Minute kamen die Gäste über die linke Außenbahn, eine halbhohe Flanke in den Strafraum schien eigentlich ungefährdet, doch ohne Not rutschte Daniel Krüger in den Ball und traf unglücklich zum 2:1-Anschlusstreffer ins eigene Netz! Neue Hoffnung für die Domstadt, noch blieb ausreichend Zeit, um zumindest einen Punkt mit an die Armeestraße zu nehmen. In der nun beginnenden dramatischen Schlussphase rissen die Bamberger das Kommando an sich, mit Kampfgeist und Leidenschaft bespielte der FCE die tief gestaffelten Memmelsdorfer, die den Vorsprung über die Zeit bringen wollten. Und das schien zunächst auch aufzugehen, weit in die eigene Hälfte zurück verlagert, machte der SVM die Räume geschickt eng und klärte stets konsequent. Doch in der 87. Minute leitete Torhüter Lars Medem mit einem verunglückten Abstoß das 2:2 ein, sein flacher Abschlag fiel Eintracht-Spielführer Maximilian Großmann vor die Füße, der kurz aufschaute, Maß nahm und dann aus rund zwanzig Metern nach seinem satten Flachschuss jubelnd abdrehen konnte! Unglaublich, in den Schlussminuten erkämpften sich die Gäste zumindest einen Punkt, denn es blieb am Ende bei der Punkteteilung, die zumindest auf Seiten der Gastgeber keinen zufriedenstellen dürfte.
Erneut wird Marco Schmitt (vo.) attackiert, diesmal hat sich Pascal Schneider (hi.) an die Fersen des Bambergers geheftet.
Hendrik Kowalsky
Dass der Sieger des Eröffnungsspiels nicht SV Memmelsdorf heißt, hat sich die Mannschaft von Rolf Vitzthum selbst zuzuschreiben. Trotz einer über weite Strecken guten Teamleistung, starker Präsenz im Zentrum und der nötigen Kompaktheit im Abwehrverbund verpasste es der Vorjahressechste, das dritte oder vierte Tor nachzulegen und damit endgültig den Deckel auf diese Partie zu schrauben. Stattdessen packte der SVM bei den Gegentoren tatkräftig mit an, verwandelte selbst zum 1:2 und legte den Ausgleich unfreiwillig auf. Der FC Eintracht belohnte sich somit dafür, dass das Team nie aufsteckte und weiter versuchte, die Fehler bei den Hausherren zu erzwingen, was schlussendlich auch von Erfolg gekrönt wurde. So vermeidet die Hutzler-Elf einen Fehlstart in die neue Saison und kann sich nun in aller Ruhe auf das schwere erste Heimspiel gegen den TSV Buch am nächsten Mittwoch vorbereiten. In Memmelsdorf gilt es derweil, die Fehler der heutigen Partie aufzuarbeiten und die zwei verlorenen Punkte wiederzuholen, bestenfalls gleich am nächsten Mittwoch beim SC Großschwarzenlohe.
Spielbericht eingestellt am 13.07.2018 02:15 Uhr